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Date Posted: 15:27:59 07/28/10 Wed
Author: tony
Subject: Unglück bei der Loveparade 2010
In reply to: tony 's message, "love parade 2010, bisher 15 tote ..." on 13:00:26 07/24/10 Sat


Unglück bei der Loveparade 2010
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Panoramaaufnahme des Hauptveranstaltungsgeländes der 19. Loveparade 2010 in Duisburg – im Vordergrund links der Hauptbahnhof, rechts am Bildrand die Autobahn A 59 (Juni 2010)Das Unglück bei der Loveparade 2010 ereignete sich am 24. Juli 2010 vor und während der Abschlussveranstaltung der 19. Loveparade in Duisburg. Nach Angaben der Duisburger Staatsanwaltschaft kamen dabei 21 Menschen ums Leben, von denen 16 direkt am Unglücksort verstarben. Dieser liegt im Bereich einer Rampe, die von einer Unterführung auf das Veranstaltungsgelände führt. Über 500 weitere Menschen wurden verletzt.[1]

Die Unglücksursachen und weitere Details wurden Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Duisburg. Im ersten Polizeibericht über das Unglück sowie in mehreren Medienberichten wurde eine Massenpanik als mögliche Ursache genannt.[1][2]

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Hintergründe, Ereignisse im Vorfeld der Veranstaltung
2 Das Unglück
2.1 Hergang
2.2 Ermittlungen
2.3 Stellungnahmen und Reaktionen Beteiligter
3 Ortsbeschreibung
3.1 Die Zufahrtsrampen im Süden
3.2 Nordzufahrt
3.3 Zugangsstrecken
4 Auswirkungen auf andere Großveranstaltungen
5 Weblinks
6 Einzelnachweise

Hintergründe, Ereignisse im Vorfeld der Veranstaltung [Bearbeiten]
Die seit 1989 jährlich (außer 2004, 2005 und 2009) veranstaltete Loveparade zog 2007 vom Gründungsort Berlin ins Ruhrgebiet um, wo sie zunächst in Essen (2007) und Dortmund (2008) stattfand. Die ursprünglich in Bochum geplante Loveparade 2009 wurde indes im Januar 2009 abgesagt, Hauptgrund dafür war die mangelnde Kapazität des Bochumer Hauptbahnhofs. Außerdem gab es bis zuletzt keinen geeigneten Streckenverlauf für die Technoparade, die in Essen laut Angaben des Veranstalters 1,2 Millionen Besucher und in Dortmund angeblich 1,6 Millionen hatte.[3][4]


Pressekonferenz im Vorfeld der 19. Loveparade im Juni 2010 in Duisburg. Von links: Oliver Scheytt (vom Projekt RUHR.2010), Oliver Pocher (Komiker), Anthony Rother (Electro-Musiker), Rainer Schaller (Veranstalter und Sponsor der Loveparade 2010), Adolf Sauerland (Oberbürgermeister von Duisburg).Für 2010 war als Veranstaltungsort turnusmäßig Duisburg vorgesehen. Im Vorfeld galt die Loveparade 2010 als eine der wichtigsten und größten Veranstaltungen zur RUHR.2010 im Rahmen der Feiern des europäischen Kulturhauptstadtjahres, auch wenn sie weder finanziell noch organisatorisch von dessen Organisatoren unterstützt wurde.[5] Veranstalter war, wie in den Vorjahren seit 2006, die Lopavent GmbH des Unternehmers Rainer Schaller, der mit seiner McFit GmbH auch als Sponsor der Loveparade auftrat.

Bereits im Februar 2009 wies der damalige Polizeipräsident von Duisburg Rolf Cebin darauf hin, dass es problematisch sei, ein geeignetes Veranstaltungsgelände zu finden. Konsequenz war, dass der CDU-Kreisverband Duisburg ihn zum Rücktritt aufforderte.[6][7] Der damalige Bundestagsabgeordnete der CDU Thomas Mahlberg forderte in einem Schreiben an den Innenminister von Nordrhein-Westfalen Ingo Wolf die Ablösung von Rolf Cebin. Cebins Vorgehen ziehe eine „Negativberichterstattung in der gesamten Republik“ nach sich, Mahlberg bat daher „Duisburg von einer schweren Bürde zu befreien und den personellen Neuanfang im Polizeipräsidium Duisburg zu wagen“.[8][9][10] Rolf Cebin wurde im Mai 2010 altersbedingt in den Ruhestand versetzt.[11] Sein Nachfolger sah dann keine Probleme mit der Sicherheit mehr.[12]

Als Veranstaltungsgelände wurde dann der nahe des Duisburger Hauptbahnhofs gelegene ehemalige Güterbahnhof Duisburg Gbf festgelegt. Bereits vor der Veranstaltung wurden kritische Stimmen in Bezug auf die Organisation der kommerziellen Veranstaltung und das Veranstaltungsgelände selbst laut. Das zur WAZ-Mediengruppe gehörende regionale Onlineportal DerWesten hatte noch am 20. Juli 2010 darauf hingewiesen, dass das Party-Gelände für so viele Menschen ungeeignet sei.[13]

Vor dem Event gingen Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent davon aus, dass sich 400.000 bis 500.000 Menschen gleichzeitig auf dem abgesperrten Veranstaltungsgelände mit einer Fläche von 230.000 m² aufhalten könnten, obwohl nur 250.000 Menschen genehmigt waren.[1] Nach Schätzungen wurden jedoch eine Million Besucher für die unter das Motto The Art of Love gestellte Loveparade 2010 in Duisburg erwartet, nachdem es zwei Jahre zuvor bei der Loveparade in Dortmund laut Lopavent Angaben angeblich 1,6 Millionen[3] waren. Erwartet wurde, dass ein Großteil der Besucher mit dem öffentlichen Nahverkehr an- und abreisen wird. Der erwartete Zeitraum für die Anreise begann um circa 10 Uhr und dauerte bis 19 Uhr; der erwartete Zeitraum für die Abreise begann ab circa 16 Uhr und dauerte bis circa 3 Uhr, bis die letzten Züge den Duisburger Hauptbahnhof verlassen hätten.[14] Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe war sich sicher, dass auch bei einer nötigen Sperrung des Zugangs zum Partygelände dieser problemlos gesteuert werden könnte.[13]

Der Sprecher der Deutschen Bahn AG Udo Kampschulte hielt bereits im Vorfeld Probleme für möglich, wenn sich die Fahrgäste der 700 Sonderzüge nicht an die vorgeschriebenen Wege halten und zum Beispiel die Gleisanlagen überqueren würden.[13]

Das Unglück [Bearbeiten]
Hergang [Bearbeiten]

Die Eisenbahnunterführung, die zur Rampe als Hauptzugang zum Gelände der Loveparade führt (Aufnahme von 2008).
Lautsprecherwagen, der von der Polizei für Durchsagen benutzt wurde (hier auf der Düsseldorfer Straße/Ecke Mercatorstraße, gegen 18:45 Uhr).
Polizei- und Rettungsfahrzeuge auf der Düsseldorfer Straße in der Nähe des westlichen Tunneleingangs, kurz nach dem Unglück gegen 18:15 Uhr.Das Unglück ereignete sich gegen 17:00 Uhr[15] auf der Rampe am Eingang, die aus Unterführungen an der Karl-Lehr-Straße heraus auf das Gelände führt. Diese Straße verläuft unter der Bundesautobahn 59 und einer Eisenbahnstrecke hindurch und diente – laut Polizeiaussagen – als Hauptzugang zum Veranstaltungsgelände der Loveparade auf dem ehemaligen Güterbahnhof Duisburg. Ein Polizeisprecher bejahte auf der Pressekonferenz am 25. Juli die Frage eines Journalisten, ob es zutreffend sei, dass der Tunnel bis 16:00 Uhr der einzige Zugang und gleichzeitig der einzige Ausgang des Festgeländes gewesen sei.[16] Ein breiter Eingang am Kreisverkehr Mercatorstraße war nur für besonders Legitimierte (z. B. Organisatoren, Rettungskräfte, VIPs) eingerichtet worden und für normale Besucher gesperrt. Die A 59 war an diesem Tag ab 8 Uhr für 24 Stunden ab dem Autobahnkreuz Duisburg in Fahrtrichtung Düsseldorf gesperrt, die Gegenrichtung ab der Anschlussstelle Wanheimer-Ort.[17] Die gesperrte Autobahn wurde nach dem Unglück zum Verbandsplatz für die Verletzten.[18]

Die genauen Unglücksursachen und -umstände sind noch nicht vollständig geklärt. Medien berichteten in den ersten Stunden nach dem Unglück überwiegend von einer Massenpanik in der Unterführung, die Fluchtbewegungen ausgelöst habe, bei der die Opfer niedergetrampelt worden seien. Laut Polizeibericht vom 28. Juli 2010 über den Hergang sind die 14 unmittelbar auf dem Festivalgelände Getöteten alle außerhalb der Tunnels im engen Bereich an der kleinen Treppe, die an einer Seite der Rampe stand, zerquetscht worden und erstickt. Dort habe sich der Druck der Besuchermenge stark erhöht und umgestürzte Gitter seien zur Stolperfalle geworden. Die Ursache für die hohe Besucheransammlung auf der Rampe lag laut Polizeibericht darin, dass der Veranstalter den Zulauf im Tunnel nicht unter Kontrolle gehabt habe.[19]

Wie eine Dokumentation belegt[20] und Augenzeugen berichteten, hatten Besucher versucht, das Gelände nicht über die Rampe, sondern über eine eigentlich gesperrte Nottreppe zu erreichen. Dabei stürzten, wie der Film dokumentiert, Kletterer in die Menschenmenge unter ihnen ab.[21] Diese Darstellung wurde von den Verantwortlichen – unter Vorbehalt weiterer Untersuchungen – auch auf der Pressekonferenz am 25. Juli geäußert.

Insgesamt kamen dreizehn Frauen und acht Männer[22] aus sieben Ländern zu Tode.[23] Die Obduktion der Leichen hat ergeben, dass mindestens 20 der untersuchten Todesopfer an einer Brustdruck-Kompression gestorben sind. [24]

Wie das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen bestätigte, wurde der Zu- und Abgang über die Rampe von 16:01 bis 16:40 durch eine Polizeikette gesperrt.[25] Der stellvertretende Polizeipräsident von Duisburg sagte in einer Pressekonferenz am Mittag des 25. Juli, nach seiner Kenntnis sei es nicht zutreffend, dass die Polizei auf der Tunnelausgangsseite eine Sperre eingerichtet habe.[16] Augenzeugen berichteten, die auf dem Gelände kreisenden, mit Lautsprecheranlagen und kleinen Tanzflächen ausgestatteten Lastwagen (sogenannte Lovemobiles bzw. Floats) hätten verhindert, dass die ankommenden Besucherströme sich schnell genug über das Gelände verteilen konnten.

Der Veranstalter Rainer Schaller sagte am Abend des 26. Juli: „Die Einsatzleitung der Polizei hat die Anweisung gegeben, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang an der Düsseldorfer Straße zu öffnen.“ Dadurch sei der Hauptstrom der Besucher wegen der Polizeianweisung unkontrolliert in den Tunnel geströmt. Warum die Polizei diese Anweisung gegeben habe, wisse er nicht.[26]

Für das von der Stadt Duisburg genehmigte Gelände wurde eine Kapazität von 250.000 Menschen angegeben. Der Veranstalter hatte vor dem Unglück bekanntgegeben, dass über den Tag summiert 1,4 Millionen Besucher an der Veranstaltung teilgenommen hätten.[1][27][28] Die Polizei bestätigte diese Angaben nicht.[1] Die Grundlage der Schätzung wurde nicht öffentlich genannt. Die Deutsche Bahn gab an, bis 14:00 Uhr etwa 105.000 Personen nach Duisburg befördert zu haben.[1]

Ermittlungen [Bearbeiten]
Die genaue Abfolge der Ereignisse ist jedoch noch nicht geklärt und Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Am folgenden Tag beschlagnahmte die Duisburger Staatsanwaltschaft die Planungsunterlagen der Veranstalter.[29] Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Duisburg ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt. Sie stellte hierbei auch von den Veranstaltern und der Stadt Duisburg erstellte Planungs- und Genehmigungsunterlagen sicher.[30] Am Vormittag des darauffolgenden Tages durchsuchten die Ermittlungsbehörden die Räume der dem Oberbürgermeister Adolf Sauerland unterstellten zuständigen Genehmigungsbehörde. Weiterhin wurde bekannt, dass die Organisatoren durch Sachbearbeiter der Unteren Bauaufsicht im Duisburger Amt für Baurecht und Bauberatung von der Einhaltung von Vorschriften über Fluchtwege befreit wurden.[1]

Am Montag, den 26. Juli 2010 übernahm das Polizeipräsidium Köln die Ermittlungen, um Zweifeln an der Neutralität der Duisburger Polizei zuvorzukommen.[31]

Stellungnahmen und Reaktionen Beteiligter [Bearbeiten]
Duisburgs stellvertretender Polizeipräsident Detlef von Schmeling sagte, es seien „keine Menschen im Tunnel zu Tode gekommen“, sondern ausschließlich an der Zugangsrampe. 14 Menschen seien an einer schmalen Betontreppe ums Leben gekommen, zwei an einer Werbetafel. Fünf Verletzte verstarben später im Krankenhaus. Das Alter der Toten liege zwischen 18 und 38 Jahren. Von Schmeling führte auf, dass die Polizei vor dem Unglück eine zweite Zugangsrampe geöffnet habe. Teil des Sicherheitskonzeptes sei es gewesen, den Zugang zum Tunnel zu regulieren, was den ganzen Tag geschah. Der Zugang zum Gelände sei zu keinem Zeitpunkt gesperrt gewesen. Zum Zeitpunkt des Unfallgeschehens habe es noch Bewegungsmöglichkeiten auf der Rampe gegeben und das Veranstaltungsgelände sei nicht vollständig gefüllt gewesen. „Mein persönlicher Eindruck bestätigt eine Massenpanik nicht“. Unklar sei zudem, wie viele Besucher insgesamt bei der Loveparade waren: Die bisher genannte Zahl von 1,4 Millionen konnte Schmeling zunächst nicht bestätigen.[32]

Der an der Universität Duisburg-Essen tätige Verkehrsforscher Michael Schreckenberg hatte das Sicherheitskonzept zuvor geprüft und für schlüssig befunden[33]. Laut seiner Aussage ging man davon aus, dass durch die Tunnel ca. 20.000 Menschen pro Stunde strömen, sich auf dem Hauptgelände ca. 250.000 Menschen aufhalten und im gesamten Stadtgebiet verteilt insgesamt weniger als 500.000 Besucher befinden würden.[34] Er sah vor allem in dem Tunnel die Schwachstelle des Sicherheitskonzeptes, war jedoch laut eigener Aussage nicht dafür zuständig.[35] Die Treppe, über welche einzelne Besucher am Tunnelausgang nach oben stiegen, sei ihm nicht bekannt gewesen.[35][33] Gegenüber dem WDR äußerte er am Tag der Veranstaltung, dass die Planung auch Fälle wie einen Bombenanschlag in einem der Tunnel vorgesehen hätten, es allerdings nicht bedacht worden war, dass die Besucher die Umzäunungen abreißen und über die Treppe steigen würden.[36] Am 25. Juli, ein Tag nach der Veranstaltung räumte Schreckenberg ein, nur nach Papierlage entschieden zu haben. Auf dem Gelände war er für seine Unbedenklichkeitsbescheinigung nicht.[37] Er bezeichnete als „Auslöser [des Unglücks], dass sich einige nicht an die Spielregeln gehalten“ hätten.[38]

Der Loveparade-Gründer Dr. Motte beschuldigte den Veranstalter, die Lopavent GmbH, dessen Geschäftsführer Rainer Schaller auch der Geschäftsführer des Hauptsponsors McFit ist, „Die Veranstalter sind schuld. … Da ging es doch nur ums Geldmachen. Die Veranstalter haben nicht das geringste Verantwortungsgefühl für die Menschen gezeigt“[29] und sprach von einem „Skandal“. Er ist der Ansicht, dass Rainer Schaller die Rechte an der Loveparade nur aus dem Grund gekauft hat, ein Marketing-Instrument für seine Fitnessstudio-Kette McFit in der Hand zu haben. Rainer Schaller sei nur am Geldmachen interessiert, den Geist der Loveparade habe er nicht kaufen können, dieser sei in Berlin geblieben. Aufgrund der Entscheidungen von Herrn Schaller seien Menschen gestorben.[39] Wolfgang Orscheschek, Vize-Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, kritisierte das Gelände als zu klein, auch seien Sicherheitsbedenken im Vorfeld von Polizei und Feuerwehr geäußert worden.[29] Auch der Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Erich Rettinghaus, forderte eine genaue Untersuchung der Unglücksursachen und eine Prüfung des Sicherheitskonzepts.[29] Der Organisator der Loveparade, Rainer Schaller, erklärte, dass es keine Loveparade mehr geben werde.[40]

Der ehemalige Bochumer Polizeipräsident Thomas Wenner, der sich im Vorjahr aufgrund von Sicherheitsbedenken für die (später auch erfolgte) Absage der geplanten Loveparade in Bochum ausgesprochen hatte, erstatte Anzeige gegen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland und weitere leitende Beamte der Stadt Duisburg.[41]

Der Geschäftsführer der RUHR.2010 Fritz Pleitgen, sagte: „Wir tragen an der Tragödie schwer“. Im moralischen Sinne fühle er sich mitverantwortlich für das Unglück. Er fügte hinzu: „Wir dürfen nicht aufgeben. Wir müssen dieses Kulturhauptstadtjahr erfolgreich zu Ende bringen, immer im Bewusstsein, was am 24. Juli geschehen ist. Das ist unsere Verpflichtung.“[42]

Laut Angaben des Versicherungskonzerns Axa hat die Lopavent GmbH eine Veranstalterhaftpflichtversicherung mit einer Gesamtdeckungssumme von nur 7,5 Mio. Euro abgeschlossen, eine Abdeckung, die für eine derart große Party-Veranstaltung sehr niedrig angesetzt worden ist. Für Ansprüche über diese Deckungssumme hinaus muss Lopavent, sollten die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen die Schuld des Veranstalters bestätigen, in voller Höhe für den Schaden haften. Den 511 zum Teil körperlich schwer Verletzten und den psychisch traumatisierten Besuchern der Loveparade muss der Veranstalter oder seine Versicherung Schmerzensgeld zahlen und die Behandlungskosten übernehmen. Die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer haben einen Anspruch auf Schmerzensgeld, Schadenersatz und – falls der Verstorbene ihnen gegenüber unterhaltspflichtig war – auch auf eine angemessene Versorgung. McFit GmbH als Muttergesellschaft haftet nicht. Wenn Schaller ein persönliches Verschulden nachgewiesen werden kann, haftet er mit seinem Vermögen.[43]

Die Stadt Duisburg hat für Angehörige der Veranstaltungsbesucher ein Notfalltelefon eingerichtet, um sich über deren Verbleib zu informieren. Dieses hat seit seiner Einrichtung fast 600.000 Anrufe registriert, von denen nur 5.200 durchgestellt werden konnten.[44]

Ortsbeschreibung [Bearbeiten]

Lageplan Veranstaltungsgelände ehem. Güterbahnhof
blau: BAB 59, grau: Gleise, Bildrand oben Mitte: Hauptbf.Der ehemalige Hauptgüterbahnhof (Gbf) liegt südlich, anschließend vom Hauptbahnhof und ist bis auf mehrere Hallenruinen weitgehend abgebrochen. Der südliche Zugang für Kraftfahrzeuge und Personen erfolgte an diesem Tag durch die Unterführung Karl-Lehr-Straße. Die ca. einen Kilometer südlich vom Hauptbahnhof gelegene Unterführung verbindet in Ost-West-Richtung die Gebiete auf beiden Seiten des Bahngeländes.

Die Zufahrtsrampen im Süden [Bearbeiten]
Aus dieser Unterführung heraus zweigen zwei Rampen hoch zu den ehemaligen Güterhallen und dem Freigelände ab, das nach Westen von der Autobahn begrenzt wird. Nach Osten bilden die vorhandenen Bahnanlagen die Begrenzung. Zusätzlich waren an diesen beiden Seiten im Abstand von ca. 15 Metern zur Grundstücksgrenze Bauzäune als Schutz aufgestellt.

In und an dieser 120 Meter langen Unterführung, die in mehrere Abschnitte unterteilt ist, unter der Bundesautobahn 59 und den Gleisen diverser Eisenbahnstrecken kam es zu dem noch ungeklärten Unfallgeschehen. An beiden Zugängen zu der Unterführung befanden sich an diesem Tag sogenannte Sicherheitsschleusen, in denen Besuchende auf Waffen etc. geprüft wurden. Eintrittsgeld war an diesen Stellen nicht zu bezahlen.

Bis ca. 16 Uhr war nur eine, die östliche sowie breitere Rampe als Hauptzugang geöffnet. Die westliche etwas gekurvte Rampe war zunächst noch geschlossen. Beide führen in einem von Mauern eingefassten Weg ca. 50 Meter nach Norden hoch auf das Niveau der ehemaligen Bahnanlagen des ehemaligen Güterbahnhofes. Das obere Ende dieser Rampe, zugleich Eingang in das abgesperrte Veranstaltungsgelände, wurde meist „Tunnelausgang“ genannt. Zwischen den beiden Eingängen und diesem „Ausgang“ bestand keine Sichtverbindung.

Nordzufahrt [Bearbeiten]
Die Zufahrt zum Gbf für Kfz und Personen aus Richtung Hauptbahnhof erfolgt von Norden her über die Straße „Am Güterbahnhof“ zwischen der Autobahn und den Gleistrassen. Hier waren offensichtlich VIP-Zufahrten und Katastrophenwege vorgesehen.

Zugangsstrecken [Bearbeiten]
Nach dem Konzept der Veranstalter und der Stadt sollten die mit rund 700 zusätzlichen Zügen anreisenden Besucher auf zwei Wegen zum Veranstaltungsgelände geführt werden.

Im Bahnhof selbst wurde jeder Bahnsteig für einen separaten Ein- und Ausstieg der Reisenden in der Mitte durch Absperrung unterteilt. So konnten die Ströme der ankommenden und abfahrenden Reisenden ohne gegenseitige Behinderung im Bahnhofsbereich geführt werden. Dieses Verkehrskonzept bezog nicht die Individualreisenden mit Pkw, Bussen etc. ein.

Westliche Laufstrecke
über die Verknüpfungshalle des Bahnhofs auf die Saarstraße, weiter über die Mercatorstraße, Friedrich-Wilhelm-Straße, Düsseldorfer Straße und in die Karl-Lehr-Straße bis zum Veranstaltungsgelände (Unterführung, West-Eingang).
Östliche Laufstrecke
aus dem Ostausgang des Hauptbahnhofs führt der Weg über die Neudorfer Straße, kreuzt die Koloniestraße in die Grabenstraße bis von Nordosten zur Karl-Lehr-Straße in die Unterführung.
Auswirkungen auf andere Großveranstaltungen [Bearbeiten]
Infolge des Unglücks bei der Loveparade 2010 kam insbesondere in der Schweiz die Frage auf, ob sich bei der jeweils Mitte August in Zürich stattfindenden Street Parade, die ebenfalls bis zu einer Million Raver anzieht, ein solches Unglück wiederholen könnte. Die Verantwortlichen erklärten, dass dies mit „extrem hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht der Fall sei. So sei das Gelände in Zürich nicht eingezäunt und durch über 30 unverstellte Zu- und Abgänge zu erreichen. Im äußersten Notfall sei ein Sprung in die Limmat respektive den Zürichsee möglich. Gleichwohl wurde eine Überprüfung des Sicherheitskonzepts veranlasst und Kontakt mit den Duisburger Behörden aufgenommen, um etwaige vorläufige Ermittlungsergebnisse in die Sicherheitsplanung der Street Parade einfließen zu lassen.[45]

Die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft kündigte an, dass die Sicherheitskonzepte von Großveranstaltungen, für deren Genehmigung bislang die Kommunen zuständig waren, zukünftig vom Innenministerium überprüft werden sollen.[46]

Das Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern widerrief eine Genehmigung für eine Techno-Party, die in einem 800 Meter langen Tunnel unter der Warnow in Rostock stattfinden sollte.[47]

Weblinks [Bearbeiten]
Commons: Love Parade 2010 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews: Tote bei Massenpanik während der Love Parade – Nachricht
Gemeinsame Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei (Bei polizei-nrw.de, Duisburg – 25. Juli 2010 – 15:51 Uhr, abgerufen am 26. Juli 2010.)
Seite der Stadt mit Infos und Skizze zum Konzept der Stadt für die An- und Abreise mit der Bahn zur Loveparade (abgerufen am 24. Juli 2010; PDF, 21,13 KB)
Interaktive Grafik von der Unterführung/Ostrampe auf der Webseite der FAZ, Mittw. 28. Juli 2010 (Titel des Artikels „Augenzeugenbericht von der Loveparade: Warum nur diese Polizeikette?“ Titel der Grafik „Interaktiv: Augenzeugenbericht Loveparade“ [ — Jürgen G. ];© faz, Robert Wenkemann; aufgerufen 28. Juli 2010)
Presseinformation mit Rede des NRW Innenministers Jäger und des Polizeiinspekteurs Wehe als erste Zwischenbilanz der Poizei zur Love-Parade-Katastrophe, 28. Juli 2010 (PDF-Datei)
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ a b c d e f g Der Spiegel: Massenpanik auf der Love Parade. Love-Parade-Ticker. Stand: 27. Juli 2010, 03.10 Uhr, abgerufen am 27. Juli 2010.
2.↑ Polizei Duisburg: Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der 19 Opfer und den zahlreichen Verletzten……. Gemeinsame Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei zur Loveparade in Duisburg, 25. Juli 2010, 15:51 Uhr; abgerufen am 27. Juli 2010.
Polizei Duisburg: Sachstand zu verletzten Personen. Gemeinsame Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei zur Loveparade in Duisburg, 26. Juli 2010, 14:52 Uhr; abgerufen am 27. Juli 2010.
Polizei Duisburg: Unglück anlässlich der Loveparade. Gemeinsame Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei zur Loveparade in Duisburg, 24. Juli 2010, 17:55 Uhr; abgerufen am 27. Juli 2010.
3.↑ a b sueddeutsche.de: Loveparade - wie viele waren wirklich da?
4.↑ Michael Weeke: Loveparade in Bochum abgesagt. Onlineportal DerWesten, 16. Januar 2009, abgerufen am 27. Juli 2010.
5.↑ Zweifel am Sicherheitskonzept der Loveparade. tagesschau.de vom 25. Juli 2010, abgerufen am 27. Juli 2010.
6.↑ Imageprojekt Love Parade – Party um jeden Preis, Der Spiegel, 26. Juli 2010
7.↑ Wut auf Stadtverwaltung. ZDF, Heute-Journal vom 26. Juli 2010, 21:54 Uhr, abgerufen am 27. Juli 2010 (als Videostream).
8.↑ Brief an den Innenminister Dr. Ingo Wolf von Thomas Mahlberg MdB. 9. Februar 2009
9.↑ Loveparade der Ungereimtheiten - Zahl der Toten steigt auf 20. Tagesspiegel, 26. Juni 2010
10.↑ http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/5/0,3672,8093477,00.html Artikel „Duisburger OB: Keine Warnungen bekannt“ auf heute.de, 27. Juli 2010
11.↑ Von nun an stiller Beobachter, in: RP Online vom 27. Mai 2010
12.↑ Frontal21, Bericht zur Schuldfrage der Ereignisse bei der Loveparade 2010, Sendung vom 27. Juli 2010
13.↑ a b c Loveparade wird zum Tanz auf dem Drahtseil. Onlineportal DerWesten, 20. Juli 2010, abgerufen am 27. Juli 2010.
14.↑ http://www.lok-report.de/news/news_verkehr.html Pressemeldung NWL, 24.07.10 auf http://www.lok-report.de/news/news_verkehr.html
15.↑ Protokoll des Grauens. In: Bild.de, abgerufen 26. Juli 2010
16.↑ a b Pressekonferenz live auf n-tv & WDR-Fernsehen, 25. Juli 2010, 12 bis 13 Uhr
17.↑ http://westreporter.eu/uh-news/?tag=a59 Sperrung der A59 für die Loveparade
18.↑ http://www.locally.de/nachricht/13687/duisburg-mindestens-10-tote-bei-massenpanik-auf-loveparade-hohe-anzahl-von-verletzte Artikel auf locally.de, verfasst von Marianne Bär am 26. Juli 2010 - 20:39
19.↑ Polizeibericht prangert Fehler des Love-Parade-Veranstalters an Spiegel-Online, 28. Juli 2010
20.↑ http://www.youtube.com/watch?v=2B5o2wgdHcw
21.↑ http://www.youtube.com/watch?v=2B5o2wgdHcw 1:07 und 3:27 Absturz eines Kletterers dort, wo später die Todesfälle dokumentiert sind.
22.↑ Zahl der Toten steigt auf 21 bei spiegel.de, abgerufen am 28. Juli 2010
23.↑ Alle Opfer identifiziert
Loveparade: Fünf der 19 Todesopfer aus dem Münsterland
WWU trauert um zwei Studentinnen
Elf Deutsche unter den Opfern
Zwei Ostwestfalen unter den Opfern von Duisburg, Neue Westfälische, 26. Juli 2010 – 16:00 Uhr
24.↑ Love-Parade-Tragödie – Widersprüche, Ausflüchte, Lügen – 11. Teil: Wie starben die Opfer?
25.↑ Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen: Sperrlinien der Polizei an der Rampe, aufgerufen am 28. Juli 2010
26.↑ http://www.wdr.de/themen/panorama/unfall07/loveparade/100726b.jhtml
27.↑ Stern: Jetzt 19 Tote durch Massenpanik bei Loveparade
28.↑ FAZ: Das war programmiertes Chaos
19 Tote bei Massenpanik auf Loveparade
Der Spiegel: Massenpanik auf der Love Parade
29.↑ a b c d Polizei scheiterte mit Gegen-Sicherheitskonzept. In: Spiegel-Online, abgerufen 25. Juli 2010
30.↑ Abwimmeln, wegschauen, sparen Spiegel Online vom 25. Juli 2010
31.↑ N24: http://www.n24.de/news/newsitem_6225852.html. Abruf am 26. Juli 2010 um 19:30 Uhr.
32.↑ Staatsanwälte beschlagnahmen Unterlagen der Stadt Duisburg FAZ vom 25. Juli 2010
19 Tote, vier Fragen Spiegel Online vom 25. Juli 2010
33.↑ a b RP-Online
34.↑ Gelände für 250.000 Menschen zugelassen n24.de vom 25. Juli 2010
ZDF Heute Journal
35.↑ a b news.de
36.↑ wdr.de
37.↑ Trauerspiel nach der Tragödie rp-online.de vom 25. Juli 2010
38.↑ http://www.sueddeutsche.de/wissen/loveparade-experte-zur-ungluecksursache-die-treppe-haette-man-sprengen-muessen-1.979428
39.↑ http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1099384/Dr.-Motte-Mensch-spielt-keine-Rolle#/beitrag/video/1099384/Dr.-Motte-Mensch-spielt-keine-Rolle Video „Dr. Motte - Mensch spielt keine Rolle“, ZDF, Heute-Sendung vom 26. Juli 2010 18:00 Uhr
40.↑ Veranstalter verkündet Aus für Loveparade auf heute.de
41.↑ Loveparade: Thomas Wenner hat Anzeige erstattet. Ruhrnachrichten, 25. Juli 2010
42.↑ http://www.derwesten.de/staedte/essen/Pleitgen-Wir-duerfen-jetzt-nicht-aufgeben-id3290704.html Pleitgen: „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben“ - Zur Loveparade bei der RUHR.2010, derwesten.de, 26. Juli 2010
43.↑ Financial Times Deutschland: Unglück bei Technoveranstaltung: Loveparade bei Axa versichert, 26. Juli 2010.
44.↑ Kein Anschluss unter dieser Nummer Spiegel Online vom 26. Juli 2010
45.↑ Warum Zürich und Duisburg nicht zu vergleichen sind, Tages-Anzeiger vom 27. Juli 2010
46.↑ Jürgen Overkott: ARD-„Brennpunkt“ gewinnt dank Kraft. Onlineportal DerWesten, 26. Juli 2010, abgerufen am 27. Juli 2010.
47.↑ http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,708478,00.html
51.4203926.772416
Koordinaten: 51° 25′ 13,4″ N, 6° 46′ 20,7″ OVon „http://de.wikipedia.org/wiki/Ungl%C3%BCck_bei_der_Loveparade_2010“
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  • Duisburger OB Sauerland gibt Besucherzahlen-Lüge zu -- tony, 04:43:56 08/15/10 Sun
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