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Date Posted: 11:12:24 09/03/09 Thu
Author: tony
Subject: Nachtrag - Ende von Kramper - Stuss erledigt!
In reply to: tony 's message, "Rudolf Steiner Waldorfschule rassistisch/Sekte?" on 16:16:33 04/10/09 Fri


20.05.2009Beitragsfunktionen:
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KOMMUNALES: Ein „Fürstentum“ weniger
Gemeinde verbannt „Germania“-Anhänger aus Schloss Krampfer und versiegelt „Regierungssitz“

Der Anfang...

KRAMPFER - Sie erkennen die Bundesrepublik als staatliches Gebilde nicht an. Doch gestern bekamen die Anhänger des „Fürstentums Germania“ in Krampfer (Prignitz) zu spüren, dass sie die Gesetze hierzulande nicht einfach ignorieren können. Die Bauaufsichtsbehörde des Landkreises ließ das baufällige Schloss räumen, das die Gruppe zu ihrem „Regierungssitz“ auserkoren hatte (MAZ berichtete). Von den Bewohnern ging kein Widerstand aus. Sie schauten dem Abtransport ihres Mobiliars indes zerknirscht vom Rande aus zu.

Der Eigentümer der Immobilie war den Auflagen der Behörde nach wiederholter Aufforderung nicht gefolgt. Da das Schloss mehrere Jahre leer stand, hätte er die erneute Nutzung erst einmal beantragen müssen. Zudem gibt es keine Abwasserentsorgung auf dem Grundstück, Stromzähler wurden ebensowenig angemeldet. Seit gestern ist das Gebäude nun vorerst versiegelt.

Völlig überraschend kam das für die Bewohner nicht. Viele von ihnen hatten sich zuvor schon alternative Unterkünfte im Dorf und der Umgebung gesucht. „Egal. Mal sehen, wie lange es das BRD-System überhaupt noch gibt“, hatte ein Bewohner der MAZ gegenüber geäußert.

Der Phantasiestaat mit dem blau-rot-gelben Banner wurde Mitte Februar dieses Jahres gegründet. Die aus ganz Deutschland angereisten Initiatoren traten damals lautstark an die Öffentlichkeit. In diversen Internetforen boten sie zunächst Raum für Debatten. Als dort missliebige Stimmen laut wurden, die das Projekt kritisierten, wurden diese Seiten kurzerhand geschlossen.

Zum engen Kern gehören etwa der Verschwörungstheoretiker Jo Conrad, dem Nähe zum Antisemitismus nachgesagt wird, Volker Köhne – Impfgegner und Verfechter der Germanischen Neuen Medizin – sowie Thomas Patzlaff, der sich selbst als „aufrechten Bürger des Deutschen Reiches“ bezeichnet.

Während Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) die „Fürstentümler“ für Rechts- und Linksextremisten hält, sprechen Beobachter der Szene von einer ganz neuen Strömung, die sich erst in jüngster Zeit herausgebildet hat. Ihre gemeinsame Plattform ist der Glaube, die Bundesrepublik besitze kein Bestandsrecht, sie funktioniere wie eine GmbH.

Die „Fürsten“ selbst betrachten sich dagegen als legitime Nachfolger des Deutschen Reiches. Gemeinsam ist ihnen auch ein Hang zum Okkulten und Esoterischen. Vor einiger Zeit hatten sie im Internet angekündigt, „Produktionsstätten für Energie-Generatoren oder eine Weiterverarbeitungsindustrie für Nutzhanf“ aufbauen zu wollen. Im Gespräch war auch die Herstellung von Esoterik-Produkten wie „Geräte „mit einer Frequenz zur Blutkörperchenentklumpung“.

Möglicherweise war alles auch ganz harmlos. Im Internet notierte kürzlich jemand: „ick wohn nich weit weg von dem Verein .... die haben bis heut noch nichts auf die Reihe bekommen .... nich mal Wasser- oder Stromanschluss .... die sitzen bei Kerzenschein mit 2 Schafen und nem Huhn und freuen sich.“ (Von Dorothea von Dahlen)

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11512944/62249/%C2%A0Gemeinde-verbannt-Germania-Anhaenger-aus-Schloss-Krampfer-und.html
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20.05.2009Beitragsfunktionen:
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RÄUMUNG: Jeder Teller bruchsicher verpackt
„Regierungssitz“ in Krampfer gesperrt / Gefolgschaft des „Fürstentums“ zog in Wohnungen
KRAMPFER - Fast zwei Wochen lang herrschte Burgfrieden in Krampfer. Gestern wurde die Ruhe im „Regierungssitz“ des selbst ernannten Fürstentums Germania empfindlich gestört. In aller Herrgottsfrühe rollten Polizeiwagen, Dienstfahrzeuge der Kreisverwaltung und die orangefarbenen Lkw der Kreisstraßenmeisterei vors Schloss. Schon vor zwei Wochen hatte die Untere Bauaufsicht angemahnt, dass gar keine Genehmigung für eine Nutzung des Gebäudes zu Wohnzwecken bestehe. Obwohl die Behörde damals schon mit einer Räumung gedroht hatte, reagierten die Anhänger des „Fürstentums Germania“ nicht.

Mehrere Stunden brachten Beschäftigte des Landkreises gestern damit zu, sämtliches Mobiliar aus dem Schloss zu tragen und auf Transporter zu verladen. Geschirr musste bruchsicher verpackt werden, damit die Eigentümer ihre Sachen unversehrt zurückerhalten, wenn die Auflagen der Behörde eines Tages erfüllt sein sollten und das Schloss in einen bewohnbaren Zustand versetzt wird. Alles in allem füllten sich so drei Container, die beim Landkreis eingelagert werden müssen. Die Kosten dafür werden dem Schlosseigentümer in Rechnung gestellt.
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15.05.2009Beitragsfunktionen:
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LANDTAG: „Eine Sache, die zu brodeln beginnt“
Innenminister zu „Fürstentum“
POTSDAM - Das „Fürstentum Germania“ in Krampfer war gestern Thema der Landtagssitzung. Dabei äußerte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) seine Besorgnis über extremistische Tendenzen der Bewohner eines ehemaligen Gutshauses. Diese verstünden ihr 4000 Quadratmeter großes Grundstück als „unabhängigen Kirchenstaat“ und hätten ihm eine eigene Verfassung gegeben. Das sei rechtlich natürlich nicht wirksam, sagte Schönbohm und betonte: „Es gibt kein Fürstentum Germania.“

Gesicherte Erkenntnisse über extremistische und antisemitische Anschauungen der Bewohner gebe es allerdings nicht, daher sei die Polizei nicht eingeschritten. Pässe seien bislang nicht ausgegeben worden – diese würden sofort eingezogen, betonte der Innenminister. Seiner Einschätzung nach seien die politischen Ansichten der Germania-Bewohner eine Mischung aus Rechts- und Linksextremismus. „Wir wissen, sie stellen das System infrage, sie wollen ein anderes System“, sagte Schönbohm.

Auf die Frage des SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin, ob Verbindungen der Bewohner in die militant-extremistische Szene bekannt seien, antwortete der Innenminister: „Wir können es nicht ausschließen.“ Derzeit lägen dazu aber keine Erkenntnisse vor.

Das Wohnprojekt in Krampfer werde weiterhin „mit den Mitteln des Rechtsstaates aufmerksam beobachtet“, kündigte der Innenminister abschließend an. „Das ist eine Sache, die zu brodeln beginnt.“ (dpa/bb)

Geleitet wurde die Räumung gestern von Geschäftsbereichsleiterin Edelgard Schimko. Sie wollte aus Gründen des Datenschutzes keine detaillierten Fragen zum Schloss beantworten. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, dessen Ausgang einen negativen Verlauf nehmen könne, wenn sie die gebotene Diskretion vermissen lasse, meinte sie. Gegenüber den Medien legte die Geschäftsbereichsleiterin nur dar, wie ihre Behörde in vergleichbaren Fällen handele und auf welcher Rechtsgrundlage dies geschehe. Demnach sei die Bauaufsicht gezwungen, ein Gebäude zu versiegeln, wenn es den baurechtlichen Bestimmungen nicht entspreche und es somit eine konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstelle. Sollte sich herausstellen, dass das Siegel beschädigt oder abgelöst wird, dann stelle dies eine Straftat dar, die von der Polizei geahndet werde. Der Bauherr habe aber nach Anbringen des Siegels jeder Zeit die Möglichkeit, einen Bauantrag zu stellen und das Genehmigungsverfahren nehme unverzüglich seinen Lauf.

„Keinen Kommentar“, winkte ein Anhänger des Fürstentums gestern ab. Die MAZ-Anfrage, wie es nun weitergehen wird solle, mochte er nicht beantworten.

Wie Anwohner der Dorfstraße berichteten, hatte es in den Tagen zuvor bereits einen regen Umzugstourismus im Ort gegeben. Junge Männer balancierten Matrazen oder gar alte Sessel auf dem Kopf in ihre neue Bleibe. Die Gefolgschaft des Fürstentums hat offenbar leerstehende Häuser und Wohnungen im Ort zur Verfügung gestellt bekommen. Immer wieder hielten Autos vor dem Schloss, um die persönliche Habe weiterer Exilanten abzutransportieren. Eine Gruppe, die sich „Nu era“ nennt, hatte schon vor einiger Zeit eine Zweigniederlassung in den Kleinower Baracken bezogen, die vor zwei Jahren für Aufsehen sorgten, weil dort NPD-Anwalt Jürgen Rieger angeblich ein Schulungszentrum errichten wollte, was sich als bloßes Gerücht erwies. (Von Dorothea von Dahlen)

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11513048/61469/
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05.05.2009Beitragsfunktionen:
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BAURECHT: Besuch mit Polizeischutz
Untere Bauaufsichtsbehörde des Landkreises gestern bei Kontrolle in Schloss Krampfer
KRAMPFER - „Das BRD-System will unseren Staat kaputt machen“, klagte ein junger Mann und raufte sich die Haare. Nach und nach kamen auch die anderen Anhänger des „Fürstentums Germania“ vor dem Portal des baufälligen Schlosses in Krampfer zusammen, als die Polizeiwagen vorfuhren. Mit düsteren Mienen verfolgten die jungen Männer, wie die Beamten das Tor der rostigen Umzäunung – in ihren Augen die Staatsgrenze – durchschritten.

Auf Ersuchen der Kreisverwaltung Prignitz erschien die Polizei gestern in Krampfer. Die Untere Bauaufsichtsbehörde hatte um Geleit gebeten. „Wir holen immer Amtshilfe bei der Polizei ein, wenn uns das Betretungsrecht verweigert wird“, erklärte dazu gestern Edelgard Schimko, zuständige Geschäftsstellenleiterin beim Landkreis. Was genau Ziel ihrer Mission auf dem Schloss war, darüber hielt sie sich allerdings bedeckt. Aufgrund des Datenschutzes sei es ihr unmöglich, konkretere Angaben zu machen.

Dass es dabei um ein Ultimatum ging, das die Bauverwaltung dem Eigentümer beziehungsweise den Nutzern des Schlosses gestellt hatte, war bereits in einer Ausschuss-Sitzung der Plattenburger Gemeindevertreter vor zwei Wochen zu erfahren. Demnach müssen erst einige baulichen Auflagen erfüllt werden, bevor das Schloss überhaupt bewohnt werden darf. Bis zum 30. April, so lautete die Information im Ausschuss, hätte ein Antrag auf die neue Nutzung des Schlosses – egal ob für Wohnzwecke, als Gewerberaum oder sonstiges – gestellt werden müssen. Dieser Anordnung waren offensichtlich weder der Eigentümer Michael von Pallandt noch einer der derzeitigen Nutzer des Schlosses gefolgt.

Wie das Verfahren jetzt weitergeht, wollte Edelgard Schimko gestern ebenfalls in Berufung auf den Datenschutz nicht mitteilen. Sie ließ sich allenfalls darauf ein, zu schildern, wie die Behörde ganz generell vorzugehen pflegt. Dabei gibt es drei Stufen. „Wenn ein Gebäude, das 20 Jahre leer steht, genutzt werden soll, muss eine Nutzungsabänderung beantragt werden“, sagte sie. Die Bauaufsicht schaue sich das Objekt an und gebe dem Eigentümer oder Nutzer die Gelegenheit zur Anhörung. Lasse er diese Frist verstreichen, könne eine Nutzungsuntersagung mit Zwangsgeld angedroht werden. Treffe auch dann kein Bauantrag oder ein positives Signal, könne eine Räumung veranlasst werden. Diese sei jedoch nur dann möglich, wenn die Aufsichtsbehörde sich augenscheinlich davon überzeugt habe, dass das Gebäude bereits widerrechtlich genutzt wurde.

Schimko ließ offen, welcher Verfahrensstand im Falle Krampfer nun erreicht ist. Da die Habseligkeiten der Schlossbewohner jedoch gestern unangetastet blieben, liegt nahe, dass die Räumung nicht vollzogen wurde.

„Mir ist das auch egal“, meinte gestern Jens Wilmann. Auch er hat sich bis dato im Schloss aufgehalten. Ihm zufolge haben die Anhänger des „Fürstentums Germania“ inzwischen schon Wohnungen in Krampfer und Umgebung angemietet, in die alle ziehen wollen, solange das Schloss nicht bewohnbar ist.

„Wir leben hier von Spenden und Zuwendungen“, erzählte er. Später, wenn das Schloss dann als Regierungssitz hergerichtet sei, wolle man es als Werbeträger vermarkten. Das Schloss solle als Referenzobjekt für alternative Dämmstoffe und Holzsanierung dienen. Alles in allem halte sich die Stammcrew auch oft draußen auf. Immerhin gebe es ja noch das Grundstück rundum, auf dem gezeltet werden könne.

„Im Übrigen wollen wir mal abwarten, was passiert. Das BRD-System zerfällt so schnell, da weiß man gar nicht, was demnächst so los sein wird“, fügte Jens Wilmann hinzu. Seine Freunde aus dem Schloss nickten dazu eifrig. (Von Dorothea von Dahlen)

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11497942/61469/

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17.04.2009Beitragsfunktionen:
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FÜRSTENTUM: Landkreis erteilt strenge Auflagen
Räumung des Schlosses angedroht
KRAMPFER - So einen großen Andrang hatte es in jüngster Zeit selten in einer Ausschuss-Sitzung der Plattenburger Gemeindevertretung gegeben. Sämtliche Plätze im Sitzungszimmer waren restlos ausgebucht. Sicherlich hatten nicht die Informationen zum Bau einer Schweinemastanlage bei Groß Welle oder die Gebühren der Turnhalle in Glöwen eine so große Anziehungskraft ausgeübt. Die meisten Gäste zeigten Interesse für den Tagesordnungpunkt „Schloss Krampfer“. Sogar einige Bewohner aus der stark baufälligen Immobilie hatten sich zur Sitzung eingefunden.

Bürgermeisterin Gudrun Hoffmann war es, die den neuesten Stand mitteilte. Demnach sind derzeit vier Personen im Schloss polizeilich angemeldet, „die dort ihrer ideologischen Richtung nachgehen“. Es sei schon festzustellen, dass sie andere Vorstellungen als üblich hegten „wie und in welchem Bereich sie ihr Leben führen wollen“. Strafrechtlich seien sie bislang nicht in Erscheinung getreten. In jüngster Zeit habe man feststellen können, dass sie ihre Internetseiten sogar vor der Außenwelt abschotteten. Mit einer solchen Isolation könne man in der Gemeinde nichts anfangen. „Wir leben in einem Staat und sind angetreten, in Eintracht miteinander auszukommen und das Grundgesetz zu achten“, sagte Hoffmann. Dass sich in der Gemeinde eine Enklave bilde, könne eigentlich nicht hingenommen werden. Aber jeder habe das Recht, auf seinem eigenen Grund und Boden das zu veranstalten, was er wolle.

Dennoch habe jeder Grundstückseigentümer auch Verpflichtungen, an die er sich halten müsse – wie Steuern zahlen oder Umweltregeln befolgen. Diesbezüglich konnte Gudrun Hoffmann doch einige Abweichungen feststellen. Sie merkte an, dass der Eigentümer des Schlosses einen Antrag auf Nutzung des Schlosses zu Wohnzwecken stellen müsse. Das gelte für jeden, der ein solches Objekt beziehen wolle. Zudem gebe es für das gesamte Grundstück keine Klärgrube. Die Bauaufsicht des Landkreises habe all diese Punkte bereits moniert und den Eigentümer zu einer Anhörung eingeladen. Dieser habe „in gewissem Sinne darauf reagiert“, meinte die Bürgermeisterin, ließ aber offen, in welcher Form der Mann zu den Aufforderungen Stellung bezog. Die kreisliche Behörde habe mit Androhung eines Zwangsgeldes gefordert, dass der Nutzungsantrag inklusive Bauunterlagen spätestens bis zum 30. April eingereicht sein müsse. Ansonsten könne das Schloss geräumt werden.

Alles in allem zog sich die Sitzung sehr lang hin. Als letztlich die Einwohnerfragestunde aufgerufen wurde, meldete sich niemand aus dem Publikum zu Wort, nicht einmal ein Bewohner des Schlosses. (Von Dorothea von Dahlen)

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11483652/61469/

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15.04.2009Beitragsfunktionen:
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EXTREMISMUS: „Der Schoß ist fruchtbar noch ...“
Nicht nur in Krampfer, auch in Bayern haben sich Reichsbürger etabliert
KRAMPFER - „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch“, lautet ein Brecht-Zitat, das als Warnung vor dem Wiedererstarken rechter Gesinnung zu verstehen ist. Altmodisch mögen einige denken, doch sie haben noch keine Bekanntschaft mit der Flut rechtsextremistisch, ja nationalsozialistisch ausgerichteter Internetseiten gemacht, von denen es im Netz nur so wimmelt.

Auf einer von ihnen* wird das unlängst von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble erlassene Verbot der „Heimattreuen deutschen Jugend“ beklagt. Die Betreiber der wohl nicht ohne Grund in Neuseeland geführten Seite verweisen aber auf das „Bildungsangebot“ auf ihrer „Schülerseite“. Die Literaturliste liest sich wie ein Who-is-Who der Altnazis und Holocaust-Leugner. Empfohlen wird nicht nur die Lektüre von Texten Horst Mahlers, Ernst Zündel, David Irving Gerd oder Michael Kühnen oder Hitlers „Mein Kampf“ als Download, ein paar Klicks weiter finden sich Hinweise zu Personen, die im so genannten Fürstentum Germania in Krampfer ein- und ausgehen. So gibt es Tonmitschnitte von Jo Conrad zur Germanischen Neuen Medizin sowie CD-Angebote mit Interviews, die er und Jan van Helsing wechselseitig miteinander führten.

Seit der Gründung des ominösen Fürstentums vor zwei Monaten sind etliche Beiträge in Printmedien und im Fernsehen über die Ereignisse rund ums Schloss Krampfer erschienen. Einige Autoren bleiben beschreibend an der Oberfläche, andere ziehen Schlüsse aus dem, was Rechtsextremismus-Experten in jüngster Zeit immer wieder beobachten. Ein großer Teil der rechten Szene hat sich ein esoterisches Mäntelchen umgehängt, um nach außen hin nicht gleich als verfassungsfeindlich erkannt zu werden. So konstatiert etwa der Geschichtswissenschaftler Stefan Meining in einem Aufsatz über rechte Esoterik, dass es sich um ein „schier undurchdringliches Wirrwarr ideologischer Versatzstücke“ handelt, die mit antisemitischem Gedankengut zersetzt sind. Er führt Jo Conrad und Jan van Helsing als Paradeautoren dieser Richtung an. Auch Frank Nordhausen, bekannt durch seine Bücher zu den Machenschaften von Scientology („Der Sektenkonzern“), zieht im Beitrag einer Berliner Tageszeitung den Schluss, dass es sich um eine ganz neue braune Gruppierung handelt, die im Internet ihren Ursprung hatte und sich rasch entwickle. Ähnlich wie in Krampfer gebe es noch viele andere Gruppen von „Reichsbürgern“, die die Bundesrepublik ablehnen, weil sie glauben, das Deutsche Reich bestehe weiter.

Das kann die CSU im bayerischen Schwanstetten nur bestätigen. Dort hat sich im Oktober 2008 eine Gruppierung namens „Zentralrat Souveräner Bürger“ (ZSB) in einem Gasthof etabliert, welcher nunmehr als Schulungszentrum dient. Dort „lernen“ Teilnehmer, dass die BRD höchstens als GmbH zu betrachten ist, in der es auch folgerichtig nur Personalausweise gibt. Und so tauschen die „Geschulten“ auch gern mal ihre Papiere gegen „blaue Weltpässe“ ein.

In einem Infoheft schlagen die Christsozialen in Schwanstetten Alarm, da sie die Ausbreitung dieser Gruppierung befürchten. Nicht ohne Grund werde der ZSB vom Verfassungsschutz beobachtet. Die CSU weist auch auf das „Chiemsee Sommerfest“ 2008 hin, bei dem eine Reihe „hochkarätiger“ Referenten in Sachen rechter Esoterik gesprochen haben. In einem Video, das auf der Veranstaltung gedreht wurde, tritt niemand Geringeres als Jesse Marsson auf, der ebenfalls zu den führenden Köpfen des Fürstentums Germania zählt und dort als eine Art Messias gehandelt wird.

Dass der oft zitierte Schoß immer noch fruchtbar ist, das zu erfahren haben also die Menschen in Krampfer wie in Schwanstetten gleichermaßen die zweifelhafte Ehre. Diese Gemeinsamkeit scheint zunächst nichts zu nutzen. Doch hat die CSU bereits ein vitales Interesse am Erfahrungsaustausch mit Bürgern aus der Prignitz gezeigt. „Es wäre gut, wenn man sich verständigen könnte. Vielleicht bleibt das Problem mit den Reichsregierungen dann nicht nur bei uns hängen, sondern wird mal auf Bundesebene diskutiert“, heißt es in einer Erklärung der CSU.

*Web-Adresse wird mit Absicht nicht genannt, um keine Werbung dafür zu machen. (Von Dorothea von Dahlen)

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15.04.2009Beitragsfunktionen:
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Dorothea von Dahlen über den geschichtlichen Rückwärtsgang rechter Esoteriker
Fröhliche Urstände
Langsam werden immer mehr Experten auf die neue braune Szene, die sich gerade in Deutschland etabliert, aufmerksam. Mit der in Krampfer propagierten Gründung eines Fürstentums hat sich nur die Spitze des Eisbergs gezeigt, der scheinbar unbeobachtet über die Jahre hinweg gewachsen ist. Im Internet wimmelt es nur so von kruden Seiten, auf denen rechte Esoteriker fröhliche Urstände feiern.

Verwunderlich ist das indes nicht. Wer sich eingehender damit befasst, stellt fest, dass diese Leute an esoterische Traditionen aus den 1920er Jahren anknüpfen, die nicht minder völkisch daherkamen als ihre moderne Variante. Auch damals hatten Wissenschaftsfeindlichkeit, Okkultismus und Rassentheorie Hochkonjunktur. Was vielen vielleicht nicht geläufig ist, auch Rudolf Steiner, der Begründer der Antroposophie, des biologisch-dynamischen Anbaus und der Waldorfschulen, verfolgte einen rassistischen und antisemitischen Ansatz.

Um diese Dimension ist seine Theorie in der Nachkriegszeit aus verständlichem Grund eingekürzt worden. Wer biologischen Anbau betreibt, ist deshalb ja auch nicht rechtslastig.

Doch jenen, die salonfähig werden wollen und das in möglichst vielen Gesellschaftsschichten, bieten solche Theorien gute Chancen, anzudocken.



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