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Date Posted: 14:11:54 10/09/01 Tue
Author: wen_kümmert's
Subject: Re: Über Suizidabsichten reden (Teil 2 @senseless und wen's interessiert)
In reply to: outsider 's message, "Über Suizidabsichten reden (Teil 2 @senseless und wen's interessiert)" on 23:52:18 10/08/01 Mon

>(Antwort auf http://www.voy.com/36339/976.html)

Ich lese schon seit einiger Zeit mit und komme nicht umhin zu diesem interessanten Thema auch meinen Senft dazu zu geben;-).

>>Auf Schweigen, Rueckzug oder Ausweichen zu treffen,
>>ist grundsatzlich schlimmer.
>>
>>Es ist aber dennoch ein gangbarer Weg, der für
>>beide Seiten einen vermeidbaren Stress und Druck
>>umgeht.
>
>Nein, eben nicht! Es ist ein viel schlimmerer Stress,
>Ungewissheit aushalten zu muessen.

Welche Ungewissheit? Die "normale" Reaktion auf einen Rückzug, ohne Angabe von Gründen, ist doch eher Wut, wenn ich mich konsequent und über einen längeren Zeitraum, jeglichem Kontakt zu Freunden verweigere. Mir ist es sogar lieber wenn ehemalige Freunde wütend auf mich sind weil: "er sich aber sehr verändert hat und deswegen mag ich keinen Kontakt mehr zu ihm haben", "er jetzt völlig durch dreht" oder "andere mit runterzieht" usw.
Natürlich gibt es auch den hartnäckigen Typ von Freund der einfach nicht locker lassen will. Aber im Laufe der Zeit gibt jeder auf und das vorherrschende Gefühl ist dann nicht mehr Ungewissheit sondern Gleichgültigkeit oder Wut.


>>Und genau darum geht es, denke ich. Darum dem anderen
>>und sich selber eine belastende (sehr freundlich
>>ausgedrückt) Situation und für den anderen zu
>>ersparen.
>
>Nochmal: Ungewissheit kann viel belastender sein.

Gut, das Du "kann" schreibst. Aus eigener Erfahrung weiß ich das es weit schwerer für Freunde ist mit der sog. Wahrheit umzugehen. Wenn es nun die wirklich "wahren" Freunde sind die Kenntnis von Deiner Absicht Dich selbst zu töten (unabhängig vom Zeitpunkt) erlangen, sind Sie gezwungen sich mit Deiner Situation auseinanderzusetzen und, auch wenn es gar nicht Deine Absicht war, überträgst Du Ihnen damit ein Stück Verantwortung. Natürlich wird es einen Teil geben der sich dieser Verantwortung nicht gewachsen fühlt und Dir den Rücken kehrt aber für den Teil der das nicht tut wird die Situation weit schwieriger. Sie bieten Dir jegliche Art von Hilfe an und wie groß wird wohl die Enttäuschung und/oder Verzweiflung dieser Menschen sein wenn Du Dich dennoch tötest?


>>beantworten zu müssen. Die ehrlichen Antworten würden
>>sie belasten (das weiss ich, weil ich sie kenne!),
>>u.U. traue ich ihnen sogar zu, das sie weitere
>>Schritte gehen würden (Familie informieren, etc.)
>
>Das nennst du Freunde??

Gerade solche Menschen nenne ich Freunde. Klar, ist es schwer für einen "normalen" Menschen Suizid zu akzeptieren. Ausschlaggeben hierfür ist der Grund der Suizidalität. Jeder, meiner übriggebliebenen Freunde, könnte eine schmerzhafte, tödlich verlaufende Krankheit als Suizidgrund akzeptieren. Psychische Krankheiten gehören aber nicht dazu, da es sich, in den Augen meiner Freunde, um eine heilbare oder zumindest behandelbare Krankheit handelt.
Tatsächlich stand einer meiner Freunde schon vor der Entscheidung mich in die Klapse einliefern zu lassen. Aus 2 Gründen entschloss er sich jedoch dagegen. Erstens, hatte er die Befürchtung ich könnte jeden Menschen, sei es Rettungssani oder Ordnungshüter, der durch meine Wohnungstüre tritt, abknallen und anschließend mich selbst töten oder das selbige ohne den Umweg der rumknallerei tun. Zweitens war er der Ansicht ein Aufenthalt in der Klapse könnte mir eher Schaden als nützen und hat mir daher versucht ins Gewissen zu reden.
Es IST eine große Belastung für die Menschen, die ich glaube zu kennen, mit den Suizidgedanken eines Freundes umzugehen. Es ist immer eine Gratwanderung. Auf der einen Seite sieht niemand gern wenn sich "der beste Freund" die Rübe wegschießt aber die Alternative dazu sieht auch nicht viel besser aus.

>>Ich glaube, das ein solcher Schritt noch viel mehr zu
>>befürchten stünde, wenn man die Nachfragen ehrlich
>>beantwortet.
>
>Ich kenne keine Menschen naeher, die mir im Falle dass
>ich ihnen meine Gefuehle anvertraue, die Polizei auf
>den
>Hals hetzen.

Genau das ist der Punkt. Wie sollen Freunde reagieren? Sich ohne Kommentar verziehen, Dir Hilfe (oder das was Sie dafür halten) anbieten oder einfach die Situation hinnehmen?
Für mich habe ich entschlossen mit niemandem aus dem Freundeskreis über _akute_ Suizidalität zu sprechen. Somit umgehe ich jemanden in die schwierige Situation zu bringen entscheiden zu müssen was "gut für mich ist". Die Gründe warum ich letztlich keinen anderen Ausweg sah sind Ihnen ja hinreichend bekannt. Mir ist bewusst das Sie mich, mit nahezu jedem Mittel, am Leben erhalten wollen und das zeigt mir die Wertschätzung die mir entgegen gebracht wird. Aus diesem Grund will ich niemanden mit dem Gedanken belasten "nicht genug getan zu haben".
Natürlich wirst Du jetzt einwenden das es auch Wertschätzung ist die Entscheidung eines Freundes zu respektieren. Das sehe ich ja auch so. Diese Vorstellung entspricht aber leider nicht der Realität...jedenfalls nicht meiner ;-).
Unbestritten ist doch das Dich Deine Freunde, die vermutlich gar nicht nachvollziehen können wie groß der Leidensdruck ist, lieber lebend an Ihrer Seite haben als Dich tot und begraben zu sehen.

Ich weiß das ich mir in einigen Teilen des Posting's widerspreche aber das resultiert aus dem Versuch die Perspektive beider Seiten darzustellen und zu berücksichtigen. Man möge mir verzeihen...;-).

Grüße,
Michael

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