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Date Posted: 20:02:25 10/04/05 Tue
Author: Soulcall/Traumfalke
Subject: Eine Geschichte..

Kalt. So furchtbar kalt war ihr. Zitternd drängte das Mädchen sich in die Ecke, die Augen geschlossen, ihre Arme um den mageren Körper geschlungen. Wann würde es endlich ein Ende haben?
Seit sie denken konnte, hatte ihre Mutter sie behandelt, als wäre sie nicht aus ihrem Schoß geboren worden, als wäre sie ein lästiges Anhängsel, etwas, das man nicht brauchte.
Die schönen Augen des Kindes, meist dreifarbig, blieben auch geschlossen, als die Tür sich öffnete und ihre Mutter herein kam. „Du musst noch abwaschen.“ Teilte die Mutter ihr mit und das Mädchen öffnete die Augen, die in einem grauen Ton schimmerten – ein Zeichen dafür, das sie traurig war.

„Mama, ich habe Kopfschmerzen.“ Sagte sie leise und die Mutter drehte sich herum und sah sie an.
„Du willst doch nur nicht abwaschen, los jetzt, geh in die Küche und mach das, es ist doch nicht viel.“

‚Nicht viel.‘ Dachte das Mädchen und stand auf, um in die Küche zu gehen. Dort stand der Abwasch von vier Personen, der gemacht werden wollte, schmutzige Teller, fettige Pfannen, Töpfe, die seit Tagen eingeweicht gehört hätten und in denen man schon den Schimmel sehen konnte. Sie würgte leicht und der hämmernde Schmerz an ihren Schläfen machte sich erneut bemerkbar. Schweigend ließ sie das Wasser in das Spülbecken, als eine Stimme hinter ihr quäkte: „Ich brauch ne Gabel.“ Mißmutig wusch das Mädchen eine Gabel ab und reichte sie, so naß wie sie war, an die kleine Schwester weiter, welche mit einem Brummen zur Kenntnis nahm, das die Gabel ja nicht abgetrocknet war.

Immer schlimmer wurde ihr Kopf und ein flaues Gefühl im Magen kündigte die drohende Übelkeit an. Sie hatte erst die Hälfte des Abwaschs geschafft. Sie ließ das schmutzige Wasser aus dem Becken und lief zur Mutter ins Wohnzimmer. „Mama, mir ist schlecht und ich hab immer noch Kopfweh.“ Sagte sie und sah die Mutter aus ihren müden Augen an, die doch schon viel zu alt wirkten für ein 7jähriges Mädchen. „Du simulierst doch nur.“

Sie hasste diesen Satz. Immer wieder sagte ihre Mutter dies. Schweigend ging sie erneut in die Küche und machte den Abwasch fertig. Bald darauf übermannte die Übelkeit sie vollends und sie erbrach sich, ehe sie sich hinlegte. Ihre Mutter kümmerte sich nicht um sie.

So vergingen die Monate. Und ihre Mutter sagte, das ihr Freund Werner an Silvester mit ihnen feiern würde.
Das Mädchen sah traurig aus dem Fenster. Sie mochte ihn nicht. Er beachtete nur ihre Mutter und ihre Geschwister, zumindest war das bis vor einigen Wochen so gewesen und behauptete immer, sie selbst wäre schon bei ihm gewesen, aber das hätte sie doch gewusst? Sie war noch nie bei ihm gewesen.
So kam der Tag, an dem Silvester gefeiert werden sollte und er war wirklich da, war in der Wohnung, die ihrer Familie gehörte, die ihre Mutter gemietet hatte. Und seltsamerweise beschäftigte er sich wieder mit ihr, wie seit einigen Wochen.
Sie bekam sogar ein kleines Geschenk von ihm und das arglose Kind, das nichts Böses dachte, freute sich. Doch zugleich tickte in ihrem Kopf eine leise, warnende Stimme, die sie dann doch beiseite schob.

Es wurde immer später, im Fernsehen liefen lustige Sendungen, bei deren Liedern sie mitsangen und es gab ein leckeres Buffet, von dem man jederzeit essen konnte. So, wie jedes Jahr. Doch diesmal war die Siebenjährige früher müde. „Mama, kann ich mich ein bisschen hinlegen und ihr weckt mich dann, wenn Silvester ist?“ fragte sie ihre Mutter. Sogleich sagten Mutter und deren Freund, das sie, würde sie einmal schlafen, auch nicht mehr geweckt würde. Sie schwankte zwischen Wachbleiben und schlafen legen, aber die Müdigkeit siegte und sie ging ins Bett.

„Ich werde ihr noch gute Nacht sagen.“ Hörte sie die tiefe Stimme des Freundes ihrer Mutter im Wohnzimmer nebenan.

‚Nein, mach das er nicht reinkommt.‘ Dachte sie insgeheim, als die warnende Stimme wieder auftickte, doch erneut schob sie diese beiseite, verbannte sie in die hintersten Winkel ihrer Seele.
Er kam rein und trat an das Bett, in dem sie lag.

Was genau er sagte? Sie hörte seine Worte und konnte sie doch nicht hören. Sie merkte nur, wie seine große, fette Hand plötzlich an einer Stelle ihres Körpers lag, die bislang niemand ausser ihrer Mutter gesehen hatte und die sie schon lange nur noch für sich selber berührte, wenn sie sich duschte. Warum berührte er sie dort?
Er sprach wieder und an die nächsten Worte erinnerte sie sich noch ohne weiteres, wie festgebrannt saßen sie in ihrem Kopf.

„Gefällt dir das?“ hatte er gefragt. Sie hatte geschwiegen. Es hatte ihr nicht gefallen, es tat weh, was er da machte. Sie spürte, wie seine Finger über sie strichen und sich zwischen ihre Beine drückten, die sie krampfhaft zusammenpresste. Sie konnte ihn einfach nicht fernhalten und sie hatte wahnsinnige Angst.
Er nahm ein Kissen. Und dann wurde ihr bewusst, das etwas unter ihr lag, ein Handtuch?
Das Kissen wurde auf ihr Gesicht gedrückt, sie wollte schreien, doch kein Ton war zu hören. Schwer, er war so schwer, als er sich auf das Bett legte.

‚Was macht er da? Was will er?‘

„Ich hab dich lieb, kleine Prinzessin.“ Wie durch Watte klangen die Worte an ihre Ohren. Und dann der Schmerz, dieser alles übertönende Schmerz, das Gefühl, als würde sie gleich zerreissen, dieser wahnsinnige Schmerz und der erstickte Schrei von ihren eigenen Lippen, der durch das Kissen soweit herabgedämpft wurde, das er nicht mehr zu hören war.
Sie schloß die Augen, blendete aus, was gerade geschah und bekam doch alles ganz genau mit, was da geschah. Viel zu genau.
Endlich ging er von ihr runter. Stumme Tränen rannen über ihre Wangen. Er gab ihr einen Kuß, flüsterte ihr zu: „Wenn du etwas sagst, hat deine Mutter dich nicht mehr lieb. Und dann komm ich wieder.“

Sie schwieg. Sie schwieg in den folgenden Jahren, als man sie noch zweimal vergewaltigte. Sie schwieg, als sie Männer kennenlernte, die sich in sie verliebten. Sie schwieg, wenn sie mit ihr schliefen und die Erinnerungen immer wieder wachriefen, weil sie nicht einfühlsam genug waren. Sie schwieg all die verdammten Jahre, verdrängte alles in die letzte Ecke ihrer Seele. Doch es holte sie wieder ein und riß sie in einen bodenlosen Abgrund, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien.
Sie kämpfte, anfangs zumindest. Doch sie gab rasch auf. Sie hatte keine Kraft zu kämpfen, nicht den Mut. Sie war alleine, einsam und mutlos. Sie wollte aufgeben. Bis jemand kam, der sie wachrüttelte. Ein Freund, den sie nun seit Jahren kennt, der sie immer unterstützt und sie nicht alleine lässt.

Er ist einer der wenigen Männer, denen sie nun wieder vertraut. Sie hat viel gelernt in den Jahren, die sie mit Männern verbrachte. Aber sie musste auch feststellen, das der Mann, den sie geheiratet hatte, nicht mehr der Mann war, den sie lieben gelernt hatte.

Und so begann ihr Teufelskreis von Neuem. Doch diesmal hat sie genug Kraft und Unterstützung. Diesen Kampf wird sie bestehen und sie wird ihn gewinnen. Zusammen mit den wenigen Menschen, die ihr zu wahren Freunden geworden sind..

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