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Date Posted: 05:33:54 07/26/02 Fri
Author: BlackAid
Author Host/IP: NoHost / 209.3.144.105
Subject: LebenWirdZurHölle

Seit über 4 Jahren bin ich nun schon bestrebt, meine psychischen Qualen zu lindern, dem Leben etwas Positives abzugewinnen. Eine Zeitlang sah es auch fast so aus, als würde ich es schaffen, eine Wende zur Sonnenseite des Lebens zu machen. Aber ich hatte die Rechnung ohne mein selbstzerstörerisches Begehren nach persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit, nach Lust und Liebe gemacht. Vieles habe ich gefunden, was mir half, mich selbst zu beschränken und dem Leben eine poetische Note zu geben. Ein beträchtliches Maß meiner Leiden konnte ich durch lesen von Büchern und von Leidensgeschichten Anderer mindern - 'Befreit aus einer Hölle' von Catherine Derivery, einer ehemaligen Depressiven mit mehreren Selbstmordversuchen z.B. oder Romane von Erich Fromm 'Die Kunst des Liebens', Milan Kundera (grandioser Denker)'Die Unsterblichkeit', 'Das Buch vom Lachen und Vergessen', 'Liebesgeschichten' von Tschingis Aitmakow, Platon 'Das Gastmahl'(Philosophische Gedanken zum Wesen des Eros), 'Zur Quelle der Kraft' von Jose und Lena Stevens, Herrmann Hesse 'Das Leben bestehen'(in dem das Leben, wie auch offene Gedanken über den Freitod behandelt werden - sehr empfehlenswert!) und viele andere phantastische Bücher, die mir dunkle Stunden versüssen, quälende Gedanken vertreiben und schlafloser Nächte Zeit totschlagen halfen.
Ich fing an Tagebücher zu schreiben und positive Erlebnisse festzuhalten, schlimme Erlebnisse von der Seele zu schreiben, was mir sehr geholfen hat. Ich zeichnete etwas, ich machte Musik(was am besten von Allem für mich war und mich vor Schlimmerem bewahrt hätte, wenn ich es nicht abgebrochen hätte). Nachdem ich mehrere Psychiater durchprobiert hatte und ich auch schon verschiedene Arten von Neuroleptika und Antidepressiva(die in akuten psychotischen Zuständen hilfreich sein können) über längere Zeit eingenommen und wieder abgesetzt hatte(weil ich fett und unansehnlich wurde, mein Gefühls -und Geschlechtsleben in einer Zwangsjacke steckte) und Sogar Budo-Kampfsport, Radfahren und Schwimmen ausgiebig trieb und immer noch treibe, bin ich nun, nach mehreren depressiven Rückschlägen und fehlgeschlagenen Versuchen, im Berufsleben wieder dauerhaft Fuß zu fassen und eine dauerhafte Beziehung einzugehen, am Ende meiner Kräfte angelangt. Was mich schon seit meiner Jugend immer wieder bewegt, nun mehr denn je, ist eine tiefe Sehnsucht nach dem Sprung ins Ungewisse, mein gequältes Ich endlich zu befreien. Waren früher noch Hoffnungnen und Illusionen ob der schönen Seiten Seiten des Lebens vorhanden(sind sie auch zu einem kleinen Teil immer noch) so stehe ich nun vor einem riesenhaften Bergmassiv, dem Leben, von dem ich schon zum wiederholten Male abgerutscht und in ein tiefes Tal gefallen bin. Einfach aufstehen und nochmal hinaufsteigen, war bisher immer meine Eintellung. Doch meine Zeiten ,in denen ich exzessiv smokte und zu allem Übel auch psychedelische Substanzen und Schnelles konsumierte, haben ihre Spuren in meiner Seele hinterlassen. Wenn ich die Standfestigkeit gehabt hätte, danach auch vom Grünen die Finger zu lassen, würde ich wohl heute das hier nicht schreiben. Es mag ein Jeder halten, wie er will, doch ich finde, daß diese Gesellschaft einfach zu verroht ist, um in ihr Experimente mit psychoaktiven Substanzen, zumal von härterer Sorte, zu machen...
Hatte ich also zwischenzeitlich wieder die Sonne erblickt, sollte ich alsbald umso tiefer in die dunkelsten Abgründe rutschen, nachdem ich schulisch versagt und nun endgültig dem Kraut lebewohl gesagt hatte.
Seitdem habe ich viel Kämpfen müssen, oft einen Neuanfang gemacht. Doch wegen meiner antiautoritären Tendenzen und auch wegen Zuständen verminderter Aufmerksamkeit(unter Medikamenteneinfluss), in denen mir Fehler unterliefen - in Jobs, die keine Fehler verzeihen, blieb mir eine feste Arbeit versagt, die mir hätte Halt geben können. Ich weiß nicht, ob es mein extremes Streben nach Individualität ist, oder meine Bisexualität in einer absolut homophoben Umgebung
, doch blieb mir eine feste, glückliche Beziehung ebenso versagt und bis auf einige kurze maximal einige Wochen dauernde Abenteuer habe ich nie erfahren, was Liebe ist.
Seit fast einem halben Jahr bin ich arbeitslos und schlage mich jeden Tag mit Geldnöten, Einsamkeit, Ausgeschlossenheit, Apathie und depressiven Gedanken herum, warte seit über drei Monaten auf eine Kur. Von meinem Psychiater, der mir seine Hilfe aufgekündigt hatte, nachdem ich meine Medikamente abgesetzt hatte, konnte ich keine Hilfe erwarten. Und wer schon einmal versucht hat, eine Therapie bei einem Psychiater zu bekommen, weiß, unter einem halben Jahr Wartezeit hat man keinerlei Aussicht auf einen Platz. So lebe ich seit Monaten, einzig mein bester Freund und Teile meiner Familie haben mir geholfen, diese Zeit zu überstehen. Tag für Tag ein Kampf mit und um sich selbst, dem Lärm der Straße, den Behörden, der Verzweiflung und am schlimmsten, dem Grauen und den Schmerzen in der Brust(ja ,Depression kann massive physische Schmerzen verursachen), die die Lebenslust zerfressen, Lebensenergie aussaugen, die Gefühle versiegen lassen und den Schlaf rauben. Jedes Lachen verursacht Schmerzen von unendlicher Qual, läßt die Fähigkeit zu Lachen immer mehr verebben. Jede Schlaflose Nacht muß bezahlt werden mit erneuter Zunahme von Unrast und dem Abnehmen der Fähigkeit einen erholsamen und ruhigen Schlaf zu haben.
Jede unerfüllte Liebe läßt die Liebesfähigkeit ein Stück mehr vertrocknen.

'...aus dieser Mühle der Leiden ist jeder, auch der schmählichste Ausgang innig zu wünschen, hier gibt es kein Theater des Edelmuts und Heroismus mehr, hier bin ich vor die einfach Wahl gestellt zwischen einem kleinen, flüchtigen Schwmerz und einem unausdenklich brennenden, endlosen Leid...
Sei es in einem Jahr oder in einem Monat, sei es morgen schon - die Pforte steht offen.'

Herrman Hesse

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