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Date Posted: 12:51:56 05/20/14 Tue
Author: SPD nicht besser
Subject: CDU Kriegpartei
In reply to: unglaubliche Lügner 's message, "Kriegshetzer Merkel und Steinmeier" on 09:13:46 03/15/14 Sat

>Ukraine: ein Musterfall von double standards...
>Peter Vonnahme 15.03.2014
>...und ein Totalausfall staatsmännischer Kunst
>Es gab eine Zeit, da flogen die deutschen Herzen
>Michail Gorbatschow und - in seinem Gefolge - Russland
>zu. Ohne ihn hätte es die deutsche Wiedervereinigung
>nicht gegeben. Wir waren dankbar. Das Grauen des
>Zweiten Weltkriegs und die lähmende Nachkriegszeit
>waren zwar nicht vergessen, aber für das Deutschland
>der ausklingenden Kohl-Ära war Russland ein
>respektabler Partner geworden. Diese freundliche
>Grundstimmung hielt nicht an.
>
>Unter amerikanischer Anleitung nörgelte die deutsche
>Politik bald wieder an Russland herum. Spätestens als
>Schröder seinen Neufreund Putin zum lupenreinen
>Demokraten adelte, war es chic, diesen und Russland zu
>kritisieren. Putin machte es seinen Kritikern
>allerdings auch nicht besonders schwer. Er ging stur
>seinen Weg, der mit den Wertvorstellungen des
>demokratischen und vorbildhaften Westens schwer
>vereinbar war.
>
>Was immer Putin tat, es stand unter dem
>Generalverdacht des Bösen. Daran änderte sich auch
>nichts, als es Dank russischer Vermittlung gelang,
>einen drohenden Bombenkrieg abzuwenden (Syrien) oder
>einen brandgefährlichen Konflikt einzudämmen (Iran).
>Putin galt im Westen weithin als autoritäre Unperson.
>Anzeige
>
>
>
>"Seine" Olympischen Spiele wurden schon im Vorfeld
>schlechtgeredet. Petitessen wurden mit Häme bedacht
>(erinnert sei an den nicht aufgehenden olympischen
>Ring in der Eröffnungsfeier!). Die sonst
>allgegenwärtige Bundeskanzlerin "bestrafte" Putin mit
>ihrer Abwesenheit. Auch ansonsten konnte man den
>Eindruck gewinnen, dass die Pflege des
>deutsch-russischen Klimas den ehemaligen DDR-Bürgern
>Merkel und Gauck nicht gerade eine
>Herzensangelegenheit ist.
>Obama, Putin: Stets war klar, wer der Sheriff ist und
>wer der Halunke
>
>Demgegenüber wurden imperiale Ausbrüche der Weltmacht
>USA hierzulande wenn überhaupt, dann verschwurbelt
>kritisiert. Nie wurden sie als das bezeichnet, was sie
>tatsächlich waren - flagrante Völkerrechtsverstöße.
>Stein des Anstoßes war meist nicht der Krieg als
>solcher, sondern die Kriegskosten und die Unfähigkeit,
>angefangene Kriege ordentlich zu Ende zu bringen. Beim
>allfälligen politischen Schaulaufen zwischen Obama und
>Putin war stets klar, wer der Sheriff ist und wer der
>Halunke. Der eine stand für Demokratie und Freiheit,
>der andere für Staatsallmacht und Unterdrückung.
>
>Wir leben seit Langem in einer Kultur der
>Vereinfachung, der double standards und der
>selbstgerechten Heuchelei. Der Vorteil liegt auf der
>Hand: Die Welt ist einfach: hie gut, da böse. Aber
>leider ist dieses Bild zu einfach.
>Strategie der Machtausweitung
>
>Tatsache ist nämlich, dass der Westen unter der
>Führung der USA und der Nato seit den 1990er Jahren
>(Zerfall der Sowjetunion) verstärkt eine Strategie der
>Machtausweitung und - spiegelbildlich dazu - eine
>Politik der Zurückdrängung Russlands verfolgt. In den
>letzten Jahren beteiligte sich zunehmend die EU an der
>Umzeichnung der geopolitischen Landkarte.
>
>Auch Deutschland vergaß parallel mit seinem
>wirtschaftlichen Kraftzuwachs seine zurückhaltende
>Rolle. Jüngst waren sich Bundespräsident,
>Außenminister und Verteidigungsministerin an einem
>Wochenende(!) einig, dass Deutschland wieder mehr
>Verantwortung in der Welt übernehmen müsse. Auf
>russische Befindlichkeiten und aus der Geschichte
>erklärbare Ängste wurde im Gefühl gewachsener
>weltpolitischer Bedeutung wenig Rücksicht genommen.
>
>Es war für Russland bereits eine schwerwiegende
>Veränderung seiner Sicherheitsarchitektur, als die DDR
>Teil des Nato-Systems wurde. Das widersprach
>westlichen Zusicherungen im Zusammenhang mit der
>russischen Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung.
>Schlimmer für Russland war, dass frühere
>Ostblockstaaten in die EU und sogar in die Nato
>aufgenommen wurden.
>
>Auch Teile Ex-Jugoslawiens wurden dem westlichen
>Bündnissystem zugeführt. Altkanzler Schröder räumte
>jüngst selbstkritisch ein, dass die vorausgegangen
>Bombardements ein Verstoß gegen das Völkerrecht waren.
>In Grenznähe zu Russland wurden Raketenstellungen
>geplant (Tschechien, Polen) - natürlich ohne vorherige
>Konsultationen. In Georgien, südlicher Nachbar
>Russlands, wurde ein vom Westen ermutigter Abenteurer
>zu einem (missglückten) militärischen Abenteuer
>verlockt.
>
>Länder im nahen und mittleren Osten wurden mit
>teilweise abenteuerlichen Begründungen in das
>geostrategische amerikanische Machtsystem eingebunden
>(Afghanistan, Irak, Libyen). Bei jedem dieser Schritte
>legte sich die Halsschlinge enger um Russland.
>Außerdem wurde im russlandfreundlichen Syrien ein
>desaströser Bürgerkrieg angeheizt und in Ägypten eine
>westorientierte Militärjunta reinstalliert. Nebenbei
>wurde ein Militärschlag gegen den Iran, der sich
>amerikanischem Druck bisher erfolgreich widersetzt
>hat, propagandistisch vorbereitet.
>
>Diese Darstellung mag holzschnittartig vergröbert
>sein, aber sie skizziert die im letzten
>Vierteljahrhundert erfolgte Veränderung der globalen
>Machtbalance zu Lasten Russlands in Umrissen. Sie
>lässt erahnen, wie die russische Seele über Jahre
>hinweg aufs Äußerste gereizt worden ist. Doch der
>entkräftete russische Bär musste nach dem Zerfall des
>Sowjetimperiums in der Schwächephase der
>Gorbatschow/Jelzin-Ära zähneknirschend zuschauen.
>Ukraine: eine inakzeptable Grenzüberschreitung
>
>Und dann kam der von Obama, Kerry, Merkel, Steinmeier
>& Co. geförderte "Volksaufstand" in der Ukraine,
>angeführt von Vorzeigedemokraten wie Timoschenko und
>Klitschko und freudig begrüßt von dem in Deutschland
>hoffierten Oligarchen und Putinfeind Chodorkowskij.
>Man muss kein Freund des patriotischen Präsidenten
>eines wiedererstarkten Russlands sein, um zu
>begreifen, dass für ihn und für viele seiner
>Landsleute die anvisierte Eingliederung der Ukraine in
>die EU (und demnächst auch in die Nato) eine
>inakzeptable Grenzüberschreitung darstellt.
>
>Wenn Putin nicht sein Gesicht verlieren wollte, musste
>er handeln. Denn selbst der Dümmste im Kreml konnte
>nicht länger übersehen, dass die deutsche
>Bundesregierung, die EU-Kommission und die
>US-Administration seit Jahren versuchen, der Ukraine
>mit allen Mitteln ökonomischer Verlockung und
>politischer Erpressung die Westeinbindung schmackhaft
>zu machen.
>
>Es war unverfroren, als deutsche, amerikanische und
>polnische Politiker wildentschlossenen Demonstranten
>auf dem Maidan ihre Solidarität versicherten,
>unmissverständlich einen Regimewechsel herbeiredeten
>und zu diesem Zweck Geldversprechen in Milliardenhöhe
>abgaben - mit dem klaren Ziel, die Ukraine aus der
>historischen Beziehung zu Russland herauszulösen.
>
>Testfrage: Wie würden die USA reagieren, wenn heute in
>ihrer Grenznähe (etwa in Mexiko oder in Kanada) ein
>von außen entfachter Volksaufstand ausbräche? Zumal
>dann, wenn namhafte Vertreter Moskaus oder Pekings in
>den Hauptstädten dieser Nachbarstaaten die
>revoltierenden Massen anheizen würden?
>
>Wer immer noch kein Verständnis für den derzeitigen
>russischen Alarmismus aufbringt, der möge sich an die
>amerikanische Reaktion auf die im Jahre 1962 begonnene
>Aufstellung russischer Raketen in Kuba, dem Vorhof der
>USA, erinnern. Noch nie stand die Welt so dicht vor
>einem weiteren Weltkrieg!
>Einseitige Abtrennung der Krim aus dem ukrainischen
>Staatsverband ist rechtswidrig...
>
>Natürlich ist es das unverbrüchliche Recht eines jeden
>Volkes, selbst zu bestimmen, wohin es sich orientieren
>will. Das gilt für die Ukrainer ebenso wie für die
>Bewohner der Krim. Kompliziert wird es, wenn durch
>Änderungswünsche ethnische Bindungen berührt werden
>und bestehende Grenzen verändert werden sollen.
>
>Dann drohen Unruhen und Gewaltausbrüche. Dann beginnt
>die Stunde der Mobilmachungen und Sanktionen. Obama
>kündigt an, den für 4. und 5. Juni vereinbarten
>G8-Gipfel in Sotschi einseitig platzen zu lassen. Das
>ist kontraproduktiv. Die Frage sollte eher sein, ob
>der Termin vorgezogen werden kann. Eigentlich wäre
>dies die hohe Stunde der Diplomatie, der Verhandlungen
>und des Völkerrechts.
>
>Volksaufstände und Sezessionswünsche setzen nämlich
>das Völkerrecht nicht außer Kraft. Das Gegenteil ist
>der Fall: Solche Vorgänge sind seine Bewährungsprobe.
>Das internationale Recht verpflichtet alle Staaten zur
>Respektierung der territorialen Unversehrtheit und der
>politischen Unabhängigkeit anderer Staaten. Außerdem
>sind internationale Streitigkeiten friedlich
>beizulegen (Art. 2 UN-Charta).
>
>Einseitig erklärte Sezessionen sind unzulässig. Das
>gilt erst recht für Umgliederungen unter Anwendung
>militärischer Gewalt. Deshalb sind alle Maßnahmen, die
>auf eine einseitige Abtrennung der Krim aus dem
>ukrainischen Staatsverband hinauslaufen, rechtswidrig
>und zwar auch dann, wenn sie im Einvernehmen mit der
>Mehrheit der Bevölkerung auf der Krim getroffen
>würden.
>
>Ein Anschluss an Russland wäre demnach nur mit
>Zustimmung des ukrainischen Staates rechtmäßig, aber
>diese liegt nicht vor. Auch der Beschluss der
>russischen Duma, zum Schutz der eigenen Landsleute in
>der Ukraine notfalls bewaffnete Truppen einzusetzen,
>ist völkerrechtswidrig.
>...und die Kritik daran doppelbödig
>
>Gleichwohl ist die vom Westen erhobene Kritik an
>russischen Völkerrechtsverletzungen doppelbödig. Denn
>der demokratische Westen hat auch keine weiße Weste:
>Bosnien und Kroatien sind keine Vorbilder für
>geglückte Sezessionen. Auch die einseitige
>Unabhängigkeitserklärung der serbischen Provinz Kosovo
>war völkerrechtswidrig, weil sie gegen den Willen
>Serbiens erfolgt ist. Es geht auch anders (z.B.
>Aufteilung der CSSR in Tschechien und der Slowakei).
>
>Ein weiteres Problem kommt hinzu. Die Legitimation der
>derzeitigen Machthaber in Kiew ist schwach. Einerseits
>werden sie durch faschistische Gruppierungen gestützt.
>Andererseits sind sie nicht durch eine Wahl, sondern
>durch einen Umsturz an die Macht gekommen. Insofern
>gleichen sie der neuen Krim-Führung.
>
>Wenn allerdings der amtierende ukrainische
>Regierungschef Jazenjuk mit Blick auf die
>Krim-Machthaber wettert, sie seien eine Gruppe von
>Kriminellen, die auf verfassungswidrige Weise die
>Macht an sich gerissen hätten, dann sagt das mehr über
>ihn als über seine Gegner aus. Hätte er nämlich in den
>Spiegel geschaut, dann hätte ihm ein vergleichbar
>Krimineller entgegengeblickt.
>Suche nach tragfähigen Lösungen
>
>Es wäre allerdings blauäugig, das Völkerrecht zum
>alleinigen Entscheidungskriterium zu erheben. In der
>Praxis spielen die tatsächlichen Machtverhältnisse und
>die Politik eine wesentliche größere Rolle. Politik
>heißt Vernunft und Suche nach tragfähigen Lösungen.
>Das bedeutet zunächst, dass der Einsatz militärischer
>Kräfte durch Russland und die Aktivierung von
>F16-Kampfjets und AWACS-Aufklärungsflugzeugen durch
>die USA bzw. durch Deutschland definitiv falsche
>Antworten auf die Krise sind. Waffen sind kein Ersatz
>für notwendige Gespräche.
>
>Das bedeutet weiter, dass alle Kampagnen mit dem Ziel,
>den Kontrahenten zu diskreditieren, einzustellen sind.
>Es ist völlig sinnlos, den innerukrainischen Konflikt
>zu einem Kampf zwischen einer Westorientierung
>(verbunden mit Wohlstand, Demokratie, Freiheit und
>Menschenrechte) und einer Ostorientierung
>(gleichbedeutend mit Abhängigkeit, Unfreiheit und
>wirtschaftlicher Misere) hochzustilisieren. Es geht
>nicht um Ost oder West, um gut oder böse, sondern
>allein um die beste Lösung für die ukrainischen,
>russischen und sonstigen Volksgruppen.
>
>Leider stehen wir in puncto Konfliktmanagement derzeit
>vor einem Totalausfall. Außer Gewalt, Machtgehabe,
>Dampfgeplauder, Provokation und Heuchelei war wenig.
>Die Reisen von Steinmeier und Kollegen? Außer Spesen
>nichts gewesen.
>
>Henry Kissinger sagte kürzlich, die Dämonisierung von
>Wladimir Putin sei keine Politik, sie sei ein Alibi
>für die Abwesenheit von Politik. Und weiter:
>
>Die Ukraine-Frage wird viel zu oft als ein Showdown
>dargestellt: Geht das Land an den Westen oder an den
>Osten? Aber um zu überleben und sich zu entwickeln,
>darf die Ukraine niemandes Vorposten sein.
>
>Wo Kissinger recht hat, hat er recht. Die Welt braucht
>dringend Politiker, die den Weltfrieden über
>Hegemonialpolitik stellen. Das Fehlen solcher
>Staatsmänner macht Sorgen, weit über die Krimkrise
>hinaus...
>
>Der Autor Peter Vonnahme ist Richter am Bayerischen
>Verwaltungsgerichtshof i.R. und ehemaliges Mitglied im
>Bundesvorstand der Neuen Richtervereinigung.

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