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Date Posted: Fri, 24 Dec 2010, 14:22:54
Author: shadow
Subject: aus gegebenem anlass, ...

... und auch wenn ich sicher bin, es schonmal gepostet oder verlinkt zu haben:


Tagebuch eines Schneefans


8. Dezember
Puenktlich zum Abendessen begann es zu schneien - der erste Schnee zu dieser Jahreszeit - und meine geliebte Frau und ich nahmen uns einen Drink und sahen stundenlang vom Fenster aus zu, wie immer mehr grosse, federweisse Floeckchen vom Himmel herabschwebten. Wir fuehlten uns an uralte Postkarten erinnert - und es versetzte uns in eine so romantische Stimmung, als seien wir frisch vermaehlt. Ich LIEBE Schnee!

9. Dezember
Wir erwachten und die ganze Landschaft lag unter einer herrlich funkelnden Schicht aus Neuschnee als haette sie jemand mit einer Wolldecke bedeckt. Welch ein herrlicher Anblick! Kann es irgendwo auf der Welt einen schoeneren Ort geben? Hierher zu ziehen war die beste Idee, die ich jemals hatte. Zum ersten Mal seit Jahren griff ich zur Schneeschaufel und fuehlte mich wieder wie ein kleines Kind. Ich legte die Zufahrt und den Gehsteig frei. Am Nachmittag kam der Schneepflug und bedeckte die Gehsteige wieder und auch die Einfahrt, also musste ich erneut die Schaufel nehmen.
Welch ein Leben: einfach perfekt!

12. Dezember
Die Sonne hat allen Schnee weggeschmolzen. Welch eine Enttaeuschung. Unser Nachbar beruhigte uns und behauptete, dass wir definitiv weisse Weihnachten bekommen werden. Weihnachten ohne Schnee, das waere ja furchtbar! Bob sagt, dass wir so bis zum Ende des Winters so viel Schnee bekommen werden, dass wir froh sein werden, ihn wieder los zu sein. Das glaube ich kaum. Bob ist ein wirklich netter Mensch. Ich bin froh, ihn zum Nachbarn zu haben.

14. Dezember
Es schneit, es schneit, wie wunderbar! 20 cm letzte Nacht. Die Temperaturen sind auf -20 °C gesunken. Klirrende Kaelte, die alles in Glitzern versetzt. Der Wind verschlaegt einem den Atem, aber beim Schneeschaufeln wird mir immer schnell wieder warm.
Das ist ein Leben! Der Schneepflug begrub am Nachmittag alle Wege wieder unter weissen Schneebergen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich dermassen viel Schnee schippen muss, aber immerhin komme ich dadurch vielleicht wieder in Form. Ich wuenschte nur, ich muesste nicht staendig so aechtzen und stoehnen vor Anstrengung.

15. Dezember
50 cm sind vorhergesagt. Ich habe mein Auto gegen einen Gelaendewagen mit Allrad eingetauscht. Ausserdem besorgte ich schneetaugliche Reifen fuer das Auto meiner Frau und 2 weitere Schneeschaufeln. Im Gefrierschrank habe ich einen Vorrat angelegt. Meine Frau wollte, dass ich ihr einen Kohleofen beschaffe, falls der Strom ausfallen sollte.
Laecherlich! Wir sind doch hier nicht in Alaska!

16. Dezember
Eissturm am Morgen. Bin ausgerutscht und auf dem Arsch gelandet, als ich Salz in die Einfahrt streute. Es hat wahnsinng wehgetan. Meine Frau hat sich halbtot gelacht, das fand ich ausgesprochen fies von ihr.

17. Dezember
Immer noch Eiseskaelte. Die Strassen sind zu glatt, um auch nur einen Schritt darauf wagen zu koennen. 5 Stunden lang hatten wir keinen Strom. Ich musste einige Decken aufstapeln, um mich warm zu halten. Es bleibt mir nichts uebrig, als meine Frau anzusehen und zu versuchen, ruhig zu bleiben. Ich vermute, ich haette diesen Kohleofen doch kaufen sollen, aber ich werde den Teufel tun, das zuzugeben. Ich hasse es, wenn sie Recht hat. Ich kann kaum glauben, dass ich tatsaechlich im eigenen Wohnzimmer erfrieren werde.

20. Dezember
Der Strom ist wieder da, aber letzte Nacht es gab weitere 30 cm von dieser verfluchten weissen Masse. Schippen war angesagt. Hat den ganzen Tag gedauert. Zweimal kam dieser verdammte Scheepflug vorbei. Habe versucht, ein Nachbarskind zu finden, das das Schaufeln uebernimmt, aber alle sind ja viiiiiel zu beschaeftigt mit Eishockeyspielen. Pah, alles gelogen. Habe den einzigen Maschinenpark in der ganzen Gegend angerufen und nach einer Schneefraese gefragt - ausverkauft. Angeblich kommt die naechste Lieferung erst im Maerz. Luege, alles Luege. Bob sagt, ich muss schneeschippen, sonst schickt mir die Stadt Leute, die es auf meine Kosten machen. Der luegt sich auch 'was in den Bart.

22. Dezember
Bob hatte Recht mit Weihnachten. Heute fielen wieder 30 cm von dem weissen Scheisszeug. Und es ist so kalt, dass das ganze aller Wahrscheinlichkeit nach bis August liegen bleibt. Ich habe 45 Minuten gebraucht, um mich zum Schneeschaufeln warm genug einzupacken - und dann musste ich pinkeln.
Als ich mich endlich wieder aus den Klamotten geschaelt, gepinkelt und mich wieder angezogen hatte, war ich viel zu kaputt, um eine Schaufel anzupacken. Habe versucht, Bob fuer den Rest des Winters anzuheuern, weil der einen Pflug an seinem LKW hat. Er behauptet, selbst genug zu tun zu haben, aber das glaube ich nicht, er luegt mir was vor.

23. Dezember
Heute waren es nur 5 cm, und ausserdem sind die Temperaturen schon auf 0 °C geklettert. Meine Frau meinte, ich solle heute frueh die Front des Hauses weihnachtlich dekorieren. Die spinnt doch! Warum hat sie mir das nicht letzten Monat gesagt?! Sie behauptet zwar, sie haette das sehr wohl getan, aber die luegt doch, wenn sie den Mund aufmacht.

24. Dezember
20 cm. Der Schneepflug hatte den Schnee so verdichtet, dass mir die Schaufel durchgebrochen ist. Ich dachte, ich infarkte. Wenn ich jemals diesen Scheisskerl erwische, der den Schneepflug faehrt, dann zieh ich ihn eigenhaendig durch den Schnee, und zwar an seinen Eiern. Ich weiss genau, dass er an der Ecke lauert, bis ich fertig bin mit der Schipperei, und dann duest er los mit 180 Sachen und befoerdert den ganzen Schnee wieder dahin, wo ich ihn eben erst weggeschippt habe.
Meine Frau wollte tatsaechlich, dass ich heute mit ihr Weihnachtslieder singe und die Geschenke oeffne. Als ob ich nicht genug damit zu tun habe, diesen gottverdammten Schneepflug abzupassen.

25. Dezember
Frohe Weihnachten! Vergangene Nacht sind wieder 50 cm von diesem *[/@~~~}*@}[{-Zeug gefallen. Eingeschneit. Wenn ich nur an die Schaufelei denke, krieg ich die Krise.
Mein Gott, wie ich Schnee hasse!
Dann kam der Schneepflug-Fahrer und bat um eine Anerkennung fuer seine Dienste; ich habe ihm mit der Schaufel ein's uebergezogen.Meine Frau behauptet, ich haette schon einen schlechten Ruf. Die hat sie doch nicht alle. Wenn ich auch nur noch einmal was von "Wonderful World" hoere, bring' ich sie um.

26. Dezember
Immer noch eingeschneit. Warum um alles in der Welt bin ich nur in diese Gegend gezogen? Das ist alles auf IHREM Mist gewachsen.
Sie geht mir echt auf die Nerven.

27. Dezember
Temperatursturz: -30 °C. Die Wasserohre sind eingefroren.

28. Dezember
Erwaermung auf -5 °C. Immer noch eingeschneit.
Die Alte treibt mich zum Wahnsinn!!

29. Dezember
25 cm Neuschnee. Bob sagt, ich soll das Dach freilegen, sonst bricht es ein. Das ist doch nun wirklich das bloedeste, was ich je gehoert habe. Fuer wie bloed haelt der mich eigentlich?!

30. Dezember
Das Dach ist eingebrochen. Der Fahrer des Schneepflugs verklagt mich auf 1 Million Dollar Schadenersatz. Die Frau ist wieder zu ihrer Mutter gezogen. Es sind weitere 20 cm vorhergesagt.

31. Dezember
Habe das, was vom Haus noch uebrig war, in ein Lagerfeuer verwandelt.
Von nun an gibt es kein Schaufeln mehr.

8. Januar
Ich fuehle mich gut. Und ich liebe diese kleinen weissen Pillen, die sie mir staendig geben. Alle sind so nett! Aber warum bin ich eigentlich ans Bett gefesselt?

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