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Date Posted: 18:00:26 23.02.2014
Author: Gustl
Subject: Re: Zäpfchen und rektales Fiebermessen Mitte-Ende der 90er Jahre

Hab den Beitrag nochmal hochbefördert, vielleicht fällt ja doch noch jemandem was dazu ein...

>Hallo zusammen,
>
>ich lese hier schon länger mit, habe auch schon ein
>paar Mal Kleinigkeiten gepostet, allerdings noch nie
>einen längeren Text...
>
>Allerdings gehen mir seitdem ich hier mitlese ein paar
>Dinge im Kopf rum, die ich gerne mal loswerden möchte,
>vielleicht mag ja der ein oder andere seinen Senf dazu
>geben.
>
>Zunächst einmal ganz generell: rektales Fiebermessen
>oder Zäpfchen waren bei uns zu Hause nie ein Thema -
>zumindest spätestens als ich aus dem Kindergarten
>heraus kam, bin ich damit nicht mehr in Kontakt
>gekommen. Meine Eltern vertraten wohl die Meinung,
>dass ich genausgut Tabletten oder Saft nehmen könne -
>und Fieber wurde bei uns zu Hause in der Achselhöhle
>gemessen. Zur zeitlichen Einordnung: Ich wurde Ende
>der 70er geboren.
>
>Schon früh interessierte ich mich für alles, was mit
>Erster Hilfe und Gesundheit zu tun hat und so war es
>nur eine Frage der Zeit, bis ich mit vielleicht 14
>Jahren ins Rote Kreuz eintrat, später habe ich dann
>parallel zur Schule die Ausbildung zum Rettunssani
>gemacht. Darüber hinaus auch noch die Ausbilderscheine
>des Roten Kreuzes in den Bereichen Erste Hilfe und
>Sanitätsdienst (bis hin zu San C und Notfalltraining
>Reanimation, wenn das jemandem was sagt).
>
>Zu den Aufgaben unserer Rotkreuz-Bereitschaft gehörte
>es, beim sogenannten "ärztlichen Notdienst" als Helfer
>zu arbeiten - und so habe ich mir ab meinem 18
>Geburtstag so manches Wochenende bei eben diesem
>ärztlichen Bereitschaftsdienst um die Ohren
>geschlagen. Und das war auch die Zeit, wo ich zu
>meiner Verwunderung wieder verstärkt mit Zäpfchen und
>auch dem rektalen Fiebermessen in Kontakt kam. Die
>folgenden Geschichten haben sich wirklich so
>zugetragen und sind keine Erfindungen meiner
>Phantasie. Aber der Reihe nach:
>
>Schon auf der Rettungsdienstschule wurde uns Mitte der
>90erjahre die rektale Messung noch als "Goldstandard"
>gelehrt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass
>uns vermittelt wurde, dass Ohrthermomter (zumindest
>damals) sehr ungenau seien und bei den schwankenden
>Aussentemperaturen in einem Rettungswagen sowie so
>nicht in Frage kämen. Vom axilliaren Messen hielt der
>Dozent nicht viel ("zu ungenau!"), gleiches galt für
>die sublinguale Messung ("wenn der vorher was
>getrunken hat oder eine verstopfte Nase hat etc.").
>Wenn wir also eine Temperatur bräuchten, dann sollten
>wir rektal messen - oder eben gar nicht.
>
>Bei meinen ersten Diensten als Helfer beim "ärztlichen
>Notdienst" nam mich eine recht rustikale ältere Ärztin
>sozusagen an die Hand. Auch hier galt als Standard die
>rektale Messung. - Die meisten Patienten waren
>Jugendliche und Kinder und Gundsätzlich wurde bei
>jedem Jugendlichen oder Kind bis 14 Jahren, das in die
>Notfallambulanz kam, die rektale Temperatur gemessen,
>es sei denn, es handelte sich um eine klar
>chirurgische Indikation. Bei älteren Jugendlichen oder
>Erwachsenen wurde entsprechend der Anordnung der Ärzte
>gemessen, wobei, wenn Fieber vorhanden war, in dem
>Anamnesebogen meistens das Kästchen mit "rektal"
>angekreuzt wurde. Zu meiner Verwunderung gab es
>allerdings so gut wie nie Diskussionen darum, sondern
>ich musste bei "was-weis-ich-wie-vielen" Leuten die
>rektale Temperatur messen. Bei kleinen Kindern fragte
>ich immer, ob das nicht lieber die Mutter machen soll,
>bei größeren habe ich auch gefragt, ob sie vielleicht
>selbst messen wollen. Allerdings wollte der Großteil
>nicht selbst messen, sondern die Temperatur gemessen
>bekommen - und von Eltern habe ich zum Teil auch
>Spüche à la "Sie werden doch dafür bezahlt" zu hören
>bekommen. Es erscheint mir also, als wäre es in der
>Zeit zwischen 1995 und 2001, in der ich dort jobbte,
>noch relativ verbreitet gewesen, rektal zu messen,
>bzw. sich rektal messen zu lassen - auch wenn das bei
>uns zu Hause nicht der Fall war.
>
>Auch kann ich mich an ein etwa 15- oder 16jähriges
>Mädchen erinnern, das mit seinen beiden Elternteilen
>mit einer ganz schön fiesen fiebrigen Bronchitis zu
>uns in die Praxis kam. Nach diversen Untersuchung wie
>Abhören, Zunge zeigen, der üblichen (rektalen)
>Temperaturmessung und Erhebung von Puls und Blutdruck
>wollte der diensthabende Arzt ein Rezept mit
>Medikamenten ausstellen. Der Vater fragte dann, als
>wäre es das normalste von der Welt, ob die Medikamente
>für seine Tochter auch als Zäpfchen verschrieben
>werden könnten. Als der Arzt nach dem "warum" fragte,
>sagte der Vater, dass sie als Eltern eine gewisse
>Kontrolle über die Medikamenteneinnahme hätten und es
>ja ohnehin besser für den Magen sei. Das Mädchen hat
>sich während der ganzen Zeit überhaupt nicht geäussert.
>
>Ein paar Jahre später hatte ich dann mein Abitur in
>der Tasche, aber jobbte weiterhin beim ärztlichen
>Notdienst und auch beim sogenannten Hausnotrufdienst.
>Der Hausnotrufdienst war eigentlich ein Hilfsdienst
>für Senioren, die mittels Funksender hilfe rufen
>konnten, wenn sie hingefallen oder sonstwie hilflos
>waren. Dafür gab es ein Auto mit den ganzen Schlüsseln
>der Wohnungen aber auch der (abgespeckten) Ausstattung
>eines Rettungswagens. Darüber hinaus waren auch noch
>ein paar freiverkäufliche Medikamente (Sportsalbe,
>Kopfschmerztabletten etc.) in dem Wagen, die man nach
>Rücksprache mit dem Hausarzt an die älteren Patienten
>geben konnte. Eines Tages hatte ich Dienst - und mein
>privates Handy klingelte. Dran war eine ehemalige
>Schulkameradin von mir, die sich sehr krank anhörte.
>Sie meinte sie hätte wohl hoch Fieber - und ob ich
>sozusagen als "Fachmann" etwas wüsste, was sie dagegen
>einnehmen könne. Da ich mit meinem Hausnotrufwagen
>zufälligerweise gerade in der Nähe war, bot ich ihr
>an, einmal kurz vorbei zu schauen. Sie war damals
>vielleicht 19 oder 20, es war der Winter nachdem wir
>Abi gemacht hatten - und sie wohnte noch bei ihren
>Eltern, die aber, warum auch immer, nicht wissen
>sollten, dass es ihr nicht gut geht. Naja, als ich mit
>meinem Wagen bei der mir bekannten Adresse geparkt
>hatte, hab ich sie übers Handy angerufen, damit sie
>mich reinlässt. Sie sah wirklich sehr schlecht aus und
>ich fragte sie dieses und jenes zu ihren Beschwerden,
>zwar immer darauf hinweisend, dass sie ja wisse, dass
>ich kein Arzt sei, aber sie wollte partout in der
>Nacht nicht ins Krankenhaus. Auf die Frage, ob sie
>denn schon Fieber gemessen hatte, antwortete sie mit
>"nein" und dass sie kein Fieberthermomter gefunden
>habe. Als ich ihr anbot meins aus dem Auto zu holen,
>schien sie zunächst wenig begeistert, meinte dann
>aber, dass es wohl besser sei zu messen und dass das
>ja keine große Sache sei. Gesagt getan, als ich mit
>meinem Hausnotrufköfferchen vom Auto kam, lag meine
>ehemalige Klassenkameradin bereits bäuchlings auf dem
>Bett und zog sich gerade die Hose herunter. Auf meinen
>Hinweis, wir könnten doch auch unter der Achsel
>messen, kam zu Antwort, dass sie es nicht anders
>kennen würde, als so und dass ich schließlich Sani sei
>und sowas bestimmt schon öfters gemacht hätte.
>Offenkundig war auch hier die rektale Messung eine
>ganz normale Sache. Nebenbei bemerkt habe ich sie dann
>doch noch überreden können, in der Nacht noch in die
>Klinik zu fahren, weit über 40°C waren wohl Argument
>genug.
>
>So gäbe es noch einiges zu Berichten, aber ich will
>Euch ja nicht langweilen. Vielleicht hat jemand
>ähnliches erlebt - oder vielleicht war auch bei Euch
>noch in den 90ern rektales Fiebermessen und Zäpfchen
>etwas ganz normales. Übrigens: Die Notdienstzentrale
>befand sich nicht auf dem platten Land sondern im
>unmittelbaren Einzugsgebiet einer Großstadt.
>
>Liebe Grüße
>Gustl

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