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Date Posted: Thu, September 03 2015, 17:05:27
Author: Paul
Subject: Myria, die Wespenzähmerin - Teil 1

Autor: Unbekannt


Myria, die Wespenzähmerin - Teil 1

Myria gähnte und streckte sich ausgiebig, als die Sonnenstrahlen ihre Nasenspitze berührten und sie weckten. Mühsam blinzelnd öffnete sie die Augen, nach der langen Nacht zuvor im Wespenstall noch nicht ganz wach. Es war bei ihnen üblich, Wespen für den Kampf auszubilden und irgendwie war Myria fasziniert von diesen Wesen. Sie waren so stark, flogen viel schneller als sie mit ihren zarten Flügeln je die Lüfte erkunden könnte und sie schien auch einen besonderen Draht zu ihnen zu haben.

Wespentrainer zu werden erforderte eine lange Ausbildung. Man mußte ihre Körpersprache gut kennen und gut mit ihrem scharfen Stachel umgehen lernen. Dann mußte man lernen sie zu fliegen, was gar nicht einfach war, denn die waghalsigen Manöver waren was ganz anderes als das gutmütige Gebrummel von dicken Hummeln, die meist von Kindern geritten wurden.

In den letzten Tagen hatte Myria sich immer heimlich nachts in die Stallungen geschlichen um dort Brrrsisumm, eine Wespe, der sie damals beim Schlüpfen geholfen hatte, zu besuchen. Brrsisumm war jetzt drei Wochen alt und war somit noch im Jungtierstall.

Die Wespen im Hayutal wurden mit speziellem Futter und dem besonders klarem Quellwasser hier versorgt und wurden bis zu zehn Jahre alt, was es auch ermöglichte ihnen in einer langen Ausbildung möglichst effektive Manöver beizubringen. Zur Zeit herrschte zwar Frieden, aber die Wespenausbildung war eine Art Tradition und jedes Jahr fanden Turniere und Schaukämpfe statt.

Myria bat oft darum, doch auch auf Wespen reiten zu dürfen, doch es war ihr verboten. Man mußte volljährig sein und die Ausbildung war teuer. Frauen waren nun auch in den Flugschulen erlaubt, doch viele der Männer glaubten immer noch, sie könnten es mit den starken Streitwespen nicht aufnehmen. Myria plante gut beim Nachmittagsunterricht ihren Bruder auf Feykrrrrus zu beobachten, eine gewaltige Wespendrohne, die ihr ein wenig Angst einflösste. Aber es war die bestausgebildetste Wespe im ganzen Tal und so erhoffte sie sich, vielleicht Nachts heimlich ihre junge Wespenfreundin ausbilden zu können und dann im Sommer, wenn sie volljährig war, ihren Vater zu bitten, ob sie sie behalten könnte, wenn sie bewies, daß sie sie reiten konnte. Zu gerne würde sie auch mal Feykrrrrus geschmeidigen, schnellen Leib unter sich spüren, aber noch traute sie sich nicht. Er würde auf und davon brausen und sie wäre schuld, wenn die beste Drohne für immer verloren wäre.

Wespen ließen sich nämlich nur selten so weit zähmen, daß sie freiwillig blieben. Aber auch wenn sie in den Ställen nicht gerne gesehen wurde, gab ihr Bruder zu, daß sie instinktiv richtig handelte und keine Angst zeigte. Die Tiere reagierten ruhig auf ihre Anwesenheit. Trotzdem ließ er sie nie üben und sie hörte immer nur sie wäre zu jung und noch nicht kräftig genug.

So langsam endgültig aufgewacht, ließ sie ihre Augen zum Fenster schweifen und sprang erschrocken auf. Sie hatten heute früh doch Hummelanatomie! Wie die meisten anderen Mädchen ihres Alters sollte sie lernen sich um Hummeln zu kümmern und sie gesund zu pflegen. Wie langweilig. Ja, sie waren ja süß, so schön flauschig, aber lahme Enten. Da konnte sie ja selber schneller fliegen! Apropos schnell fliegen, das sollte sie wohl auch. Sonst hieß es noch sie würde sich nicht mal um Hummeln kümmern können, wenn sie eine schlechte Note in der Prüfung bekam. Eilig zog sie sich an und schwirrte davon.

Die Monate vergingen und Myria gewöhnte Brrsisumm langsam und einfühlsam an das Reitgeschirr und daß sie bei der Flügelpflege still zu halten hatte. Sie schien auch sehr gelehrig und ließ sich alles schnell gefallen. Bald, in einem Monat würde sie beginnen können sie das erste Mal zu reiten. Allerdings war sie durch die nächtlichen Ausflüge tagsüber immer so müde, daß ihre Aufmerksamkeit in der Schule darunter litt und die Lehrerin sich sogar Sorgen machte sie könnte krank sein.

In den nächsten Tagen achteten ihre Eltern und ihr Bruder zu sehr auf sie, so daß sie gezwungen war das Training erstmal bleiben zu lassen um nicht aufzufallen. Insgesamt war sie aber schon gut voran gekommen. Die junge Wespe reagierte bei der Bodenarbeit gut auf Kommandos, flog auf ihren Befehl hin schneller oder langsamer und wenn sie mit langen Zügeln in der Hand hinterher flog, ließ sie sich bereits gut lenken. Myria war aufgeregt, schon bald würde Brrsisumm stark genug sein sie zu tragen und sie könnte vielleicht bei den Jungreiterwettbewerben im Herbst teilnehmen.

Als sie ihre Wespe, in Gedanken gehörte sie schon ihr, zurück in ihre Wabe brachte, sah sie Arxril in den Stall kommen. Er war ein guter Freund ihres Bruders und einer der Hauptausbilder für die Turnierreiter. Hastig versteckte sie sich neben einem der Futterkästen. Sie wollte keinesfalls, daß sie aufflog, noch dazu hätte sie wohl mächtigen Ärger bekommen, Arxril würde sie nicht in den Ställen dulden und wahrscheinlich alles ihrem Vater erzählen und sie könnte eine eigene Wespe für lange Zeit vergessen. Überhaupt fand sie ihn sehr überheblich, er betrachtete sie immer noch als Kind, im letzten Jahr, als sie um einen Proberitt gebeten hatte, hatte er sie nur ausgelacht und sie zu den Hummelreitplätzen geschoben.

"Ist da wer?" hörte sie Arxril scharf rufen.
Mist, er hatte sie gehört. Hoffentlich glaubte er es wäre nur eine der Wespen gewesen und ging bald wieder.
"Ich weiß hier ist jemand, komm hervor!"
Myria dachte ja gar nicht dran und robbte schnell davon. Da fiel ihr siedendheiß ein, sie hatte Brr noch nicht das Reitgeschirr abgenommen! Sie mußte irgendwie zu ihrer Wabe gelangen und sie möglichst unauffällig abzäumen. Vorsichtig kroch sie hinter den Vorratskammern zu ihrer Wohnwabe und fühlte plötzlich einen heftigen Schmerz im linken Flügel.
"Auuu!" quietschte sie und drehte sich halb herum und verschluckte sich fast vor Schreck.

Arxril schwirrte leise über ihr und hatte sie am Flügel gezogen.
"Hab ichs mir doch gedacht, ich habe mich nicht verguckt. Was hast du hier in den Ställen verloren, junge Elfe?" blaffte er sie großtuerisch an.
Pah, junge Elfe, er war auch nur sechs Jahre älter als sie, das gab ihm ja wohl nicht das Recht so weise zu tun.
"Ich hab auch einen Namen!" erwiderte sie giftig, wofür sie einen funkelnden bösen Blick erntete.
"Ich glaube nicht, daß du dir jetzt Patzigkeiten erlauben kannst, du weißt genau, daß du hier noch nichts zu suchen hast, schon gar nicht zu dieser Zeit. Was wolltest du hier? Antworte!"

Arxril blickte in Richtung Brrs Wabe und Myria trat nervös von einem Bein aufs andere. Wenn er sie noch aufgezäumt sehen würde, würde er leicht erraten können, warum sie hier war und er würde glauben, sie würde eine unausgebildete Wespe reiten, womöglich, daß sie sich schon auf sie gesetzt hätte, obwohl sie das Gewicht noch nicht tragen konnte und er würde dann vollkommen durchdrehen. Ähnlich wie sie hatte er nämlich einen sehr freundschaftlichen Draht zu seinen Schützlingen und er würde glauben sie hätte schlecht an ihr gehandelt. Doch sie ließ sich nicht blicken, hatte sich wohl im Schlafbereich schon zum Schlafen gelegt.

"Mir ist aufgefallen, daß in der Sattelkammer ein Zaumzeug fehlt. Damit hast du nicht zufällig was zu tun?" fragte er und beobachtete sie ganz genau.
Sie biss sich peinlich berührt auf die Lippen. Er würde die Wahrheit bald aus ihr heraus bekommen haben und sie dann vermutlich an den Flügeln zu ihrem Vater schleifen. Da, in diesem Moment kam Brr aus der Wabe und schaute neugierig zu ihnen rüber. Die Stimmen hatten sie wohl aufmerksam gemacht. Myria liefen im Wechsel rasend schnell kalte und heiße Schauer den Rücken hinunter.

"Waaaas!" schimpfte Arxril, der die Jungwespe im Reitgeschirr ebenfalls bemerkt hatte. "Wie kannst du es wagen! Du schleichst dich Nachts in die Stallungen, reitest eine viel zu junge Wespe und bist noch nicht mal dem Hummelalter entwachsen! Bist du dir im Klaren, was das für Schäden an einer jungen Wespe geben kann, wenn du sie zu früh reitest! Sie ist jetzt bestimmt total verdorben und kann nur noch zur Zucht verwendet werden. Wenn dein Vater das erfährt! In Grund und Boden schämen solltest du dich!" er kriegte sich kaum mehr ein, so sehr regte er sich auf.

Myria versuchte zu erklären, daß sie sie gar nicht geritten hatte, aber Arxril hörte gar nicht zu und stürmte an ihr vorbei zu Brrsisumm um sie abzuzäumen. Diese, erschrocken von dem Geschrei, legte ganz ängstlich die Flügel an, wofür Myria noch mehr Ärger bekam, sie hätte die Wespe völlig verschüchtert. Da stieg auch langsam aber merklich Wut in ihr auf. Was schrie er sie so an? Was für eine Wahl hatte sie denn als Abends zu kommen, es ließ sie ja niemand beweisen, ob sie mit ihr umgehen konnte oder nicht. Und ihre arme Kleine wurde so sehr angeschrien!

"Der einzige, der sie verschüchtert bist du mit deinem Gekeife!" zischte sie und schlug sich erschrocken die Hände auf den Mund. Das hatte sie lauter gesagt als beabsichtigt! Dies würde ihn nicht gerade überzeugen ihrem Vater nichts zu sagen.
"Wie bitte? Ich hab mich wohl verhört!" erwiderte Arxril gefährlich leise.
"Du hast vielleicht Nerven dir solche Respektlosigkeit zu erlauben! Wir werden jetzt sofort zu deinem Vater gehen und ihn wecken. An sich wollte ich ihm erst morgen mitteilen, was für eine ungehorsame Tochter er hat, aber es scheint als wolltest du mich unbedingt zwingen ihn mitten in der Nacht aus dem Bett zu reißen."

Myria war kalkweiß geworden. Niemals würde er ihr das verzeihen, allzu bald mit Sicherheit nicht. Ihr Vater war sehr angesehen und würde es gar nicht dulden, daß seine Tochter als irgendetwas anderes als eine gute Schülerin auffiel. Und dann sollte sie Hummelkrankenschwester oder Lehrerin oder ähnlich unspektakuläres werden und heiraten. Nie hatte er in Betracht gezogen sie könnte eine Wespenzähmerin werden. Sie träumte davon wilde Wespen für ihr Volk zu fangen und auszubilden. Aber bestenfalls dürfte sie wohl an den Turnierveranstaltungen unter den Anfängern mitreiten, wenn überhaupt. Auch dieser kleine Hoffnungsfunke schien nun Galaxien weit entfernt, nie würde er sie wieder in die Nähe einer Wespe kommen lassen, wenn er das erfuhr.

Myrias Augen füllten sich mit Tränen der Verzweiflung. Arxril, der schon die Hand nach ihrem Flügel ausgestreckt hatte, zögerte. Myria drehte sich rasch um und rannte weinend aus dem Stall. Sie hatte sich schon genug blamiert, er sollte sie nicht noch weinen sehen. Zu ihrem Vater gehen würde er sicher trotzdem. Ihre Wünsche konnte sie sowieso vergessen. Vermutlich würde sie bis zu ihrem Geburtstag ihr Zimmer gar nicht verlassen dürfen, also änderte sich auch nichts daran zu verschwinden. Würde man sie finden, käme dasselbe dabei heraus. Sie flog zu ihrem Lieblingsversteck, einem hohlen Baumstamm am Waldrand der Kobolde und versuchte sich dort zu beruhigen.

Arxril wollte ihr folgen, hatte aber ja noch das Reitgeschirr in der Hand, was ihn beim Fliegen behindern würde. Außerdem schien Brrsisumm plötzlich ganz aufgeregt. Die Jungwespe, welche die Verzweiflung ihrer Freundin gespürt hatte, schmiss sich aufgeregt an die Stalltür und die Flügel zuckten nervös. Arxril kam auf sie zu um sie zu beruhigen. Doch die Wespe glaubte, er habe Myria verängstigt und vertrieben und richtete sich drohend auf.

"Ganz ruhig, Brr, sie ist weg und wird dir nicht mehr weh tun."
Wie auch sonst alle Wespen schien sie seine Worte zu verstehen, aber anders als er glaubte, ließ sie sich nicht beruhigen. Alles an ihrer Körpersprache schien darauf zu deuten, daß sie Myria folgen wollte. Arxril stutze. Konnte es sein? Vorsichtig tastete sein Geist nach dem Brrs. Und nachdem sein Bewusstsein mit ihrem verschmolz, sah er außer der Aufregung eine große Zuneigung der Wespe zu der kleinen Elfe. Er sah auch, daß sie sich fast jede Nacht trafen und trainiert hatten und zu seinem noch größeren Erstaunen sah er, daß sie ihren Geist ebenso berührt hatte, wie er dies nun tat. Völlig verwirrt von dieser Erkenntnis mußte er sich erst einmal setzen.

Sie war eine Wa Charim! Es hieß immer nur ein Elf in hundert Jahren hätte diese Fähigkeit. Er hatte niemandem anvertraut, daß er nun schon seit seiner Volljährigkeit auf diese Weise mit dem Geist von Wespen verschmelzen konnte. Auch wenn sein Vater dies schon lange vermutete, so gut wie er die großen Drohnen unter Kontrolle hatte. Aber wenn sie diese Fähigkeit nun auch haben sollte... Noch dazu eine Frau! Nein, sogar nur ein kleines Mädchen. Dies war noch nie da gewesen.

Brr wurde immer aufgeregter und strengte sich mit aller Macht an die Tür zu öffnen und Myria nachzustürmen. Sie schien große Angst um die Freundin zu haben.
"Was hast du denn, kleine Wespe, machst du dir Sorgen?"
Er spürte eine große Welle Angst auf sich zurollen. Noch einmal tastete er nach Brrs Geist und sah, daß sie wußte wohin Myria fliegen würde. Scheinbar waren sie dort schon oft gemeinsam gewesen. Aber heute war doch die große Hirschkäferwanderung! Wußte dieses dumme Mädchen das nicht? Sie würde genau in das Gebiet der Kobolde fliegen, die zwar keinen offenen Groll gegen ihr Volk hegten, aber wenn sie ausgerechnet in dieser Nacht dort aufkreuzte... Sie würden ihre Käfer nicht zurückhalten und wenn diese Hunger hatten, machten sie keinen Unterschied ob Frieden oder nicht.

Schnell pfiff er nach seiner Drohne Ssoriss, der gleich darauf vor ihm Halt machte und sprang auf seinen Rücken.
"Brr, zeig uns den Weg!" bedeutete er der jungen Wespe und schloss ihre Tür auf.
Sogleich brauste sie los, Ssoriss, der die Worte ja gehört hatte und Arxril, seit er geschlüpft war, kannte, flog ihr ohne weitere Aufforderung nach. Sie mußten sich beeilen, vielleicht konnten sie Myria erreichen, bevor diese den Fjeniawald erreichte.

Myria flog zügig, aber vorsichtig, nahe am Boden, um nicht gesehen zu werden. Umständlich wischte sie sich die Tränen mit ihrem Ärmel aus dem Gesicht. Es war alles aus, sie würde Brr niemals wieder zu Gesicht bekommen. Ihr Vater würde sie sicher in eine Privatschule stecken, aus der sie fertig ausgebildet als Hummelzüchterin oder dergleichen wieder raus käme und zu alt wäre um für das Wespentraining noch zugelassen zu werden. Sie spielte mit dem Gedanken gar nicht mehr nach Hause zurück zu kehren. Auch wenn sie ihre Freunde vermissen würde, nie wieder bei den Turnieren zusehen könnte, ihren Bruder nicht mehr ärgern und sogar Arxril würde sie vermissen.

Dieser hatte sie zwar nie ernst genommen, aber sie bewunderte immer, wie gut er mit Wespen umgehen konnte und hatte gehofft, wenn sie ihrem Vater beweisen könnte, daß sie fähig wäre die schwierige Ausbildung zu bestehen, daß sie vielleicht bei ihm Unterricht für den Wespenmeister machen könnte. Er war der jüngste Meister seit Jahren und sie blickte heimlich zu ihm auf. Vor kurzem war ihre Wespenkönigin gestorben und in ihn wurde die Hoffnung gesetzt eine neue zu finden. Dabei mußte er sich gut entscheiden, welche Jungwespe die Fähigkeiten haben würde ihr Volk zu leiten. Nur ein Wa Charim sei dazu fähig hieß es. Und auch, wenn er es nie offen gezeigt hatte, sie ahnte, daß er einer sein mußte. Sie hatte es irgendwie gefühlt, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie.

In Gedanken an ihn versunken, hörte sie das gleichmäßige, immer näher kommende Brummen nicht. Nun fiel ihr langsam das monotone Geräusch auf und sie hielt inne um sich umzublicken. Das kam ihr bekannt vor, was war es nur? Dieses Zögern war es, was dafür sorgte, daß sie allzu schnell von einer Horde Hirschkäfer eingekreist war. Myria erschrak heftig und versuchte an ihnen vorbei zu kommen und zu ihrem Versteck zu fliegen, doch wohin sie sich auch wandte, drohten Geweihe sie aufzuspießen. Sie drehte sich heftig in eine Richtung, versuchte unter ihnen wegzufliegen oder nach oben auszuweichen, doch immer folgte ihr mindestens einer. Der Weg zum Wald schien ihr versperrt. Immer mehr Käfer kamen daraus hervor.

Sie blickte zum Himmel und sah den Blutmond. Natürlich! Heute war der Tag des Rubinmondes, an dem die Käferwanderung stattfand! Wie konnte sie das vergessen! Da der Weg zum Wald versperrt war, versuchte sie vorsichtig wieder in Richtung Heimat zu fliegen. Immerhin gelang es ihr vorsichtig diese Richtung einzuschlagen, aber wirklich fliehen ließ man sie nicht. Unbehaglich merkte sie, daß sie immer näher an einen großen Stein gedrängt wurde, sie wollten sie dort anscheinend stellen. Ein paar Käfer mit Kobolden auf dem Rücken, den Treibern der Käfer, die sie auf Kurs hielten, tauchten aus den Baumschatten auf. Myria rief verzweifelt, sie sollten ihre Käfer zurück rufen, doch ein Kobold lachte höhnisch.
"Ihr wisst genau, daß der Wald an den Tagen des Blutmondes uns gehört, Elfe. Kommst du unseren Käfern zu nahe, ist dies dein eigenes Verschulden. Du mußt schon selber zusehen, daß du aus dieser Situation herauskommst, wir haben einen straffen Zeitplan und nun wirklich keine Zeit uns um Kinder zu kümmern."

Verzweifelt wich Myria immer weiter zurück. Plötzlich spürte sie den kalten Stein hinter sich und ihr Herz rutschte deutlich Richtung Magengegend vor Schreck. Die Geweihe kamen ihr gefährlich nahe und sie spürte einen der Zacken an ihren zarten Flügeln. Einen anderen an ihrer Brust. Sie schloss ängstlich die Augen. Gleich würde es vorbei sein. Plötzlich hörte sie ein vertrautes Summen und einen lauten Schlag, der Druck auf ihrer Brust löste sich und das quetschende Gefühl an ihrem Flügel, der beinahe abgeschnitten worden wäre, verschwand. Sie traute sich kaum die Augen zu öffnen, blinzelte dann aber doch und öffnete schlagartig beide Augen. Dort vor ihr flog Arxril auf Ssoriss und vertrieb mit Stachel und Fußtritten die Käfer von ihr. Brr war auch dabei und kam sogleich zu ihr, mit den Fühlern tastete sie besorgt nach Myrias Flügeln. Myria schlang beide Arme um die Freundin und drückte ihr verweintes Gesicht an sie. Sie hatte sich noch nie so erleichtert gefühlt. Wenngleich sie auch Angst hatte nun doch noch zu ihrem Vater geschleift zu werden, denn Arxril flog zornbebend auf sie zu, die Arme nach ihr ausgestreckt.

Sie fühlte sich hoch gehoben und vor ihn auf Ssoriss gelegt. Ein kräftiger Schlag traf sie, erschrocken schrie sie auf und versuchte sich in sitzende Postition zu drehen. So frei zu liegen bei dem Tempo fühlte sich doch etwas unsicher an.
"Du bleibst liegen!" zischte Arxril und drückte sie mit der einen Hand an den Körper der Drohne, während sie aus der Gefahrenzone flogen.

Auf dem Weg zum Stall hielt er ihr eine gehörige Gardinenpredigt, was ihr einfiele sich in so eine Gefahr zu begeben. Häufiger unterstrich er die Standpauke mit Schlägen auf ihren peinlich hochgereckten Hintern. Sie hatte kaum eine Chance auszuweichen, er hielt sie so fest. Und zappelte sie zu sehr, fürchtete sie in die Tiefe zu fallen. So erschöpft wie sie war, wäre sie sicher nicht mehr in der Lage selber zu fliegen. Brr schwirrte aufgeregt summend um sie herum. Myria spürte, daß sie über die Art der Bestrafung empört war, aber hörte auch deutlich heraus, wie auch ihre Freundin auf sie einschimpfte. Das war zu viel für sie. Sie versuchte sich gar nicht mehr zu wehren, kam sich einfach nur dumm vor, daß sie diesen wichtigen Abend vergessen hatte, wo doch schon Kindergartenelfen wußten, daß man heute den Wald zu meiden hatte, auch wenn sie um diese Zeit sowieso schon in den Betten lagen. Sie gab die Gegenwehr auf, Verzweiflung befiel sie und sie fing noch heftiger zu weinen an, als zuvor, ihre Träume würden gleich zerplatzen.

Doch zu ihrem Erstaunen flog Ssoriss überhaupt nicht zum Haus ihres Vaters, sondern zu der abgelegenen Hütte, in der sonst die Dorffeste stattfanden. Heute war es allerdings leer, viele Elfen glaubten zur Nacht des Blutmondes vor die Tür zu gehen, brächte Unglück. Ssoriss landete nun vor dem Gebäude und sie fühlte sich auf die Füße gehoben.
"Geh dort hinein, dieses Thema ist noch nicht abgeschlossen!" knirschte Arxril wütend.
Myria lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Sie versuchte sich umzudrehen, sein Gesicht zu sehen und sich zu entschuldigen, aber er schob sie ungeduldig auf die Türe zu und befahl den Wespen draußen zu wachen.

"Arxril, ich..." begann sie schüchtern, doch der Zug an ihrem Flügel verriet ihr deutlich er wollte jetzt keine Entschuldigungen hören.
Er zog sie auf einen Raum zu, der nur selten benutzt wurde und ihre Augen wurden groß. Verzweifelt versuchte sie sich aus dem Griff zu befreien, doch der Zug am Flügel wurde immer stärker. Dies war in früheren Zeiten der Bestrafungsraum für Sünder und ungezogene Schüler gewesen. Er wurde schon Jahre nicht mehr für diesen Zweck benutzt, da diese Form der Bestrafung nun abgeschafft worden war, doch Arxril mußte die Zeit noch mitbekommen haben. Er war der letzte Schuljahrgang gewesen, die noch häufiger Bekanntschaft mit diesem Raum gemacht hatten. Er war schalldicht. Allein schon deshalb hatte sie Angst, sie waren doch völlig allein, was hatte er nur vor?

Sie selbst war nur einmal dort gewesen. Damals hatte sie die Schule geschwänzt um bei den Turnieren zu zu sehen und hatte eine wichtige Arbeit verpasst. Ihr Bruder hatte sie erwischt und weil sie so bettelte er möge nicht petzen, hatte er ihr statt dessen diesen Raum gezeigt. Er hatte sie nicht wirklich fest geschlagen, damals, er hatte ihr nur ein paar symbolische Klapse verpasst. Er wollte ihr nur Angst machen und hatte sie alle Instrumente anfassen lassen, damit sie wußte, was mit bösen Elfenmädchen geschah. Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse und die Schläge, die sie eben auf dem Flug hierher bekommen hatte, ließ sie auch nicht daran zweifeln, was sie zu erwarten hatte. Sie fing leise zu wimmern an.

"Vorwärts, Mädchen. Du weißt, daß du dich unnötig in Gefahr gebracht hast. Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt. Und dein trotziges Verhalten eben im Stall habe ich auch nicht vergessen, Fräulein. Ich denke, in diesem Fall sind die alten Strafen doch die besseren. Im übrigen kann ich keine ungehorsame Schülerin in der Ausbildung gebrauchen."
Myria fiel die Kinnlade runter und sie drehte sich ruckartig zu ihm um.
"Sch... Schülerin?"
Ihre Augen wurden groß und nun sah sie ihn doch tatsächlich lächeln, auch wenn in seinen Augen immer noch ein scharfer, aber auch besorgter Ausdruck stand.
"Das wird sich zeigen, Myria. Und jetzt gehorche!" forderte er streng.

Zitternd, aber ohne starke Gegenwehr ließ Myria sich nun in den Raum führen. Sie sah mehrere Riemen, Ruten und Holzbretter mit Griffen an der Wand hängen. Alles schien noch im merkwürdig gepflegten Zustand. Einige Stühle ohne Lehnen, die bequem und stabil aussahen standen im Raum. Aber auch Böcke, ähnlich wie denen im Sportunterricht, mit Riemen an den Füßen. Auch einige Fesseln, die von der Decke hingen oder an den Wänden befestigt waren. Ängstlich drückte sie sich an Arxril, der hinter ihr stand und der Druck seiner Hand auf ihrer Schulter war fest, aber fast zärtlich. Wie würde er sie wohl bestrafen?

Sie blickte auf die Hand auf ihrer Schulter und erstmalig fiel ihr auf, wie groß er eigentlich im Gegensatz zu ihr war. Sie hatte ihn nie zuvor so richtig als Mann betrachtet, schließlich kannte sie ihn schon sehr lange als Freund ihres Bruders. Ein älterer Junge, der sie nie ernst nahm und den man wunderbar ärgern konnte.

Zielstrebig ging er auf einen der Stühle zu, blieb dort stehen und drehte sie zu sich.
"Diese Aktion von eben war die größte Dummheit, die ich je von einer jungen Elfe gesehen habe. Warum bist du überhaupt davon geflogen und hast nicht mit mir gesprochen? Wir kennen uns doch nun schon so lange, ich hatte geglaubt du könntest mich wenigstens ein bisschen leiden. Aber du scheinst mir nicht zu trauen. Ich bin im Stall davon ausgegangen, daß du leichtsinnig ohne Erfahrung einfach eine Jungwespe geritten hast um deinen Willen zu bekommen. Weil ich glaubte du bildest dir wie so viele Möchtegernreiter ein, daß ein Jungtier dich nicht abwerfen könnte. Daher war ich so wütend. Du hättest sie nur rufen brauchen und ich hätte gesehen, daß sie dir traut. Glaubst du nicht, ich hätte dir dann zugehört?"

Sie blickte zu Boden, sagte gar nichts. Natürlich wußte sie, daß es dumm war, sie hätte daran denken müssen, was für ein Tag heute war. Wäre er nicht gekommen um sie da raus zu holen, wer weiß, wie es geendet hätte. Arxril schien das Schweigen zu viel zu werden.
"Es reicht jetzt, wenn du nicht reden willst, muß ich annehmen es war wieder einer deiner Streiche und daß du nicht den Funken einer Ahnung hast, wie gefährlich das war."
Er setzte sich auf den Stuhl und zog sie in einer Bewegung über seinen Schoß.

Kaum lag sie über seinen Knien, knallte auch schon seine Hand auf ihren Po. Erschrocken sog sie die Luft ein, die Hand in ihrem Nacken drückte sie gleich wieder runter. Sie versuchte sich zu entschuldigen, aber es kam unverständliches Gestammel heraus. Und wenn sie es recht bedachte, hatte er ja Recht. Es war die Dümmste Idee, die je einer gehabt hatte den sie kannte. Keiner, nicht mal der freche Nurmis von nebenan, der wirklich dauernd Mist baute, wäre auf diese Idee gekommen, gewiss nicht. Sie schämte sich, aber gleichzeitig bemitleidete sie sich selbst unheimlich, daß sie dafür nun so bestraft werden sollte und sie fing wieder an zu weinen.

Da spürte sie, wie ihre Toga hochgezogen wurde und sie nun sozusagen halb nackt auf seinem Schoß lag. Das Blut schoss ihr ins Gesicht und sie versuchte mit Händen und Flügeln ihre Blöße zu bedecken.
"Lass das sein!" drohte Arxril wütend. "Sonst kann ich auch gleich zur Rute greifen."
Sie erschauderte bei diesen Worten und gab nach. Sie wimmerte nur noch peinlich berührt, als zu allem Überfluss auch noch ihr Unterhöschen nach unten gezogen wurde. Ihr Po fühlte sich jetzt schon recht warm an, sie genoss die kurz andauernde Kühle sogar ein wenig. Doch schon bald spürte sie, wie er wieder ausholte und das Brennen auf ihrer Kehrseite verstärkte sich wieder. Sie fing an zu strampeln, doch nach einer Weile klemmte er ihre Beine einfach mit dem rechten Bein ein. Die Schmerzen wurden unerträglich, sie versuchte verzweifelt sich aus ihrer Stellung herauszuwinden, doch sie hatte keine Chance. Er fing auch wieder an auf sie einzuschimpfen, er mußte wirklich böse sein und sich große Sorgen gemacht haben.

Myria stellte dabei allerdings auch erstaunt fest, daß sie ihm doch wichtiger zu sein schien, als sie bisher angenommen hatte und irgendwie begannen komischerweise Schmetterlinge in ihrem Bauch zu fliegen, was bei ihrer Körpergröße wirklich schon was heißen konnte. Und irgendwie begann es ihr so langsam zu gefallen, auch wenn ihr jetzt ganz mulmig wurde, weil es ihr doch leid tat ihn so besorgt zu haben und sie ärgerte sich. Hätte sie es wirklich nicht auf den Versuch ankommen lassen können, ob er ihr glaubte? Die Schläge hörten plötzlich auf und sie durfte aufstehen.

"Nun, was sagst du dazu. Wie kommst du dazu das Dorf in der Nacht zu verlassen, noch dazu zu den Tagen des Blutmondes? Wolltest du von den Käfern zerfetzt werden, oder hast du bei all deinem Trotz tatsächlich vergessen, was heute für eine Nacht ist?"
Sie errötete heftig und blickte wieder zu Boden. Nein, natürlich wollte sie nicht getötet werden, so verrückt war sie nun doch nicht. Aber sie konnte doch wohl nicht zugeben, daß sie das Verbot völlig vergessen hatte, sie war doch nun nicht zum ersten Mal gewarnt worden, sie wußte es doch nun schon viele Jahre und es war ihnen allen wirklich deutlich eingeschärft worden.
"Willst du mir nicht antworten?" fragte er barsch.
"Ich..." presste sie schließlich heraus, "Es tut mir leid, ich weiß daß es blöd war abzuhauen. Ich habe vor Schreck wirklich einfach vergessen, daß es im Wald heute nicht sicher ist. Ich dachte eben, wenn mein Vater hört, daß ich in den Ställen war, würde er niemals zustimmen, daß ich je wieder mit ihnen zu tun hätte, er hält mich für zu schwach für sie. Ich ich glaubte, wenn ich Brr ausbilde und dann im Sommer zu meinem Geburtstag reite, dann würde er vielleicht anders darüber denken."

Erschrocken über ihre Kühnheit - kein Kind durfte sich dem Stall überhaupt nähern, geschweige denn Wespen ausbilden - blickte sie ihn schüchtern von unten her an. Würde er ihre Verzweiflung verstehen?
"Du hast es tatsächlich vergessen?" rief er ehrlich verdutzt. "Wie kann das denn passieren, schon seit Wochen hängen die Warntafeln in der Stadt, also wirklich Myria!"
Betreten versuchte sie seinem Blick auszuweichen, doch er hob ihr Kinn und zwang sie ihn anzublicken.
"Ist das die Wahrheit, oder veralberst du mich jetzt, du hast es wirklich vergessen?"
Ängstlich, weil sie vermutete noch mehr Ärger zu bekommen flüsterte sie schüchtern:
"Ja hab ich, ich hatte so Angst, daß ich Brr nun nie wieder sehen würde, da wollte ich einfach weg. Ich habs einfach vergessen." beichtete sie verlegen.
"Ich glaub ja nicht, was ich da höre!" schrie er entrüstet und Myria zog erschrocken den Kopf zwischen die Flügel. Ängstlich schielte sie zu den Instrumenten an den Wänden. Arxril hatte ihren Blick natürlich bemerkt.
"Ja, ich glaube ganz so schnell sind wir mit deiner Bestrafung noch nicht fertig, Kleines. Vergessen also wirklich, was lernst du überhaupt in der Schule? Wenn du immer so vergesslich und unkonzentriert bist, denk ich, werde ich bei deiner Ausbildung wohl häufiger streng sein müssen."

Er wollte ihr zumindest etwas Mut machen und hoffte, dies würde ihr etwas Hoffnung zurückgeben. Ihr Vater schätzte ihn als Trainer und würde sicher nicht nein sagen, wenn er sie als Schülerin haben wollte. Ihre Augen weiteten sich vor Glück und eine einzelne Glücksträne lief ihr übers Gesicht. Obwohl sie Angst hatte, was jetzt noch kommen mochte flog sie ihm heftig in die Arme und küsste ihn, ihr war egal, ob sie das blamieren würde, sie war einfach nur glücklich!
"Meinst du das wirklich ernst, du wirst meinem Vater nicht sagen, wie unmöglich ich war und mich sogar in deiner Gruppe aufnehmen? Wirklich wahr?" sprudelte sie aufgeregt.
Arxril, verblüfft durch den Kuss, brauchte eine Weile um seine Fassung wieder zu kriegen.

"Langsam, Myria. Ja, ich hätte dich gerne als Schülerin dabei, du versprichst mehr Potential, als einige meiner Schüler, die ich dieses Jahr hatte, auch wenn wir das morgen, wenn wir das okay deines Vaters haben, auf dem Übungsplatz noch mal genauer prüfen werden. Aber ich habe nichts davon gesagt, daß ich deinem Vater die Geschichte verheimlichen würde!"
Myrias Lächeln fiel in sich zusammen.
"Dann kann ichs doch gleich vergessen, er wird dir gar nicht mehr zuhören und mich auf mein Zimmer schicken. Nie würde er mich am Training teilnehmen lassen, wenn ich mich so aufgeführt habe."
Ihr eben gewonnener Mut sag zu einem kleinen Häufchen Elends zusammen.
"Nun, darüber reden wir später, ob das dann noch nötig ist, schließlich sind wir ja bereits mitten in deiner Bestrafung, nicht wahr?" erinnerte er sie.
"Oh ja hmm, du, wenn ich dabei ganz brav bin, sagst du dann nichts? Bitte!"
"Ich weiß es noch nicht Myria. Aber bestimmt muß ich nicht alles davon erzählen, die gefährlichen Details lassen wir wohl besser aus. meinte er zwinkernd."

Bevor Myria jedoch groß Erleichterung zeigen konnte, griff er nach ihrem Arm und zog sie zu einem der Böcke. Myria wehrte sich diesmal nicht und ging sofort mit, zwar mit etwas mißtrauischer Miene, aber sie schwieg.
"So, jetzt helfen wir erstmal deinem Gedächtnis auf die Sprünge." sprach er und sie sah genau, daß er dabei irgendwie seltsam grinste, verschluckte aber irgendeinen Kommentar. Sie hatte schon Ärger genug. Fast willenlos ließ sie sich am Bock fixieren und blickte ängstlich nach hinten um zu sehen, was er da von der Wand nahm.

Arxril griff nach einem dicken Lederriemen und einem Rohrstock! Myria wand sich unbehaglich. Der sah aus, als würd er ziemlich weh tun. Arxril trat neben sie, streichelte sie kurz beruhigend und meinte:
"Das muß jetzt sein, Myria, es geht nicht, daß du immer den Kopf verlierst, wenn es schwierig wird. Du kannst nicht einfach abhauen, wenn es Probleme gibt und dich so völlig vergessen, daß du in echte Gefahr gerätst. Verstehst du das?"
Sie ließ den Kopf hängen.
"Ja, ich verstehe, es tut mir leid."
"Dann verstehst du auch, daß ich dafür sorgen muß, daß sich das nie wieder wiederholt."
Hierbei legte er den schweren Lederriemen auf ihren Po. Sie schluckte und nickte nur.

"Fertig?" fragte Arxril.
Wie konnte man für so etwas fertig sein? Allerdings lieber das und dafür seine Schülerin sein, als auf irgendeine Hummelalm abgeschoben zu werden. Außerdem, so ganz uninteressant war das Ganze ja nun auch nicht, irgendwie war es auch schön hier zu liegen. Das Leder war angenehm kühl, der Bock bequem und die Schnüre um ihren Körper gaben ihr irgendwie eine Art Halt. Dann noch seine linke Hand auf ihren Rücken, irgendwie war das auch recht schön. Sogar ihr Hintern fühlte sich jetzt ganz angenehm an. Er strahlte warme Hitze aus und es schmerzte nicht mehr so stark. Auch wenn ihr klar war, daß sich das nun ändern würde. Sie seufzte, gab ihr okay und wappnete sich für den ersten Schlag.

"Aaaaaaaaaauuuu!!!" schrie sie entsetzt, als der Riemen auf sie nieder fuhr.
Ein derartiges Brennen hatte sie noch nie zuvor gespürt. Wie sollte sie nur noch mehr davon aushalten? Doch sie hatte gar keine große Zeit darüber nachzudenken. In kurzen Abständen biss das Leder immer wieder in ihr Fleisch, sie fühlte sich als hätte sie sich auf eine Herdplatte gesetzt. Sie versuchte zu strampeln, doch es ging nicht und sie jammerte lauthals ihren Schmerz heraus. Bald begann sie zu betteln er solle sie doch nicht so fest schlagen, doch er meinte nur, es müsse schließlich weh tun. Die Tränen kamen schon wieder, doch das war ihr jetzt egal, sie brauchte nicht künstlich tapfer sein, es tat weh. Aber irgendwie wollte sie es auch. Wenn Arxril ihr danach nicht mehr böse sein würde und sie ihren Traum ein Stück näher gekommen wäre, dann wäre dieser Preis es auch wert gewesen, gezahlt zu werden.

Irgendwann war sie einfach erschöpft vom Weinen und sich in den Bock krallen, daß sie einfach erschlaffte, statt zu schreien nur noch leise schluchzte und dann merkte sie auf einmal, daß der Riemen nicht mehr pfiff, sondern zur Seite gelegt worden war und Arxril ihr den Rücken streichelte.
"Siehst du, nun hast du es schon fast hinter dir. Ich denke noch ein Dutzend Hiebe mit dem Rohrstock dürften genügen."
"Was noch zwölf?" stöhnte Myria ängstlich.
"Beschwer dich besser nicht, ein Dutzend sind angemessen. Bringen wir sie schnell hinter uns, damit ich dich nach Hause bringen kann. Du solltest geschlafen haben, bevor wir morgen mit deinem Vater sprechen."

Myria biss sich auf die Lippe. Das würde sie ja wohl auch noch schaffen, bisher hatte sie es ja auch überlebt. Und sicher war es besser auf die Schläge zurück zu blicken, als sie noch vor sich zu haben, also machte sie sich tapfer bereit die Strafe zu beenden. Der Stock zischte bedrohlich und das mulmige Gefühl in der Magengegend wurde fast unerträglich. Doch dann traf der Stock auch schon ihre geröteten Backen, hinterließ einen weißen, sich schnell verfärbenden Streifen und Myria schrie erneut. Sie hatte geglaubt, der Schmerz sei nicht steigerbar, doch das zwiebelte doch mehr, als sie gedacht hatte. Diesmal folgten die kommenden Schläge jedoch nicht so schnell, Arxril ließ ihr Zeit sich wieder zu beruhigen, bevor er die nächste Strieme zeichnete. Nach den ersten drei Schlägen ließen sich die Tränen erneut nicht zurück halten. Nach sechs bettelte sie schon wieder.
"Bitte, bitte, ich kann nicht mehr, bitte nicht mehr!" jammerte sie schluchzend.
"Sei nicht albern, Myria, die Hälfte hast du doch schon hinter dir. Hör jetzt auf zu jammern sonst mache ich 15 draus."

Das ließ sie verstummen. Und es stimmte ja, gerade hatte sie den sechsten Schlag eingesteckt und es waren ja nur noch sechs. Die würde sie auch noch schaffen, beschloss sie innerlich. So wurde sie sogar gelobt, weil sie nun völlig still hielt und außer gepressten Seufzern keinen Ton mehr von sich gab.
"Siehst du, so schlimm war es ja nicht, du hast es tapfer ausgehalten. Ich denke, so schnell vergisst du nicht mehr Warnungen ernst zu nehmen, auch nicht wenn du sie schon hundert Mal gehört hast."
"Nein, sicher nicht!"
"Und du wirst nicht mehr Nachts in die Ställe schleichen."

Sie wollte schon protestieren, aber Arxril versicherte ihr, daß sie ab morgen sicher auch offiziell am Tage mit in die Ställe kommen durfte und ihr Vater der Ausbildung zustimmen würde. Er brachte sie wie versprochen noch nach Hause, hielt sie dabei ganz sanft in den Armen und sie kuschelte sich ein. Zu Hause angekommen verabschiedete er sich bei ihr und küsste sie auf die Wange, wobei sie wieder flammend rot wurde und ihm schüchtern hinterher winkte, nachdem sie Brr und Ssoriss verabschiedet hatte und er sie zurück in den Stall brachte.

Als sie im Bett lag konnte sie zunächst gar nicht schlafen. Erstens, weil sie in keiner Lage völlig schmerzfrei liegen konnte, außerdem war sie unheimlich aufgeregt, was am nächsten morgen geschehen würde. Als sie schließlich einschlief, hatte sie sehr wilde, bisher so nie vorgekommene Träume, in der ein gewisser Elf vorkam. Würde am nächsten Tag alles gut gehen?

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