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Date Posted: Mon, May 23 2016, 1:07:14
Author: Paul
Subject: Auf der Suche nach ein bisschen Glück - Teil 1

Autorin: Andrea


Auf der Suche nach ein bisschen Glück - Teil 1

Fast wehmütig fiel mein Blick auf Maik. Der Mann meiner Träume saß im Wohnzimmer und sah fern. Er lachte während ich damit kämpfte ihm zu sagen, daß ich ihn verlassen würde.

Es tat weh, denn ich liebte diesen Mann über alles. Ja, ich weiß, das ergibt überhaupt keinen Sinn. Wie kann ich sagen er sei der Mann meiner Träume und gleichzeitig darüber nachdenken ihn zu verlassen?

Ganz einfach. Ich habe in meinem Leben immer auf Sicherheit gebaut, immer getan was das sicherste war und na ja, Maik war sicher. Er liebte mich bedingungslos, war mir immer treu, hörte mir zu und sprach mit mir und...

Seine Liebe machte mich krank, engte mich ein, presste mich in Schranken, die mir längst schon zu eng waren. Ich wollte, nein, ich mußte da raus! Ich hatte das Gefühl neben ihm zu ersticken obwohl ich seine Nähe genoss. Er war etwas fürs Herz, war der Mann zum anlehnen, die Schulter zum ausweinen aber mir fehlte etwas sehr wichtiges...

Ich fühlte mich sexuell nicht erfüllt... Dabei möchte ich ganz sicher nicht sagen, daß mir Sex das wichtigste auf der Welt ist, nein, aber wenn man in diesem Punkt etwas vermisst, kann man doch nicht glücklich sein... Oder?

Sollte nicht immer alles stimmen? Der Sex und die Gefühle? Sollte das nicht eine Einheit bilden? Ich fühle mich wie eine Verräterin, habe den liebsten Menschen in meinem Leben enttäuscht und vor den Kopf gestoßen. So etwas tut man nicht... Das habe ich auch lange Zeit gedacht, bis ich erkannte, daß man nicht immer alles aus Liebe zum anderen hinnehmen kann...

Es hatte lange Zeit gedauert mir einzugestehen, daß ich Maik verlassen mußte, daß meine Liebe nicht mehr ausreichte. Vielleicht klingt das falsch, vielleicht ist es das auch aber es ist auch so viel mehr als das... Ich verspürte tief in mir ein Verlangen, das Maik niemals hätte verstehen können, hatte einen Hunger, den Maik nicht hätte stillen können und das machte mir klar, daß ich etwas unternehmen mußte. Ich mußte handeln bevor es zu spät war.

Im Internet hatte ich oft heimlich nach Dingen gesucht, die das Sexualleben interessanter machen und ich hatte sie gefunden. Ich las mich durch Seiten, die sich mit Spanking beschäftigten, las auf Seiten, auf denen es um Ageplay ging, hatte Fantasien, die sich damit beschäftigten, daß ich zappelnd über den Knien eines anderen lag...

Hätte ich von Maik verlangen sollen, daß er mich schlug? Es hätte ihm das Herz gebrochen! Es hätte den Mann, den ich liebte auf eine so grausame Weise verletzt, daß ich ihm meine Wünsche lieber verschwieg.

Es fiel mir schwer zu ihm ins Wohnzimmer zu gehen. Ich hatte das Gefühl, daß mir meine Absichten auf die Stirn tätowiert waren.
"Hallo Schatz!"
Maik erhob sich und gab mir einen Kuss.
"Wie war dein Tag? Möchtest du etwas essen?"
Ich schüttelte den Kopf, mußte mich zusammenreißen um Maik nicht wegzustoßen.
"Ich möchte nicht essen, danke."

Schweigend nahm ich neben ihm Platz. Wie sehr ich es immer gemocht hatte, daß er seinen Arm um mich legte, diese fürsorgliche Liebe - sie stieß mich heute so sehr ab! Sie... Nahm mir die Luft zum Atmen... Sie... Sie tat einfach weh... Ich erhob mich...

Eine Träne rann langsam über meine Wange. Beinahe hatte ich das Gefühl als würde sie auf ihr versiegen, als wäre es nur Einbildung... Nein, sie bahnte sich ihren heißen Weg über meine Wange, sie war echt, war wirklich da...
"Ich liebe dich" hauchte ich und verließ dann das Wohnzimmer.
Wenig später fiel die Wohnungstür hinter mir ins Schloss.

Mit tränenüberströmtem Gesicht lief ich durch die Straßen ohne den Blick zu heben. In meinem Lieblingscafe bestellte ich mir einen Macchiato, trank ihn und machte mich dann auf den Weg zu einem Bekannten aus dem Internet.

Natürlich hatte ich Angst. Ich hatte die Sicherheit und die Geborgenheit für die Ungewissheit und einen gewissen Nervenkitzel aufgegeben. Ich wollte wissen wie es ist, wenn nichts geplant ist, wenn alles einfach so kommt wie es kommt. Wenn 1 + 1 eben nicht unbedingt 2 ergibt. Langsam stieg ich die Treppen nach oben. Sein Name stand auf dem Schild und war von einem dunklen Licht erleuchtet. Karl-Heinz xxx. Mal ernsthaft, der Name macht doch keinem Angst, oder? Den nimmt man nicht einmal für voll. Leise lächelnd klingelte ich.

Natürlich hatte ich ein Bild von ihm vor meinem geistigen Auge. Ich wußte wie er aussehen sollte. Groß, schlank, grauhaarig und eigentlich unscheinbar. Die Tür wurde geöffnet und da stand er. Er war nicht schlank, nicht unscheinbar - er war... Er war... Er war abstoßend, hatte einen Vollbart in dem das Abendessen noch ums Überleben kämpfte, fettiges langes Haar und er hatte keinen Bauch... Das war ein Bierfass...

Ekel erfasste mich und doch, der Drang danach meine Sehnsucht zu stillen, den Kick einmal zu erleben nahm mir dieses Gefühl und ließ mich mit ihm in die Wohnung gehen...

Er lief vor mir her ins Wohnzimmer und hieß mich Platz zu nehmen. Ich gehorchte und betrachtete ihn etwas genauer. Jeder verfügt über eine gewisse Menschenkenntnis... Sein Gesicht verriet mir, daß er gelebt haben mußte - ja, klar, jeder lebt, aber der hatte gut gelebt, wahrscheinlich viel getrunken, viel geraucht... Er war der Typ Mensch, dem ich nicht im Mondschein begegnen wollte. So aus der Nähe betrachtet sah er aus wie ein Hobbyzuhälter, aber ich wollte ihm nicht Unrecht tun und schob diese fiesen Gedanken erst einmal bei Seite.

Mein Blick fiel etwas tiefer auf seinen Körper. Er trug ein weißes Rippenhemd, das auch schon bessere Zeiten erlebt hatte. Es stand fast vor Dreck. Seine dicken Arme waren tätowiert, verziert mit karibischen Schönheiten. Angewidert suchte ich mir ein neues Ziel und sah prompt auf seinen Abendbrotsteller. In mir würgte es, mir wurde kalt und schwindelig und schließlich sprang ich auf. Der Anblick des wehrlosen Schinkenbrotes, das von diesem Tier gefressen wurde - im wahrsten Sinne des Wortes - war einfach zu viel für meine schwachen Nerven.

Ich stürmte aus seiner Wohnung, hinaus auf die Straße, floh vor ihm und seiner widerlichen Erscheinung. Ich wollte nicht zu Maik zurück aber bei diesem Vieh wollte ich auch nicht bleiben.

Blindlings stürzte ich auf die Straße und prallte gegen ein Hindernis. Ich trat, stieß und unternahm alles um dieses Ding bei Seite zu schieben. Plötzlich hielt mich etwas sehr hart am Arm fest. Im nächsten Moment erhielt ich eine schallende Ohrfeige. Meine linke Wange brannte wie Feuer und war im nächsten Moment vor Schmerz wie betäubt.

Zaghaft wagte ich einen Blick nach oben und sah in die Augen eines jungen Mannes. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
"Geht's dir zu gut? Hab ich dir irgendwas getan?"
Ich schluchzte, wollte mich losreißen, mir die Wange reiben und gleichzeitig doch bei ihm bleiben.

Keine Ahnung wieso aber er strahlte eine seltsame Sicherheit aus. Er ließ mich in seiner Nähe irgendwie wohl fühlen. Ich wollte mich anlehnen und gleichzeitig alles tun um mich vor ihm in Sicherheit zu bringen. Der Mann griff jetzt auch nach meinem rechten Arm und zog mich an sich heran.
"Soll ich die Polizei rufen? Ist dir etwas passiert?"

Zaghaft presste ich meinen Unterleib gegen sein Bein. In mir kochte alles, ich wollte ihn bitten mich noch einmal zu schlagen. Aber so etwas tut man doch nicht!
"Ich weiß nicht wo ich heute Nacht bleiben kann." brachte ich unsicher hervor.
"Ich bringe dich zur Bahnhofsmission, da kannst du erst einmal bleiben."

Sah ich mit meinen 22 Jahren wirklich noch so jung aus? Dachte er ich wäre eine Ausreißerin? Ein pubertärer Teenager, der nach einem Streit mit Papi die Flucht ergriffen hat? Aber mal ernsthaft viel reifer hatte ich mich doch nicht verhalten.
"Ähm, danke, aber ich schätze, ich werde mir ein Hotelzimmer nehmen. Du hast übrigens ganz schön Kraft in den Armen."

Ich wollte lachen aber das gelang mir nicht. Warum hatte ich plötzlich den Gedanken, daß er derjenige sein könnte, nachdem ich mich so sehr verzehrte? Warum glaubte ich, daß er es sein könnte, der mir den Po versohlte? Wollte ich das wirklich so sehr? War dieser Wunsch so mächtig geworden, daß er jedes Denken, jedes Handeln beherrschte? Zum ersten Mal bekam ich Angst vor mir selbst, Angst vor den Wünschen und vor allem Angst vor den Mitteln mit denen ich meine Wünsche zu erfüllen suchen würde.

Er grinste mich an.
"Magst du Kaffee?"
Ich nickte. Es war kühl geworden - oder kam es mir nur so vor? Wir gingen in ein kleines Caffee, nahmen Platz und warteten auf die Bedienung. Ich nahm mir die Zeit sein Gesicht zu betrachten. Es war schön geschnitten, sehr sinnlich und doch nicht ohne eine gewisse Härte. An seinen Augen bildeten sich kleine Fältchen und eine tiefere war auf seiner Stirn zu sehen.

Ob er wohl viel Kummer hatte? Wahrscheinlich war er Finanzberater oder allein erziehender Vater. Viel anders konnte ich mir diese Falte nicht erklären. Vielleicht war es aber auch nur ganz einfach sein Hobby die Stirn zu runzeln. Seine Hand kam meiner langsam näher. Sollte ich meine Hand jetzt wegziehen und ihm so Distanz signalisieren? Oder sollte ich zulassen, daß er mich berührte und das Feuer in meinem Schoß noch etwas mehr entfachte.

Eigenartig, bei all den Gedanken, die ich in diesem Moment hatte, wußte ich doch sofort, daß ich zwar bereit war ihm meinen Körper zu schenken, jedoch nicht ihm das Tor zu meinem Herzen zu öffnen. Wahrscheinlich liebte ich Maik zu sehr als daß ich es jemals zugelassen hätte, daß ein anderer Mann seinen Platz in meinem Herzen einnehmen konnte.

Ich trank meinen Kaffee, den wir zwischenzeitlich bestellt und erhalten hatten. Mein Blick hing wie magisch an seinen großen Händen, an den Händen, die vielleicht fähig gewesen wären mir den Himmel auf Erden zu schenken. Wieder sah ich mich über seinen Knien zappeln, wieder sah ich mich weinen, wieder wischte ich den Gedanken bei Seite.

"Was hast du vorhin in diesem Haus gewollt?"
Sein Ton war merkwürdig, hart, irgendwie kalt. Er wollte mit aller Macht eine Antwort. Ich druckste, gab noch mehr Zucker in meinen Kaffee, wollte ihm eigentlich nicht antworten.

Zu spät bemerkte ich, daß er die Hand erhoben hatte, der Knall war unausweichlich und der Schmerz bahnte sich viel zu schnell seinen Weg zu meinem Hirn. Es brannte, es tat weh und es machte mich an. Dennoch begann ich zu weinen. Ich wollte nicht weinen, wollte nicht schwach sein, wollte nicht zeigen, daß man mich verletzen konnte und doch geschah es.

"Ich war bei Karl-Heinz."
"Was wolltest du da? Sollte er dir den Arsch versohlen? Wolltest du dich von ihm nehmen lassen?"
"Na hallo! Geht's noch direkter? Noch dreckiger? Klar hab ich mich von ihm ficken lassen! Und was geht dich mein Arsch an?"

Wütend kramte er sein Portemonnaie hervor und bezahlte. Ich sah sein Gesicht, die Augen, die außer Verachtung nichts für mich übrig hatten und ich sah den Schmerz, der gleichzeitig in ihnen mitschwang. Er riss mich an meinen Armen nach oben und schob mich zur Tür.
"Du weißt wo du ein Hotel findest?"
Ich nickte unsicher. Er drehte sich um und lief schnellen Schrittes davon.

"Verdammt!" fluchte ich vor mich hin und rannte ihm nach.
Ich bekam ihn an der Schulter zu fassen und riss ihn zu mir herum. Im nächsten Moment parkte meine Handfläche auf seiner Wange.
"Hast du keine Menschenachtung? Wer gibt dir das Recht mich so zu behandeln? Wer erlaubt dir mir ein schlechtes Gewissen zu machen? Weißt du was ich getan habe um einmal nur meinen Traum zu erfüllen? Weißt du was ich aufgegeben habe? Nein! Nichts weißt du!"
Das mußte doch mal gesagt werden. Ich drehte mich um und rannte weg.

Tränen der Verzweiflung und der Sehnsucht rannen mir über die Wangen. Ja, ich vermisste Maik und gleichzeitig war ich so verzweifelt auf der Suche nach ein bisschen Glück. Hatte ich denn kein Glück verdient? Mußte man mich deshalb wie Dreck behandeln?

Ohne nach links und rechts zu schauen sprang ich über die Straße. Ich war nicht einmal fähig zu denken. Das alles war viel zu schnell geschehen. In einer kleinen Pension buchte ich ein Zimmer. Als ich endlich in meinem Zimmer angekommen war warf ich mich weinend aufs Bett.

Dabei fiel mir das Handy aus der Tasche. Ich hatte sechs SMS erhalten. Wahrscheinlich waren sie alle von Maik und ja das waren sie. Alle mit dem gleichen Inhalt.
"Wo bist du? Geht's dir gut?"
Hastig schrieb ich ihm eine Antwort.
"Wenn du weißt warum ich gegangen bin, wirst du in mir nie mehr den Menschen sehen können, den du geliebt hast. Ich komme nicht zurück. In Liebe, Andrea."
Mit zitternden Händen schickte ich die SMS ab.

Ich spürte diesen stumpfen Schmerz, den diese Worte tief in meiner Brust hinterließen. Natürlich hätte ich noch alles abbrechen und einfach zu ihm zurückkehren können aber dafür war es doch längst zu spät. Mein Vorhaben hatte eine Eigendynamik entwickelt, die ich nicht mehr kontrollieren wollte. Ich war davongelaufen, hatte alles hingeworfen und nun wollte ich es auch bis zum Ende durchstehen. Ich hörte das leise Vibrieren als die Antwort-SMS ankam, aber ich konnte sie jetzt nicht lesen. Ich weiß, ich bin feige.

Irgendwann nach vielen 100 Kilometern, die ich auf dem Boden des kleinen Zimmers hinter mich gebracht hatte, fiel ich erschöpft aufs Bett und schlief ein.

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Ich dachte mich trifft der Schlag als ich mich frisch geduscht auf den Weg zu Maiks Wohnung machte. Der Nachtportier hatte Feierabend und hinter der Scheibe des kleinen Büros saß dieser rotzfreche, vorlaute, ahnungslose Kerl von gestern Abend mit einem leicht blauen Auge und sah mich lächelnd an.
"Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!"
"Du mich auch!" murrte ich vor mich hin und verließ das Haus.

Schnell hatte ich ein Taxi gefunden und machte mich auf den Weg meine Sachen zu holen. Maik war um diese Zeit niemals zu Hause. Er verließ das Haus immer sehr zeitig, liebte es, wenn er in Ruhe arbeiten konnte. Ich bezahlte den Taxifahrer und ging dann ins Haus. Meine Sachen lagen auf dem Bett, waren zerwühlt aber eher so als hätte sich jemand liebkosend an sie geschmiegt. Fehlte ich Maik genauso sehr wie er mir?

Ich holte meine Koffer und packte alles ein. Danach lief ich in die Küche zum Telefon und bestellte in unserem Lieblingsblumenladen ein Dutzend langstieliger roter Rosen. Ich ließ eine Karte beifügen.
"Es tut mir so unendlich leid!"
Dann legte ich den Schlüssel auf den Tisch und machte mich ohne mich umzuschauen auf den Weg zur Tür. Die Taschen waren verdammt schwer. Mit dem Handy bestellte ich mir ein Taxi und verschwand dann aus Maiks Leben.

In der Pension angekommen rief ich meinen Chef an und bat ihn um eine Woche Urlaub. Sicher war es kurzfristig aber eigentlich kein Thema. Ich packte meine Sachen in den Schrank, setzte mich dann aufs Bett und überlegte wie es nun weitergehen sollte. Ich konnte schließlich nicht ewig hier wohnen. Das wurde auf Dauer einfach zu kostspielig.

Mitten in meine Gedanken hinein klopfte es an der Tür. Ich ging sie öffnen. Dieser Flegel stand vor mir und sah mich böse an.
"Ich hole dich gegen 18:00 Uhr ab, dann gehen wir essen. Du bezahlst. Wir haben noch eine Rechnung offen!"
Sprach's und war verschwunden.

Ich hatte jetzt keine Zeit um über diesen Menschen nachzudenken. Ich riss mich zusammen und suchte in einer Zeitung nach Wohnungsanzeigen. Ich verdiente nicht schlecht, so daß es mir eigentlich möglich sein sollte, die Miete für eine Wohnung aufzubringen. Tatsächlich wurde ich fündig.
"Mist, der ist erst ab 18:00 Uhr zu erreichen! Na ja, dann rufe ich ihn eben an, während wir zum essen gehen."
So weit war es also mit mir gekommen. Ich führte Selbstgespräche. Nachdenklich legte ich mich aufs Bett und schlief ein.

Pünktlich 17:00 Uhr wurde ich wach und sprang unter die Dusche. Wie verabredet stand der Typ 18:00 Uhr vor meinem Zimmer und ich war angezogen und fertig. Spontan schoss mir ein Spruch durch den Kopf, den mir mein bester Freund mal erzählt hatte... Orgasmus auf hessisch? Feddisch! Ich mußte lachen und bereute es zutiefst, daß der Kontakt zwischen uns beiden in den letzten Monaten so selten geworden war.

Die Nummer des Vermieters hatte ich vorsorglich in meinem Handy gespeichert und wählte sie während wir die Treppen nach unten stiegen.
"Wohin gehen wir denn zum essen?" fragte ich meinen Begleiter wie beiläufig und war nicht wirklich überrascht als ich die Antwort über den Lautsprecher meines Handys hörte, bevor er sich mir als Frank xxx vorstellte.

Ich drückte das Gespräch weg und begann zu lachen.
"Du vermietest also eine Wohnung?"
Ich hielt mich am Geländer fest und bog mich. So witzig war das doch eigentlich gar nicht. Oder? Aber wie viele Zufälle gibt es eigentlich, wenn man den Menschen, den man die ganze Nacht nicht vergessen kann plötzlich wie zufällig an der Rezeption wieder trifft und der dann auch noch der Vermieter der Wohnung ist, die man gern gemietet hätte?

Schweigend liefen wir nebeneinander her. Hatten wir uns wirklich nichts zu sagen? Hatten wir Angst einander näher zu kommen als für uns beide vielleicht gut war? Wenn dem so war warum hatten wir diese Angst? Hatte ich mich verliebt und wollte es nicht zugeben? War er doch derjenige, der mein Herz hätte erobern können und ich hatte genau davor Angst? Tja, wenn ich doch nur die Antwort darauf gewußt hätte. Aber dem war nicht so.

Wir hatten längst das Lokal erreicht und saßen uns noch immer schweigend gegenüber.
"Was ist denn nun mit der Wohnung?" fragte ich, nur um das Schweigen zu durchbrechen.
Es tat mir weh. Wir waren doch eigentlich beide keine Kinder mehr, sollten in der Lage sein vernünftig miteinander zu reden. Wir sollten den Trotz hinter uns gelassen haben. Aber irgendwie schien es wie verhext.
"Die Wohnung kannst du natürlich mieten, wenn du denn die 500 Euro für die Miete aufbringen kannst und du müsstest dich natürlich mit dem Vermieter gut stellen."

Sein Lächeln war herzerweichend, vielleicht schon etwas zu charmant, auf jeden Fall irgendwie frech. Es war dieses Lächeln, wofür ich ihn hätte beißen können. Okay, so etwas tut man nicht. Vielleicht hätte ich ihn dann lieber vernascht.
"Aber eine Wohnungsbesichtigung sollte dann schon drin sein."
Ich grinste ebenso frech zurück. War ich überhaupt noch in der Situation, daß ich mir dieses freche Grinsen erlauben konnte? Wen interessierte das schon?

Wir bestellten unser Essen und einen guten Wein. Ich hasste Wein, wollte ihm diesen Wunsch aber nicht abschlagen. Ich hatte wohl Angst zu schnell falsch verstanden zu werden.

Ich weiß nicht wie lange wir an diesem Abend zusammen gewesen waren, spürte nur, daß ich mich in seiner Nähe wahnsinnig wohl fühlte. Ich genoss sein lachen, sein Esprit, den Tiefsinn seiner Worte aber auch dieses ewig junge, dieses... Ich kann es nicht beschreiben. Vielleicht war es einfach das Gefühl, daß er mich in eine andere Welt entführen konnte ohne mir dabei Angst zu machen.

Schließlich lächelte er mich wieder an. Seine Augen waren so wundervoll warm, sein Blick war so... Fesselnd, weich und irgendwie liebevoll. Ich winkte nach dem Kellner und verlangte die Rechnung.
'Dummes Ding', schallt ich mich innerlich. 'Denk an Maik! Ihm gehört dein Herz! Du hast es dir geschworen! Du wolltest dich nicht verlieben! Nicht in ihn! Nicht in einen Frank!'

Na, was sollte ich denn machen? Darauf warten, daß ein Karl vorbei kam, der genauso symphatisch war wie dieser Frank hier? Seit wann folgt die Liebe denn Regeln und Gesetzen? Und seit wann geht es denn dabei bitteschön um freien Willen?

Ich bezahlte und wollte mich dann so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Frank hielt mich zurück.
"Warte, bitte. Du hast da was."
Er strich mir mit der Hand über die Wange und gab mir im nächsten Moment einen Kuss.

Klatsch! Diese Ohrfeige hatte gesessen. Das Erschrecken in seinem Blick war förmlich zum greifen nah. Er war entsetzt aber auch zu forsch gewesen. Wie konnte er mich nur küssen wo er mich doch noch nicht einmal kannte? Ich war sicher frech, war zu vielem bereit - aber ich war nicht billig.

Ich rannte förmlich aus dem Lokal, schnappte mir das nächste Taxi und machte mich auf den Weg zurück in die Pension. Als ich ausstieg, liefen mir heiße Tränen über die Wange. Warum hatte er das nur getan?
'Die Männer sind alle gleich!'

Nein, das durfte nicht wahr sein. Ich hatte doch auch schon andere Exemplare kennen gelernt, hatte sie geliebt, mich verliebt, sie heimlich angebetet und nicht darauf gewartet, daß sie dieses Gefühl vielleicht erwiderten. Nein, mir hatte es immer genügt dieses Kribbeln im Bauch zu spüren, wenn sie, ohne mich zu beachten, an mir vorüber liefen. Ich fühlte mich plötzlich so verletzt, so tief verwundet aber auch stark.

Okay, Frank hatte mir wehgetan und jetzt würde ich ihm beweisen, daß ich ihn haben konnte. Ich würde ihn bekommen, ihn lieben, für und um ihn kämpfen. Ich würde ihn behalten.
'Oh wie naiv du doch bist! Wie lange willst du dir noch weh tun? Wie oft willst du noch sterben ehe du begreifst, daß zur Liebe immer zwei gehören? Wie oft muß ich dir zeigen wozu die Menschheit fähig ist und daß sie deine Gefühle, deine Art einfach nicht verdient?'

Ich kroch aus meinen Klamotten und legte mich ins Bett. Die Nacht war kurz, die Träume grausam und der Schlaf... Na ja, schweigen wir darüber. Ich denke einfach mal, daß ein Murmeltier oder ein notorischer Schlafwandler trotz allem mehr Ruhe finden als ich es in jener Nacht tat.

Am nächsten Morgen war meine Welt wie gewandelt. Ich stand auf und sang, ging unter die Dusche und bestellte dann den Zimmerservice. Als es klopfte, ging ich nur mit dem Bademantel bekleidet an die Tür um zu öffnen. Frank stand vor mir und hielt das Tablett in fahrigen Händen. Ich gab ihm einen Kuss, nahm ihm dann das Tablett ab und tanzte zurück in mein Zimmer.

Auf dem Tablett befanden sich ein paar Scheiben Toast, ein Ei, Kaffee und Marmelade und... Ein Brief! Auf meinem Tablett lag ein Brief! Ich öffnete ihn hastig und las die wenigen Zeilen.
"Wir treffen uns Punkt 11:00 Uhr unten im Foyer, dann kannst du dir die Wohnung anschauen und zieh dich warm an. Gruß, Frank"

Freudestrahlend aß ich ein paar Bissen von dem Toast und trank meinen Kaffee. Was sollte ich denn jetzt vor lauter Übermut mit den verbleibenden Stunden anfangen? Ich konnte doch unmöglich Bäume ausreißen oder das Zimmer einmal komplett umräumen. Ich hatte Angst vor mir, Angst vor dieser Euphorie, Angst vor dieser Kraft, die mich so plötzlich durchströmte.

Langsam und zitternd nahm ich auf einem der Stühle platz. Ich hatte diese Höhenflüge zu oft erlebt um mich ungehindert auf das Abenteuer einzulassen, hatte den Absturz zu oft erlebt und hart zu kämpfen gehabt. Ich bin ein Mensch der gern lebt, ein Mensch, der anderen das Leben gönnt, der ihnen das Leben erleichtert aber ich kenne auch die Schattenseiten und ich kenne sie zu gut um für ihren Schrecken blind zu sein.

Gegen 1o:30 Uhr zog ich mich schließlich an. Ich wählte eine enge weiße Stoffhose, dazu eine weiße Bluse und weiße Sandalen. Mein Haar ließ ich offen, das Gesicht beinahe ungeschminkt. Mit einem frechen Grinsen stand ich Punkt 11:00 Uhr vor Frank.
"Fertig! Jetzt will ich die Wohnung sehen."
Frech drehte ich mich um meine eigene Achse.
"Na? Bin ich warm genug angezogen?"
Frank lachte.
"Das werden wir gleich herausfinden."

Gemeinsam liefen wir zu seinem Auto und stiegen ein. Der Weg bis zu seiner Wohnung war nicht weit.
"Sag mal?" begann ich zögernd, "Wenn du ein Haus besitzt warum arbeitest du dann in einer Pension? Kriegst du den Hals nicht voll genug? Willst du Millionär werden um dann mit 50 Jahren auf einer Insel im Pazifik zu sitzen, deinen fetten Bierbauch zu streicheln und dich von minderjährigen karibischen Schönheiten füttern zu lassen?"
Seine Gesichtszüge entgleisten.
"Das siehst du also in mir?"
Seine Stimme war kalt, sein Blick von bitterer Enttäuschung getrübt.

Wortlos parkte er seinen Wagen und stieg dann aus. Er schloss die Wohnungstür auf und ging mit mir in den zweiten Stock.

Die Wohnung war ein Traum. Sie hatte unheimlich große Fenster, die das Tageslicht fast ungehindert in die großen Zimmer gleiten ließen. Außerdem war sie nicht so verwinkelt. Ich hatte mich auf Anhieb verliebt.
"Kann ich den Mietvertrag unterschreiben?"
Er nickte und gab mir das Papier. Ich las es langsam und Wort für Wort. Dann bat ich ihn um einen Stift und unterschrieb. Frank nahm den Vertrag und legte ihn auf das Fensterbrett. Dann öffnete er die Tür zum Balkon und trat mit mir hinaus.

Hier standen noch Sommermöbel, die wohl dem Vormieter gehört haben mußten. Frank setzte sich auf die Sonnenliege und zog mich an sich. Seine Hand glitt beinahe mühelos in meine Hose. Ich hielt seinen Arm fest.
"Was machst du da?"
Er würde mich doch nicht...?
"Nur keine Angst, Süße. Ich wollte nur sichergehen, daß sich da nicht irgendwo ein Kissen versteckt."

Da war wieder dieses Grinsen in das ich mich so sehr verliebt hatte.
"Ein Kissen? Spinnst du? Meinst du ich will so rum rennen als wäre ich den Pampers noch nicht entwachsen? Weißt du wie albern das aussieht? Hast du sonst noch ein Leiden?"
Sein Grinsen wich einem Lächeln, einem warmen aber auch gefährlichen Lächeln.

Und plötzlich lag ich über seinen Knien, fühlte seine Erregung, mein Erstaunen, das Verlangen tief in mir und die Angst davor, daß er mir weh tun könnte. War ich so schnell am Ziel meiner Träume angekommen? Seine Hand strich über meinen Po, verursachte leichte Wellen der Gänsehaut, Wellen der Erregung, Wellen des Vergehens und er entlockte mir ein Stöhnen.

Im nächsten Moment traf mich ein leichter Klaps. Es war ein tolles Gefühl aber auch unbefriedigend. Es war so als dürfte man etwas kosten, das so wunderbar schmeckt, den Hunger weckt aber man hat Angst süchtig danach zu werden, Angst davor nicht genug davon bekommen zu können. Ja, vielleicht hatte ich Angst davor, daß in mir etwas erwachen könnte, was sich dann nicht mehr kontrollieren ließ.

Franks Hand klapste weiter munter auf meinen Po. So hatte ich es mir immer vorgestellt, als ich noch klein war und Fehler gemacht hatte. Lag wohl daran, daß mir meine Freunde oft erzählt hatten, daß sie zu Hause den Po voll bekamen. Ich hatte diese Erfahrung nie machen dürfen, hatte überhaupt selten erfahren was richtig und falsch war. Heute, jetzt, war das alles anders. Jetzt würde ich erfahren was Grenzen sind, jetzt würde ich erfahren was ich tun durfte und was nicht und ich würde zum ersten Mal spüren was Lieben heißt.

Ich hatte mich gerade an dieses intensive, dieses erhebende Gefühl der Geborgenheit gewöhnt als Frank von mir verlangte, daß ich aufstehen solle.
"War das alles!?!"
Ich war so enttäuscht, daß ich diesen Gedanken nicht für mich behalten konnte. Er sollte jetzt nicht aufhören! Er hatte gefälligst weiterzumachen. Das war ja wie wenn man beim Sex mittendrin aufhörte und den anderen halbfertig liegen ließ. Frank gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Du mußt dich in Geduld üben!" schmunzelte er, nahm mich an der Hand und ging mit mir zurück in die Wohnung.

Dann hantierte er an einem Schlüsselbund und übergab mir schließlich den Schlüssel für meine Wohnung.
"Die Miete hat pünktlich am Ersten jeden Monats auf meinem Konto zu sein!"
Ich grinste.
"Und wenn nicht?"
Er sah mich plötzlich sehr ernst an.
"Dann wird mir schon was einfallen!"

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