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Date Posted: Mon, June 20 2016, 12:45:24
Author: Paul
Subject: Der Weihnachtsmann macht alles gut - Teil 1

Autor: Otto Nukem (onuk)


Der Weihnachtsmann macht alles gut

"Weihnachtsmann?" Lilli lachte laut. "Mama, den gibt es doch gar nicht!" rief sie und eilte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend.
Von unten war noch immer die Stimme ihrer Mutter zu vernehmen.
'Lass die nur reden!' dachte Lilli, als sie ihr Zimmer betrat.

Haue vom Weihnachtsmann! Damit hatte man sie vielleicht früher mal erschrecken können. Aber jetzt? Oh nein! Sie war jetzt eine junge Dame. An solchen Quatsch glaubte sie schon ewig nicht mehr. Und außerdem? So ein Weihnachtsmann - würde der denn wohl hauen - nur weil man mal abends zu spät nach Hause gekommen war? Sicher nicht!

Lilli ließ sich auf den Hocker fallen, der vor dem altmodischen Schminktisch stand, den sie ihrer Mutter abgeluchst hatte, als diese ihn auf den Sperrmüll stellen wollte. Sie schaute in den Spiegel.
'Wegen Zuspätkommens sicher nicht!' wiederholte sie noch mal im Geiste.
Sie schaute sich selbst prüfend in die Augen und wußte schon, warum dieses Ebenbild dort noch einmal auf diesen Gedanken zurückgekommen war.
"Aber dafür, daß Du Deiner Mama das Geld fürs Kino aus der Geldbörse genommen hast!"
Sie sah wie das Ebenbild sie vorwurfsvoll anschaute und diese anklagenden Worte mit den Lippen formte.

Sie schaute von dem Spiegel weg, drehte sich zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wollte deswegen kein schlechtes Gewissen haben. Die anderen machten das doch auch. Die Gabi z.B., die tat damit sogar noch dicke. Lilli wurde jetzt richtig sauer. Sie drehte sich wieder zum Spiegel um und zischte.
"Und 'nen Weihnachtsmann gibt es sowieso nicht!"
Das Spiegelbild schaute sie ebenso sauer an.
"Und außerdem - woher soll der das denn wissen!" sah sie sich genötigt, noch hinzuzufügen.
'Der nicht!' bohrte das schlechte Gewissen weiter. 'Der nicht! Aber die Mama!'

Lilli biss sich auf die Lippen. Ja, das war wahr, Mama war heute so seltsam gewesen. Irgendwie traurig. Und sie hatte das sofort mit dem Geld in Zusammenhang gebracht. Nicht daß es wirklich viel Geld für Mama wäre. Nein, Mama hatte viel Geld. Auch Lilli hatte viel Geld. Sie bekam mehr Taschengeld als jede ihrer Freundinnen. Aber es war immer weg. So als ob ihr Portemonnaie ein Loch habe. Trotzdem wäre sie nie auf die Idee gekommen, ihrer Mutter Geld zu stehlen, wenn die vermaledeite Gabi ihr nicht erklärt hätte, wie überaus cool das sei.

Okay! Bis zum Kino war es alles leicht gewesen. Sie war sogar ein wenig stolz gewesen, daß sie es sich getraut hatte. Doch schon beim Bezahlen waren ihr erste Zweifel gekommen, als diese Frau am Kartenverkauf das abgezählte Geld in ihre Kasse sortierte. Da war das Geld endgültig fort. Keine Chance, es noch rückgängig zu machen.

Vom Film hatte sie dann wenig mitbekommen. Die ganze Zeit über hatte sie das enttäuschte Gesicht ihrer Mutter vor Augen. Sie wußte sehr genau, wie die schauen würde, wenn sie von dem Diebstahl erfahren würde.

Mit ihren Freundinnen konnte sie darüber natürlich nicht reden. Wäre ja zu uncool gewesen. Die hätten sie ausgelacht, wenn sie ihnen erzählt hätte, sie würde das Geld wieder zurücklegen - wenn sie ihr nächstes Taschengeld bekäme. Das hätten die sicher total kindisch und komplett beknackt gefunden. Trotzdem hatte sie schon im Kino diesen Entschluss gefasst. Pech war - es war erst Mittwoch - Taschengeld gab es immer erst Sonntagsvormittags.

Und dann Mamas seltsamer Gesichtsausdruck, als sie heute aus der Schule kam! Und auch noch diese total alberne Thema. Lilli stand auf, warf sich aufs Bett und vergrub das Gesicht in den Kissen.
'Weihnachtsmann!' dachte sie verächtlich. 'Was soll denn das?'

Doch sie konnte nichts dagegen machen. Vor ihrem inneren Auge erschien er. Und auch er schaute enttäuscht und traurig drein.
'Wie konntest Du nur, Lilli!'
Die Stimme wirkte so echt, daß Lilli sich mit einem Ruck auf den Rücken drehte und suchend ins halbdunkle Zimmer starrte. Doch da war niemand.

Lilli seufzte und setzte sich auf. Sie packte ihren großen Eisbären, der immer bei ihr schlief - außer natürlich wenn eine Freundin bei ihr übernachtete. Sie drückte ihn fest an sich. Das hatte sie lange nicht mehr getan.
"Petz," flüsterte sie, "ich mach das nie wieder. Das verspreche ich Dir!"

Petz sagte dazu natürlich nichts. Aber in der Stille klang die Stimme des Weihnachtsmannes noch einmal nach, und die kam ihr sehr bekannt vor. Das war doch die Onkel Ottos! Mutters Bruder. Sie hatte den schon lange nicht mehr gesehen. Vor fünf Jahren war er in eine andere Stadt gezogen. Früher war er oft bei ihnen gewesen. Vor allem Weihnachten - daran erinnerte sich Lilli nur zu gut. Er hatte immer so schöne Geschichten erzählt. Lilli lächelte. Ja, Weihnachtsgeschichten! Wahrscheinlich hatte der Weihnachtsmann in ihren Gedanken deshalb seine Stimme angenommen.

Lilli versuchte sich an seine Geschichten zu erinnern. Nur an etwas anderes denken als ihre Missetat. Das war jetzt das Gebot der Stunde. Wie von zufällig glitt ihr Blick zum Regal hinüber. Ihr fiel zwar zu ihrem Leidwesen keine der Geschichten mehr ein, aber sie erinnerte sich, daß er ihr mal ein kleines Heftchen geschenkt hatte. Eines über den Weihnachtsmann. Aber ein komisches. Sie hatte damals nur kurz hineingeschaut. Es hatte ihr Angst gemacht und sie hatte es ins Regal gestellt, wo es seitdem unbeachtet stand.

Oh ja! Sie wußte, wovon das Heftchen handelte. Kam sie denn heute gar nicht mehr los von den Gedanken an ihr Stehlen?! Sie merkte, wie ihr die Tränen emporstiegen. Das Heftchen war sehr alt. Aus Onkel Ottos Kinderzeit. Lilli stand auf und bewegte sich schlafwandlerisch zum Regal. Ja, da war es. Sie zog es heraus und stieg wieder aufs Bett, knipste die Lampe dort an und streichelte mit einer Hand Petz, während sie das Deckblatt des Heftchens betrachtete.

"Wie der Weihnachtsmann aus bösen Buben wieder gute macht" stand da.
'Buben!' dachte Lilli, doch irgendwie konnte sie sich nicht einreden, daß das Heftchen deshalb nicht für sie gemacht war. Unter dem Titel war ein Weihnachtsmann abgebildet, der sehr streng auf einen Jungen herabschaute, der sich... Der sich... Lilli wollte es gar nicht glauben. Der sich gerade die Hose herunterzog und dabei ängstlich zum Weihnachtsmann emporschaute.

Lilli ließ Petz los und schob sich instinktiv eine Hand unter den Po. Noch nie hatte sie Haue bekommen. Aber die Gabi ab und zu und auch noch einige andere ihrer Freundinnen. Das wußte sie. Zwar hatte sie es nie mit angesehen. Trotzdem wußte sie gleich, was diese Szene auf dem Titelbild darstellte.
"Popohaue!" flüsterte sie und sah Petz mit großen Augen an.

Das Wort hatte so einen seltsamen Klang. Es macht ein Kribbeln im Bauch - und auch auf dem Po. Aber es war auch irgendwie versöhnlich. Lilli schaute den Jungen an, wie er ängstlich hochschaute. Was das denn wohl für ein Gefühl war, wenn man sich die Hose runterziehen muß, damit man gleich den Popo verhauen bekommt. Lilli schaute das Bild genau an.
'Womit eigentlich!' fragte sie sich.
Es war keine Rute zu entdecken. Aber... Aber der Weihnachtsmann hielt seine rechte Hand so seltsam hoch, und die war ziemlich groß.

Lillis Augen weiteten sich für Sekundenbruchteile in banger Erkenntnis. Ja, er würde dem Jungen mit der Hand den Popo versohlen. Der Junge auf dem Bild hatte zwar die Hose schon bis zu den Knien runtergelassen, aber er hatte seinen Schlüpfer noch an. Lilli schüttelte heftig den Kopf.
'Den darf er sicher anbehalten!' dachte sie inständig.
Doch glauben konnte sie daran nicht.

"Was er wohl angestellt hat?" fragte sie Petz.
Früher hatte sie oft mit den Kuscheltieren gespielt und ihnen ihre Stimme geliehen. Und das passierte jetzt plötzlich ganz von selbst.
"Sicher hat er seiner Mama Geld stibitzt!" flüsterte Petz.
"Oh!" machte Lilli. "Meinst Du?"
Petz nickte.

Lilli seufzte tief und schlug das Heftchen auf. Sie fing an zu lesen und hörte nicht auf, bevor sie ganz damit durch war. Sie erfuhr, daß der Weihnachtsmann nicht nur für Geschenke zuständig sei. Oh nein! Eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste war, Kinder von ihrem schlechten Gewissen zu erlösen. Und das machte er mit Popohaue. Interessant war aber, daß der Weihnachtsmann gar nicht von selbst wußte, was die Kinder angestellt hatten. Deshalb mußten die Kinder es ihm von sich aus mitteilen. In der Weihnachtszeit schrieben sie einfach ihre böse Tat auf einen Zettel und schoben den in ihren Pantoffel. Diesen stellten sie dann draußen auf ihr Fensterbrett. Keine Entschuldigung durfte auf dem Zettel stehen. Nur einfach die böse Tat. Der Weihnachtsmann wußte dann schon was zu tun sei. Meist kam er innerhalb der nächsten beiden Tage vorbei. Und wenn er wieder fortging, dann nahm er das schlechte Gewissen mit sich und ließ dafür einen rotgehauenen Popo zurück.

Lilli streichelte wieder Petzens Tatze und flüsterte.
"Petz, ich will aber keinen roten Popo! Das tut sicher ziemlich weh!"
Petz zuckte dazu bloß mit den Schultern. Also las Lilli weiter. Es folgten Beispiele, was und wie man es auf den Zettel schreiben solle. Und auch, daß man schon mal das Hoserunterziehen vorher üben solle, damit man es dann auch richtig könne, wenn der Weihnachtsmann käme, damit die Haue dann auch ganz reibungslos verabreicht werden könne. Auch das Bücken solle man schon mal ausprobieren. Lilli erfuhr so, daß der Weihnachtsmann sich die Kinder zum Verhauen übers Knie zu legen pflegte. Deshalb müsse im Zimmer auch eine gute Sitzgelegenheit für ihn sein. Ein Stuhl ohne Seitenlehnen sei das beste, stand dort geschrieben.

Lilli schlug das Heftchen ganz in Gedanken zu. Ihr Blick fiel auf dessen Rückseite. Dort war ein anderes Bild. Der Weihnachtsmann saß auf einem Stuhl. Diesmal lächelte er. Und vor ihm stand der Junge. Der lächelte auch, obwohl seine Augen ganz rot und nass waren von den vielen Tränen. Seine Hose lag jetzt auf dem Boden.
"Ob er die wohl weggestrampelt hat?" wollte Lilli von Petz wissen.
Der nahm das wohl an und nickte. Aber... Aber was war das? Das war der Schlüpfer.
"Also doch!" entfuhr es Lilli!
Der Schlüpfer hing um des Jungen Knöchel. Und er rieb sich den Po mit beiden Händen. Der Zeichner hatte den Po sehr rot angemalt.

Lilli konnte ihren Blick gar nicht mehr davon losreißen. Wie rot der war! Das tat sicher höllisch weh. Sie fühlte, wie sich ihr eigener Po anspannte und sie versuchte sich vorzustellen wie es sich wohl anfühlen würde, wenn der Weihnachtsmann einem den Popo verhaute. Unter dem Bild stand:
"Jetzt ist alles wieder gut!"

Lilli seufzte. Oh ja! Das wünschte sie sich auch. Dass alles wieder gut wäre. Sie ließ das Buch sinken, schob nun beide Hände unter ihren Po und starrte Petz an. Sie dachte nach.
"Einen Weihnachtsmann gibt es aber wirklich nicht, Petz!" sagte sie. "Schade eigentlich!"
"Sicher?" fragte der und kniff ihr eines seiner Kopfaugen zu.

Beinahe hätte Lilli das bestätigt. Doch dann wurde sie plötzlich ganz still. Vielleicht... Vielleicht gab es ja doch einen. Sie sprang auf. In Null-Komma-Nix hatte sie einen Briefumschlag, einen Schreibblock und einen Stift geholt. Und auch ihr Adressbuch. Schon saß sie wieder auf dem Bett und Petz sah ihr zu, wie sie die Adresse von Onkel Otto auf den Umschlag übertrug. Dann steckte sie das Heftchen hinein und legte den Block auf ihre Knie.
"Ich habe Mama Geld aus dem Portemonnaie gestohlen!" schrieb sie.
Keine Entschuldigung - so hatte es in dem Heftchen geheißen. Schnell faltete sie das Papier zusammen, stopfte es zu dem Heftchen und klebte den Umschlag zu.

"Mama, hast Du eine Briefmarke für mich?"
Ihre Mutter war erstaunt. Zum einen, daß ihre Tochter überhaupt einen Brief schrieb, zum anderen, als sie sah, an wen er gerichtet war.
"Was schreibst Du ihm denn?" wollte sie wissen.
"Ist geheim!" sagte Lilli und errötete.
Mutters Blick lastete lange auf Lillis Gesicht. So lange, bis diese zu Boden schauen mußte.
"Soso!" machte Mama bloß und gab ihr die Briefmarke.

Lilli schnappte sie sich, klebte sie auf den Umschlag, sauste in den Flur und griff nach dem Anorak.
"Bin gleich wieder zurück!" rief sie noch und schon schlug die Haustür hinter ihr zu.
In der Küche blieb eine verdutzte, grübelnde Mutter zurück. Sie legte den Kopf auf die Seite und schaute Lilli versonnen durch das Küchenfenster nach, wie sie ganz ausgelassen den Bürgersteig entlang hüpfte. Dann mußte sie plötzlich laut lachen.
"Na, was das wohl geben wird?" murmelte sie.
Sie nahm sich vor, ihren Bruder am Abend mal anzurufen. Gar keine schlechte Idee, sich ihm anzuvertrauen, dachte sie zuversichtlich.

Lilli stand lange unschlüssig vor dem Briefkasten. Sollte sie den Brief wirklich einwerfen? Es war weniger die Haue, vor der sie Angst hatte, sondern sie war sich nicht sicher, ob Onkel Otto das Ganze nicht albern finden würde. Sie versuchte sich zu erinnern, wie er war. Nett und freundlich war er immer zu ihr gewesen. Aber er hatte auch sehr genaue Vorstellungen davon, was für ein Mädchen schicklich war und was nicht.

Lilli verzog das Gesicht, als ihr eine der wenigen Situationen wieder einfiel, wo sie mit ihm aneinander geraten war. Gehauen hatte er zwar damals nicht. Aber trotzdem war es sehr unangenehm gewesen. Der Onkel konnte so streng schauen. Bis tief in Lillis Seele. Und das Schlimmste war, er konnte auch das Gewissen sehen. Niemals hatte sie etwas vor ihm verbergen können.

Er hatte damals nicht gehauen! Haute er überhaupt? Lilli wußte, daß die meisten Erwachsenen Hauen falsch fanden. Lilli hatte sich bis heute Nachmittag darüber gar keine Gedanken gemacht. Sie schaute den Umschlag unschlüssig an. Darin war das Heftchen. Warum hatte Onkel Otto ihr das geschenkt? Doch sicher nicht, weil er Hauen doof fand.

"Hallo, Lilli!" sagte wer hinter ihr.
Das riss Lilli aus den Gedanken und sie wirbelte zu der Stimme herum. Es war Gabi, die den Umschlag schon entdeckt hatte und ihn neugierig anstarrte.
"Was'n dat?" fragte sie in ihrer schnoddrigen Art.
"Oh! Es ist bloß... Bloß..."
Lilli lief rot an.
"Ja?" Gabi fragte lauernd.
"Eine Einladung für meinen Onkel Otto!" beeilte sich Lilli zu erklären und schob den Umschlag schnell in den Briefkasten.

Mit einem Klacken schlug die gelbe Klappe zu.
'Jetzt ist er drin!' dachte Lilli erschrocken.
Es gab kein Zurück mehr. Sie war sich gar nicht sicher, was sie nun wirklich wünschte. Daß der Onkel es ernstnehmen oder albern finden würde. Vielleicht würde er auch einfach bloß Mama anrufen und sie verpetzen. Lilli schüttelte den Kopf. Nein, so etwas würde er nie tun. Nicht ihr Onkel Otto!

Gabi schaute enttäuscht. Sie war krankhaft neugierig und das deshalb, weil sie so gerne tratschte, von daher war sie immer auf der Suche nach Neuigkeiten. Doch heute mußte sie ohne Beute wieder von dannen ziehen. Lilli gab vor, schnell wieder nach Hause zu müssen und lief davon.

Am Abend, als sie ihr Zimmer betrat - sie hatte sich gerade einen Gute-Nacht-Kuss von ihrer Mutter geben lassen, etwas was sie seit ein paar Monaten eher zu vermeiden suchte - blieb sie mitten darin stehen. Sie merkte wie angespannt sie war. Dabei lag der Umschlag sicher noch im Briefkasten oder in irgend einem Postsack. Eine Reaktion von Onkel Otto war vor morgen Nachmittag wohl kaum zu erwarten.

Sie atmete tief durch. Gern hätte sie jetzt noch mal das Bild auf der Rückseite des Heftchens betrachtet. Sie hatte es die ganze Zeit vor Augen - das gütige Lächeln des Weihnachtsmannes.
"Jetzt ist alles wieder gut!" zitierte sie die Bildunterschrift flüsternd.
In Gedanken ganz bei dem Bild und der Vorstellung von rotem Po und Vergebung öffnete sie den Knopf ihrer Jeans, um sich auszuziehen. Doch dann hielt sie inne. Der Passus mit den Übungen fiel ihr wieder ein. Sie schaute zu Petz herüber.
"Soll ich das echt üben, Petz?"
Petz sagte nichts.
"Ist doch ganz einfach - das mit dem Hose runterziehen!" fuhr sie fort.
Petz starrte sie unverwandt an.
"Soll ich mal zeigen?"
Lilli war immer noch unsicher, und es war ihr peinlich.
Petz schien zu nicken.
"Okay!" seufzte Lilli dann stellte sie sich ganz aufrecht hin, die Hände an der Hosennaht, wie sie es im Sportunterricht taten, bevor sie sprangen oder an ein Gerät traten.

Sie schaute geradeaus und holte einmal tief Luft.
"Los dann!" flüsterte sie, sich selbst Mut machend.
Fast feierlich köpfte sie den Bundknopf auf und öffnete den Reißverschluss. Sie warf Petz einen kurzen Blick zu und dann zog sie ihre Jeans bis zu den Knien herunter. Ganz so wie sie es auf dem Deckblatt des Heftchens gesehen hatte. Sie richtete sich auf und nahm die Habachtstellung wieder ein. Es war ein komisches Gefühl dort mit heruntergelassener Hose zu stehen. Sie versuchte sich vorzustellen wie es wäre, wenn der Weihnachtsmann ihr dabei gegenüberstehen würde.

Stehen? Nein, er würde sitzen. Sie schaute sich um. Da war nur ihr Schreibtischstuhl. Das war sicher nicht das, was in dem Heftchen unter "einer guten Sitzgelegenheit" verstanden wurde.
'Ich werde mir einen Stuhl aus dem Esszimmer ausleihen müssen!' stellte sie fest und grübelte über einen Vorwand nach.
Petz räusperte sich. Lilli schaute erschrocken zu ihm hinüber.
"Ja, Petz, was ist?"
"Ist das alles? Nur die Jeans?" fragte er mit Lillis ausgeliehener Stimme.
"Oh Petz!" Lilli sprach mit gespielter Entrüstung. "Du meinst...?"
Petz nickte.
"Wirklich?"
Lillis Daumen schoben sich links und rechts unter das Gummiband ihres Höschens.

Petz nickte aufmunternd, und Lilli schob das Höschen runter zu den Jeans. Das war jetzt nun wirklich ein seltsames und beunruhigendes Gefühl. Die Luft strich kühl über Lillis Pobacken. Darauf würde er hauen. Ein Schauer lief ihr über Po und Rücken. Mit seiner großen Hand. Und es würde weh tun. Würde sie es aushalten? Würde sie versuchen sich loszureißen? Würde er sie dann festhalten?

Lilli schaute wieder zu Petz.
"Ich werde tapfer sein!" sagte sie ganz entschlossen.
Schaute Petz skeptisch?
"Doch, werde ich!" meinte sie in mit Nachdruck. "Ich werde nicht heulen! Nein Petz!"
Sie schüttelte heftig den Kopf und beugte sich vor, um ihr Höschen wieder hochzuziehen. Petz räusperte sich erneut.
"Was...!" Lillis Bewegung stoppte. "Ist ja schon gut - ist ja schon gut!"
Lilli schlurfte mit Höschen und Jeans zwischen den Beinen durchs Zimmer. Sie mußte dazu die Knie auseinanderhalten, damit die Hose nicht nach unten rutschte. Zuerst zog sie den gepolsterten Hocker, der vor ihrem Schminktisch stand in die Mitte des Raumes. Dann nahm sie ihr dickes Kopfkissen, rollte es zu einer Wurst und legte diese über den Hocker.

Sie betrachtete ihr Werk. Ja, die Höhe stimmte in etwa. Sie stellte sich seitlich daneben und beugte sich vor. Es war viel komplizierter, sich über die Wurst zu legen, als sie gedacht hatte. Zuerst versuchte sie es mit Abstützen. Doch das war schwierig. Die Wurst war zu weich und Lilli hatte keine Ahnung, wie sie dann mit den Händen auf den Boden gelangen sollte. Also richtete sie sich wieder auf und grübelte.
"Oh!" machte sie plötzlich und schon wieder schoss ihr die Röte ins Gesicht.
Sie warf Petz einen missbilligenden Blick zu.
"Schau woanders hin!" sagte sie.
Doch Petz dachte gar nicht daran. Unverwandt betrachtete er das Mädchen mit dem nackten Popo, daß unschlüssig neben dem Hocker stand. Lilli seufzte und ging auf die Knie. Dann beugte sie sich vor. Diesmal war es ganz einfach. Mit den Händen konnte sie sich auf dem Boden abstützen und ihre Pobacken waren der am höchsten gelegene Teil.

Lilli blieb so liegen. Plötzlich war die ganze Anspannung von ihr gewichen. So also fühlte sich das an, wenn man seinen Popo hinhielt, damit man seine Haue bekam. Lilli spannte die Backen an und versuchte sich vorzustellen, wie es sich wohl anfühlen würde. Doch sie hatte nicht die geringste Vorstellung. Okay! Weh natürlich. Aber darüber hinaus? Lilli hob versuchsweise einen Fuß vom Boden. Das ging. Sie machte es mit beiden. Dazu mußte sie sich vorn mit den Händen mehr abstützen. Aber dann ging das auch. Sie kicherte albern und strampelte mit den Beinen.
"Das mach ich aber nicht, wenn Onkel Otto meinen Popo verhaut, Petz!" beeilte sie sich zu beteuern.
Doch ihr fortgesetztes Gekicher strafte sie Lügen. Das Strampeln machte ihr wirklich Spaß.

Plötzlich Schritte auf der Treppe. Lilli rollte sich erschrocken vom Hocker und sah zu, daß sie auf die Beine kam. Als Lillis Mutter das Zimmer betrat stand ihre Tochter mit schreckgeweiteten Augen da und starrte sie an. Mutter erfasste die Situation augenblicklich. Ihr Blick streifte kurz die heruntergelassenen Jeans und das Höschen, verweilte kurz auf der Kissenwurst, die jetzt auf dem Boden lag, und auch, daß der Hocker mitten im Raum stand entging ihr nicht. Dann schaute sie Lilli ins Gesicht.

Lilli stand da, wie das Kaninchen vor der Schlange. Ihre Augen flehten still.
'Bitte Mama, frag mich jetzt nicht, bitte!'
Und Mutter tat ihr diesen Gefallen.
"Los, los, ab ins Bett, ist schon spät!" sagte sie, so als sei dies die normalste Situation der Welt.
Doch war da nicht ein wissendes Lächeln, das sich kurz in ihr Gesicht schlich? Lilli war sich nicht so sicher. Erst als Mutter die Tür schon fast zugezogen hatte, brachte sie das erste Wort heraus und erwiderte Mutters Nachtgruß.
"Gute Nacht, Mama!" murmelte sie.

Kaum war die Tür zu, beeilte Lilli sich aus den Klamotten zu kommen und ihren Schlafanzug anzuziehen. Zähneputzen mußte heute mal ausfallen. Erst als sie sich vollständig unter der Decke versteckt hatte, fühlte sie sich einigermaßen sicher. Sie hielt Petz eng an sich gedrückt.
"Die Mama, Petz..." flüsterte sie ihm in das Puschelohr. "Die hat was gemerkt, ja?"
Doch Petz zog es vor, sich an diesen Spekulationen zu beteiligen. Stattdessen presste er seine weiche Schnauze in Lillis Halsbeuge... Und da steckte sie immer noch, als Lilli eingeschlafen war.

Der nächste Tag verlief ganz normal. Verdächtig normal, fand Lilli. Mutter schaute überhaupt nicht mehr mißtrauisch. Sie war sogar auffällig nett. Einen Stuhl aus dem Esszimmer wollte sie ihr aber doch nicht geben. Stattdessen ging sie mit ihr in den Keller und half ihr, einen von den alten, ausrangierten Stühlen in ihr Zimmer zu schaffen. Lilli hatte lange über eine Begründung nachgedacht. Aber Mutter fragte überhaupt nicht. Das machte Lilli nur noch mißtrauischer.

Am Abend übte Lilli dann noch mal mit dem Stuhl. Diesmal kam es ihr schon viel weniger seltsam vor. Das letzte, was sie Petz noch ins Ohr flüsterte, bevor sie einschlief, war:
"Morgen kommt der Weihnachtsmann ganz sicher!"
Warum der Weihnachtsmann eigentlich kommen würde, das hatte sie beinahe ganz vergessen. Und auch, daß es Onkel Otto sein würde. Lilli fieberte dem Ereignis regelrecht entgegen.

Noch ein Tag mit einer sehr freundlichen Mutter. Lilli wurde langsam nervös. Beim Abendessen führte sie fast nichts an und ging auch schon sehr früh rauf in ihr Zimmer. Sie stellte den Stuhl in die Mitte und schaute Petz an. Sollte er zusehen dürfen?

Dieser Gedanke brachte sie wieder ein wenig in die Realität zurück. Ihre Rechte fuhr zu ihrem Po und rieb einmal darüber. Doch, Petz sollte ruhig zuschauen. Er wußte ja eh schon alles. Wann würde der Weihnachtsmann wohl kommen? Sollte Lilli nicht vielleicht doch schon ihren Schafanzug anziehen? Und würde Mama nichts mitbekommen? Und was würde passieren, wenn die einfach ins Zimmer geschneit käme? Lilli nahm sich noch einmal vor, tapfer zu sein und keinen Mucks von sich zu geben. Sie biss sich versuchsweise auf die Lippen. Nein, sie würde nicht schreien!

Lilli setzte sich neben Petz aufs Bett und griff nach seiner Tatze. Wenn sie doch jetzt bloß das Heftchen gehabt hätte! Das hätte sie noch mal durchlesen können. Irgendwas mußte sie doch tun. Lilli war noch nie ein geduldiges Mädchen gewesen, und das Warten fiel ihr unheimlich schwer.

Irgendwie mußte sie dann doch eingenickt sein. Es klopfte an der Tür. Lilli schoss in die Höhe. Das Herz schlug ihr bis zum Halse.
"Da ist er, Petz!" flüsterte sie und starrte zur Tür hinüber.
Sie drückte Petzens Tatze ganz fest.

Langsam öffnete sich die Tür. Der Weihnachtsmann trat ein. Rot war fast alles an ihm, mit weißem Besatz. Oh ja, da war ein weißer langer Bart und eine Mütze mit weißem Bommel. Einzig die Stiefel waren von abweichender Farbe. Sie waren schwarz.

Der Weihnachtsmann schloss die Tür hinter sich und ging dann zum Schreibtisch. Lilli saß noch immer starr und steif neben Petz auf dem Bett. Der Weihnachtsmann hatte sie nur kurz mit einem Blick gestreift. Doch der hatte schon ausgereich,t um dieses seltsame Kribbeln in Lillis Bauch zu erzeugen. Sie kannte es aus Situationen, wo Unheil drohte - z.B. wenn sie mal wieder keine Hausaufgaben gemacht hatte, und die Lehrerin anfing von Platz zu Platz zu gehen und sie zu kontrollieren. Nur diesmal war das Kribbeln viel stärker.

Der Weihnachtsmann zog seine weißen Handschuhe aus und legte sie auf den Schreibtisch. Lilli schaute seine Hände an. Die sahen sehr groß aus. Das Kribbeln verstärkte sich noch mehr und sie presste sich nach hinten gegen die Wand, als ob sie durch diese hindurch verschwinden könne.

Dann merkte sie, daß der Weihnachtsmann nichts dabei hatte. Keinen Sack - aber Lilli erwartete ja eh keine Geschenke. Aber auch keine Rute oder etwas ähnliches. Das beruhigte Lille ein wenig. Denn so ganz sicher war sie sich nicht gewesen. In den Geschichten hieß es nämlich oft, er käme mit Rute oder gar, daß er so einen schlimmen Kerl mit sich brächte, der dann mit der Rute haue.

Der Weihnachtsmann drehte sich langsam um und trat einen Schritt näher auf das Bett zu. Seine Augen waren jetzt auf Lilli gerichtet. Lilli presste sich noch verzweifelter gegen die Wand. Doch der Weihnachtsmann lächelte plötzlich und hielt ihr die Hand hin.
"Komm her, Lilli! Komm her zu mir!" sagte er freundlich.

Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes. Lilli kam es vor, als habe sie diese schon mal gehört. Sie hatte etwas Vertrautes. Aber aktuell war sie nicht in der Lage, darüber weiter nachzudenken. Die hingehaltene Hand hatte etwas Anziehendes. Lilli ließ Petz los, lehnte sich nach vorne und legte ihre Hand in die des Weihnachtsmannes. Dazu mußte sie auf die Knie gehen. Sie schaute dem Weihnachtsmann direkt ins Gesicht. Ängstlich, erstaunt und neugierig zugleich.

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